Grund für die Zwangsversteigerungen waren Schulden des mit einem Tierhalteverbot belegten Landwirts. Gemäss mehreren Medienberichten lag die Summe über einer Million Franken.
72’000 Quadratmeter
Das Mindestgebot für den über 72’000 Quadratmeter grossen Hof lag gemäss «20 Minuten» bei 1’004’000 Franken. Den Wert der Grundstücke schätzte das Bezirksbetreibungsamt gesamthaft auf 2’048’000 Franken. Gemäss dem Onlineportal haben sich die Bietenden für den Hof in Hefenhofen eine regelrechte Bieterschlacht geliefert. «Insgesamt wird fast 20 Mal geboten, diverse Male werden dieselben Nummern in die Luft gehoben», heisst es im Artikel weiter. Laut der Nachrichtenagentur sda haben vor allem drei Bieter den Preis in die Höhe getrieben.
Der Auktionator erklärte, dass mit dem erzielten Erlös von 1,83 Millionen Franken die vom Betreibungsamt geforderten Ausstände gedeckt seien. Mit der Versteigerung des Hofs endete die Auktion. Aufgrund des Verkaufserlöses des Hofs kamen zwölf weitere Objekte in Salmsach, Uttwil, Romanshorn und Amriswil nicht unter den Hammer. An der Versteigerung in Frauenfeld nahmen 78 bietende Personen teil.
«Formalitäten mit Landwirtschaftsamt geklärt»
Der Zuschlag entfiel schliesslich auf einen Gemüseproduzenten. Es handelt sich um Stefan Müssigang aus Österreich. Der Gemüsebauer betreibt seit wenigen Wochen einen Standort in der Schweiz – die Gemüse Müssigang GmbH in Buchs SG. Laut dem Eintrag ins Handelsregister bezweckt die Gesellschaft den Betrieb von Gemüseanbau und Gemüsehandel. Die Gesellschaft kann im In- und Ausland Zweigniederlassungen errichten, sich an anderen Unternehmen beteiligen oder solche übernehmen sowie alles vorkehren, was ihrem Zwecke dient. Sie kann im In- und Ausland Liegenschaften und Wertschriften erwerben, verwalten und verkaufen.
Wie «20 Minuten» berichtet , bewirtschaftet er im Bundesland Tirol einen Biobetrieb. Wie es auf der Website von genussregion.at heisst , hat sich die Familie Müssigang in Hall bei Innsbruck auf verschiedene Gemüsearten von Blattsalat, Karotten, Sellerie bis hin zu Karfiol und Radieschen spezialisiert. Beliefert wird der Detailhandel.
Müssigang hat auch den Speckbacherhof in Thaur bei Innsbruck gepachtet. Auf 15 Hektaren werden unter anderem Radieschen, Spezialsalat, Kohlrabi, Rhabarber, Zucchini oder Fenchel angebaut. Das Gemüse dieses Betriebs wird an die Aldi-Tochter Hofer geliefert.
Weshalb haben sie sich für den Betrieb interessiert? ««Ausschlaggebend für uns war die Grösse des Landes», sagen Stefan und Karolina Müssigang zum Onlineportal. Die Bauernfamilie will auf dem Betrieb künftig Gemüse anbauen. Und sie sehen ihre Zukunft in der Schweiz. Sie hätten schon seit längerer Zeit nach einem Hof in der Schweiz umgeschaut. Zuerst wollen sie die Liegenschaft umbauen. Er habe sich «in die Schweizer Mentalität» verliebt, sagte er weiter zu «20 Minuten». Alle Formalitäten sind laut dem Österreicher mit dem Thurgauer Landwirtschaftsamt geklärt.
Der Hof wurde 2017 zwangsgeräumt
Der Pferdezüchter, dessen Hof nun versteigert wurde, erlangte 2017 wegen eines Tierschutzfalls nationale Bekanntheit. Damals ordneten die Behörden eine Zwangsräumung des Hofs an und beschlagnahmten unter anderem 90 Pferde. Zuvor kursierten in den Medien Fotos von massiv vernachlässigten Tieren. Seit Jahren stand der Pferdezüchter im Streit mit den Behörden. Seine Tierhaltung war immer wieder beanstandet worden.
Im März 2023 stand er unter anderem wegen mehrfacher Tierquälerei vor dem Bezirksgericht Arbon. Dieses sprach den ehemaligen Pferdezüchter jedoch von zahlreichen Vorwürfen frei. Die meisten von den Behörden vorgelegten «Beweise», mit denen die Staatsanwaltschaft den vorbestraften Tierquäler mehr als sechs Jahre hinter Gitter bringen wollte, seien nicht verwertbar, hiess es im Urteil.
Dagegen legte die Staatsanwaltschaft Berufung ein. Der Fall wurde noch nicht am Thurgauer Obergericht verhandelt.
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