Wie der Verein Wisent im Thal kürzlich in seinem Newsletter bekannt gab, zählt die Herde damit nun sieben Tiere. Die beiden Kälbchen, ein Weibchen und ein Männchen, hätten sich bereits vollkommen in die Gruppe integriert und folgten allen Wanderungen mühelos. Seit Beginn des Julis halte sich die Wisentherde aber mehrheitlich im Wald auf
Versucht dauert fünf Jahre
Auf der Sollmatt in Welschenrohr leben seit November 2022 Wisente in einem 50 Hektaren grossen Gehege, das frei betreten werden kann. Dieses Gehege umfasst rund 37 ha Wald und 13 ha Wiesen und Weiden. Ab dem dritten Jahr soll das Gehege auf 100 Hektar vergrössert werden. Es ist aber elektrisch eingezäunt. Ziel des Projektes ist es, mit einer Wisent-Testherde zu untersuchen, ob der im Mittelalter ausgerottete Wisent heute als Wildtier im Jura tragbar ist. Der Versuch dauert fünf Jahre.
Zur Test-Herde zählen nun ein vierjähriger Stier, drei Kühe im Alter zwischen vier und sechs Jahren, ein letztjähriges Kalb, das aber nicht auf der Sollmatt zur Welt kam, sowie die beiden im Juli geborenen Kälber. Das erste Kalb, ein Weibchen, kam Anfang Juli auf die Welt.
Schwierig zu beobachten
Besucherinnen und Besucher müssen einen Abstand von mindestens fünfzig Metern zu den Tieren einhalten. Weil sich die Wisentherde seit Anfang Juli mehrheitlich im Wald aufhalte und viel herumziehe, seien die Tiere nur schwierig zu beobachten.
Noch schwieriger sei es, die kleinen Kälbchen im Wald zu sehen, schrieb der Verein im Newsletter. Immerhin gelang es Projektleiter Otto Holzgang, die Jungwisente und ihre Muttertiere am 26. Juli bei einem ihrer seltenen Auftritte auf einer Wiese zu fotografieren.
Phase III ohne Zäune
Die Test-Wisentherde kann sich also nun während 5 Jahren innerhalb des Waldes grossräumig im Gebiet frei bewegen. «In der Phase III zeigt sich nun, ob freilaufende Wisente tatsächlich keine grösseren Schäden im Landwirtschaftsgebiet stiften, wie dies der Verein Wisent Thal annimmt oder ob allfällige Schäden mit einfachen Präventionsmassnahmen verhindert werden können», heisst es in der Projektbeschreibung.
Das Testgelände gehört der Bürgergemeinde Solothurn sowie dem Landwirt und Wisent-Ranger Benjamin Brunner. Während der Dauer des Versuches ist das Gelände eingezäunt. Es wird während der Projektzeit weiterhin land- und forstwirtschaftlich genutzt. Der Zugang für die Öffentlichkeit wird nicht eingeschränkt.
Die Gesamtkosten für 10 Jahre betragen rund 2.8 Millionen Franken, von denen rund eine Million durch den Betrieb des Schaugeheges und durch geführte Exkursionen zur Wisent-Testherde erwirtschaftet werden kann.
Mit der Wisent-Testherde will der Verein innerhalb fünf Jahren herausfinden, ob der im Mittelalter ausgerottete Wisent heute als Wildtier im Jura tragbar ist.
Roger Stöckli
Bundesgericht gab grünes Licht
Das Naturprojekt hat immer wieder Diskussionen ausgelöst. Das Bundesgericht wies im Februar 2022 die Beschwerde einer Privatperson gegen das Gehege ausserhalb der Bauzone ab. Dieses habe keine grossen Auswirkungen auf Raum und Umwelt, hielt das Bundesgericht fest.
Die Behörden des Kantons Solothurn hätten die Bewilligung korrekt erteilt. Die Haltung einer halbwild lebenden Wisentherde setzt gemäss Bundesgericht eine grosse, möglichst natürliche Wald- und Weidefläche voraus und ist daher auf einen Standort ausserhalb der Bauzone angewiesen. Auch hätten kantonale Fachinstanzen und das Bundesamt für Umwelt (Bafu) das Vorhaben als positiv eingeschätzt.
Bauern befürchten Schäden
Landwirte in der Region machten sie ebenfalls Sorgen wegen dem Wisent. Eine Beschwerde wurde im Jahr 2020 gemäss SRF von Bauern eingereicht. Landwirte, die direkt neben dem Gehege Land haben, befürchteten bei einer zukünftigen Auswilderung ohne Zaun, dass die Wisente dann ihr Land zerstören würden. Zudem monierten sie, dass man wegen des Zauns nicht mehr in die Waldregion komme.
Zudem sei eine Forderung der Bauern unerfüllt geblieben, berichtete die «Solothurner Zeitung» im März 2020. Wie Edgar Kupper, der die Landwirte als Wortführer der Gegnerschaft unterstützte, gegenüber der Zeitung sagte, wurde eine vom Kanton gestellte Begleitgruppe, die das Projekt unter Einbezug der Bauern und weiteren Betroffenen begleiten sollte, nicht geschaffen. «Im besten Fall wollen wir, dass die Bewilligung für das unnötige Projekt nicht gegeben wird. Wenn es aber durchgestiert wird, müssen alle Fragen geklärt und bereinigt sein», sagte Kupper damals.
Kommentare (1)