Geschossen werden sollen die Wölfe im gesetzlichen Regulationszeitraum vom 1. September bis zum 31. Januar 2025, wie das Amt für Jagd und Fischerei (AJF), die Wildhut, am Donnerstag mitteilte.
30 Wolfswelpen
«Prozentual zum Gesamtbestand entspricht die Entnahme derjenigen vom letzten Jahr», erklärte Amtsleiter Adrian Arquint gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Von den geplanten Abschüssen handle es sich in 30 Fällen um Wolfswelpen. Im Schnitt habe ein Wolfspaar fünf bis sechs Welpen pro Wurf.
Die Gesamtzahl könnte sich noch leicht erhöhen. Bei drei Rudeln ist eine Reproduktion zwar wahrscheinlich, der diesjährige Nachwuchs wurde aber noch nicht nachgewiesen und in die Abschussplanung einbezogen.
Mindestens 120 Wölfe in Graubünden
Komplett erlegt werden soll neu lediglich das Vorabrudel bei Laax im Bündner Oberland. Sollte sich zudem herausstellen, dass das letztes Jahr regulierte Beverin-Rudel bei Thusis noch nicht zerfallen ist, wird auch dieses geschossen.
Im Kanton Graubünden gibt es derzeit 12 Wolfsrudel. Das Beverin-Rudel gibt es derzeit nicht mehr.
Kanton Graubünden
Die Anzahl Wölfe in Graubünden wuchs laut dem Jagdamt auch dieses Jahr an, insbesondere in den bislang rudelfreien Gebieten. «Es leben mindestens 120 Wölfe in Graubünden», sagte Arquint. Aktuell werden auf Kantonsgebiet zwölf Rudel bestätigt. Die Wildhut geht davon aus, dass im Verlauf des Sommers noch weitere Rudel hinzukommen werden, wenn sich Wolfspaare erstmals fortpflanzen.
Neues Wolfsrudel bestätigt
Auf dem Gemeindegebiet von Klosters GR hat sich ein neues Wolfsrudel gebildet. Auf dieses wurde gemäss dem Kanton eine Privatperson aufmerksam, die drei Wolfswelpen beobachtete. Es handelt sich um das zwölfte bestätigte Wolfsrudel im Kanton. Das neue Rudel wird als Älpelti-Rudel bezeichnet. Das Beverin-Rudel erfülle die Kriterien eines Rudels nicht mehr, teilte der Kanton Graubünden im Juli mit . Als Rudel werden Gruppe ab 3 Wölfen, welche gemeinsam unterwegs sind, gezählt. blu
Konflikte reduzieren
Ziel dieser Abschüsse sei die Reduktion der Konflikte mit der Landwirtschaft und die Erhöhung der Scheue gegenüber dem Menschen, betonte Arquint. Der Wolfsbestand solle dabei nicht gefährdet werden. «Es gilt künftig genau zu beobachten, wie sich der neue und für Mitteleuropa einzigartige Managementansatz auf den Wolfsbestand und die Konflikte auswirken wird. Aufgrund der Erfahrungen wird dieser in den kommenden Jahren laufend optimiert», sagt Arquint.
Während der Jagdzeit wird die Wildhut bei der Entnahme ganzer Rudel von der Bündner Jägerschaft unterstützt. Um an der Wolfsregulation teilnehmen zu dürfen, müssen Jägerinnen und Jäger einen Ausbildungsabend absolvieren. Der Wolf ist aber auch gemäss der neuen Jagdverordnung nach wie vor keine jagdbare Tierart.
Die Bewilligung des Bundesamts für Umwelt (BAFU) wird für Ende August erwartet. Das AJF wird zu diesem Zeitpunkt über den Entscheid des BAFU und den regionalen Einbezug der Bündner Jagden informieren.
2023 wurde Wolfsjagd gestoppt
Die am 1. Dezember 2023 gestartete Jagd auf Wölfe wurde wenige Tage später bereits teilweise gestoppt. Pro Natura, WWF Schweiz und Birdlife Schweiz begründeten ihre Einsprachen gegen die Abschussverfügungen mit der Missachtung der Verhältnismässigkeit. Bund und Kantone ignorierten die wichtige Rolle des Wolfs im Lebensraum Wald, hiess es im gemeinsamen Communiqué. «Die neue Verordnung über die Jagd und den Schutz wildlebender Tiere (JSV) ist einseitig auf Wolfsabschüsse gemünzt. Besonders irritierend am Vorgehen von Bund und Kantonen ist, dass Abschüsse ganzer Wolfsrudel flächig bewilligt wurde», kritisierten die Organisationen.
Sie fochten vier der acht Abschussverfügungen im Kanton Graubünden vor Gericht an. Die Regulation von Rudeln solle aber weiterhin möglich sein, hielten die Organisationen fest. Der Kanton Graubünden stoppte die Jagd umgehend. Das überraschte die Wolfsschützer. «Den Stopp aller Abschüsse im Kanton Graubünden haben die kantonalen Behörden verfügt und war nicht Teil unserer Beschwerde», liess der WWF verlauten. blu
Neues Wolfsrudel im Kanton St. Gallen
Auch im Kanton St. Gallen wächst der Wolfsbestand. Ein Wolfspaar hat sich im Raum Gamserrugg/Werdenberg wohl zum ersten Mal fortgepflanzt , wie das Volkswirtschaftsdepartement am Donnerstag mitteilte. Beobachtet wurden bis zu drei Welpen. Damit lebt erstmals ein Wolfsrudel nördlich des Walensees.
Die Wildhut versucht nun, die genaue Anzahl der Welpen nachzuweisen. Weiter wird erwartet, dass sich das ehemalige Glarner Schilt-Rudel im St. Galler Schilstal fortpflanzen könnte. Trotz intensivem Monitoring wurden bisher aber keine Welpen gesichtet.