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Magadinoebene: Vom Vieh zum Gemüse

Thomas Alois Hodel, David Wagner und Myrtha Mathis |

 

Studierende der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen besuchen auf ihrer Abschlussreise Landwirtschafts- und Verarbeitungsbetriebe in der Schweiz. Auf schweizerbauer.ch berichten sie darüber. In Teil 4 gibt es einen Einblick in den Betrieb Masseria Ramello der Familie Feitknecht.

 

Das Wetter liess am vierten Exkursionstag absolut keine Wünsche offen. In Cadenazzo TI besuchten wir den Betrieb Masseria Ramello der Familie Feitknecht. Diese ist bereits seit 1951 mit dem Betrieb verbunden. Zuerst als Verwalter im Auftrag von Coop und ab 1987 als Pächter.

 

Betrieb gehörte früher Coop

 

Im Jahr 1918 hat Coop den Betrieb mit dem Ziel gekauft, landwirtschaftliche Produkte zu produzieren, zu verarbeiten und zu verkaufen. Dies vor allem, weil die Schweiz während des Ersten Weltkriegs eine grosse Hungersnot erlebte. Dass ein Detailhändler wie Coop sich einem kompletten Betrieb annahm und produzierte, ist heute nicht mehr denkbar.

 

Im Jahr 1997 ging der Traum vom eigenen Hof in Erfüllung. Die Masseria Ramello wurde von Ulrico und Rosa Feitknecht ins Eigentum übernommen. Im Jahr 2015 übernahm Adrian, der jüngste Sohn von Ulrico und Rosa, den Hof und stellte ihn zeitgleich auf die biologische Produktion um. Seine Frau Olaya unterstützt ihn dabei auf dem Betrieb. Feitknecht beschäftigt zwei Angestellte sowie einen Lehrling. Ulrico hat den Betrieb gerne übergeben, unterstützt seinen Sohn aber weiterhin. Vor allem bei Führungen ist er immer dabei. Von seinen Erfahrungen und seinem breiten Wissen konnten wir uns selbst überzeugen.

 

 

Hof war auch Spital

 

Der Hof liegt in der Magadinoebene, die sich vom Lago Maggiore bis nach Bellinzona erstreckt. Das Klima des Tessins (1600 mm Niederschlag,  8 C° Temperatur und 2100 Sonnenstunden – alles Durchschnittswerte) und die Beschaffung der Böden, schluffiger Sand von Flussablagerungen des Ticino, sorgen für einzigartige Anbaubedingungen. Bis vor 150 Jahren war diese Ebene noch eine Flutebene, die dann später durch die Kanalisierung nutzbar wurde.

 

Die Masseria Ramello war aus diesem Grund eine der wenigen Höfe in der Region, da sie auf einer leichten Erhöhung errichtet wurde, die den Betrieb vor Überschwemmungen schützte. Im 19. Jahrhundert diente der Hof als Malariaspital, da die Mücken, die diese äusserst heimtückische Krankheit übertragen, in diesen feuchten Gebieten rasant vermehrten.

 

Vom Vieh zum Ackerbau

 

Später wurde der Betrieb für die Viehhaltung ausgebaut und der Ackerbau wurde auf die Lebensmittelproduktion ausgerichtet. Dazu wurden viele Meliorationen gebaut, wie zum Beispiel zwei Kanäle, die zur Bewässerung der Felder genutzt werden. Im Jahr 1888 begann dann die Aufbereitung der Ebene und die Urbarmachung durch die Kanalisierung des Ticino. Dies veränderte die Aspekte der Landwirtschaft in der Region stark. Es gab einen Wechsel von viehorientierter Landwirtschaft zu einer intensiven, ackerbaulichen Nutzung.

 

 

Wie sich der biologische Landbau in der Magadinoebene in den letzten 20 Jahren entwickelte, erklärt Betriebsleiter Adrian Feitknecht im Video-Interview. Die Nutzung der Fläche als Gemüse- und Ackerbaugebiet hatte zur Folge, dass im Kanton Tessin weniger Tiere gehalten werden. Mittlerweile werden die Alpen des Kantons von rund 70% Tieren aus der Deutschschweiz bestossen. Das ist somit eine direkte Folge der Aufbesserung der Ebene.

 

 

In Kontakt mir Kritikern

 

In der Magadinoebene entstand auch ein grosses Naturschutzgebiet. Der Einklang der Landwirtschaft mit der Natur steht für die Familie Feitknecht im Mittelpunkt. Obwohl sie lange nicht nach biologischen Richtlinien produzierten, zeigten sie auch früher schon gut auf, dass auch ein konventionell bewirtschaftender Landwirt Sorge zur Natur tragen möchte.

 

Dies ist auch eine gute Möglichkeit, in direkten Kontakt mit diversen Interessensgruppen aus der Gesellschaft zu treten. Wenn man in Kontakt mit kritisch gestimmten Verbänden treten könne, habe man die Möglichkeit, die eigene Arbeit und die eigenen Werte zu erläutern, sagt Adrian Feitknecht. «Das ist vermutlich auch der Schritt für die weitere Entwicklung», hält sein Vater fest.

 

Der Laufstsll der Masseria Ramello für 70 Milchkühe.
zvg

 

70 Milchkühe

 

Der Betrieb Feitknecht ist mit rund 70 Milchkühen einer der grösseren Milchbetriebe der Region. «Wir sind ein Spezialfall. Wir haben noch Kühe und Schweine. Solche Betriebe gibt es nicht mehr viele», sagt Feitkecht im Videointerview. Weiter lässt das Klima im Tessin den Anbau von eher untypischen Kulturen wie Soja und Reis zu. Der Betrieb umfasst zudem noch einen grösseren Schweinestall. Freie Räumlichkeiten werden zudem für den Agrotourismus verwendet. Zum einen für Ferien auf dem Bauernhof, und zum anderen als Eventraum für diverse Festlichkeiten.

 

Auf dem Betrieb besichtigten wir die verschiedenen Betriebszweige. Das reichte vom älteren Teil der Gebäude mit dem Tiefstreuläger der Rinder bis zum neueren Laufstall für die Milchkühe. Als letztes machten wir einen kurzen Rundgang zu den angrenzenden Weizenfeldern. Die grossen Flächen mit einem Baumsaum zum angrenzenden Naturschutzgebiet liess gleich ein wenig mediterrane Gefühle aufkommen. Auffallend war dabei, dass der Schweinestall direkt vor dem Naturschutzgebiet liegt. Dies barg einige bauliche Herausforderungen.

 

 

Teil 3: Mit Spezialkultur Markt gefunden
Teil 2: Milchkühe, Ingwer und Saatgut
Teil 1: Wie sich Milco am Milchmarkt positioniert

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