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PFAS bedroht Existenz von Bauernfamilien

In St. Galler Böden wurde die Chemikalie PFAS nachgewiesen. Sie stellt ein Gesundheits- und Umweltrisiko dar. Fünf Landwirtschaftsbetriebe mussten deshalb im Sommer den Fleischverkauf einstellen. Sie sollen nun finanzielle Unterstützung erhalten. Da die ganze Schweiz betroffen sein könnte, wird ein nationaler Aktionsplan gefordert.

Landwirtschaftsbetriebe, deren Böden mit PFAS belastet sind, sollen finanziell unterstützt werden. Die St. Galler Kantonsregierung hat einen Sonderkredit in der Höhe von 5 Millionen Franken vorgesehen.

«Vollständige Entschädigung»

Damit sollen einerseits die betroffenen Bauernfamilien finanziell unterstützt werden. Dann soll damit aber auch die Forschung finanziert werden, um herauszufinden, wie die PFAS-Belastung reduziert werden kann. Ziel ist es , den betroffenen Betrieben neue Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen, bevor eine Betriebsaufgabe notwendig wird.

Auch Mathias Rüesch, Geschäftsführer des St. Galler Bauernverbandes (SGBV) erkennt, dass die PFAS-Belastung die Existenz von Bauernfamilien gefährde. In solchen Fällen fordert Rüesch für die betroffenen Bauernfamilien eine vollständige Entschädigung, wie er gegenüber dem «St. Galler Bauer» sagte. Der Kanton St. Gallen sieht hier die Auszahlung von Härtefallgelder vor. Die Kantonsregierung sieht in der PFAS-Belastung aber ein schweizweites Problem und fordert einen nationalen Aktionsplan. Der Bundesrat hat bis Ende 2025 einen entsprechenden Bericht in Aussicht gestellt.

Grosse Unsicherheit

Die Verunsicherung im Kanton St. Gallen ist gross. Noch sind viele Fragen offen. Noch ist nicht bekannt, welche Flächen wie stark mit PFAS belastet sind. Unklar ist auch, ob mit den belasteten Böden weitergearbeitet werden kann. Unklar ist auch, welche Langzeitfolgen für die Gesundheit der Menschen zu befürchten sind.

Seit Herbst 2021 ist bekannt, dass der Boden in Eggersriet SG mit PFAS belastet ist. Intensivere Untersuchungen haben nun ergeben, dass ein grösseres Gebiet im Nordosten des Kantons St. Gallen betroffen ist, teilt der Kanton in einer Medienmitteilung mit. Da im Fleisch von Rindern erhöhte PFAS-Werte festgestellt wurden, mussten als erste Massnahme fünf Betriebe den Fleischverkauf stoppen. Auch Milchproben von Kühen wiesen erhöhte PFAS-Werte auf, heisst es.

Für die betroffenen Landwirte bedeutet dies, dass sie ihre Produkte nicht mehr in den Handel bringen dürfen. Für sie bedeuten diese Massnahmen einen starke Einschränkung ihrer Produktion und damit eine Bedrohung ihrer Existenz.

200'000 Franken pro Betrieb

Mit einem Sonderkredit in der Höhe von 5 Millionen Franken für die nächsten vier Jahre will der Kanton nun die betroffenen Bauernfamilien finanziell unterstützen. Die Regierung wollte die Unterstützung auf 100'000 Franken pro Betrieb beschränken.

Was ist PFAS?

PFAS (per- und polyfluorierte Alkylverbindungen) sind sehr stabile chemische Verbindungen, die zum Beispiel in wasserabweisender Kleidung verwendet werden. Aufgrund ihrer Stabilität werden sie auch als «Ewigkeitschemikalien» bezeichnet, da sie in der Umwelt nicht abgebaut werden und sich daher anreichern.

PFAS sind problematisch, weil sie sich in Mensch und Tier anreichern und gesundheitliche Risiken wie erhöhte Cholesterinwerte, verminderte Fruchtbarkeit und ein erhöhtes Krebsrisiko verursachen können. Weitere Informationen finden Sie beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen.

Eine vorberatende Kommission habe nun aber den Antrag gestellt, diesen Betrag auf 200'000 Franken erhöhen, heisst es in der Mitteilung. Der Kantonsrat wird die Vorlagen in der kommenden Wintersession Anfang Dezember beraten. Die ersten Unterstützungsbeiträge sollen ab dem 1. Januar 2025 ausgerichtet werden.

«Bauern haben keine Schuld»

Aufgrund der erhöhten PFAS-Grenzwerte in Fleisch und Milch  wurden die Landwirte vom Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen angewiesen, Massnahmen zur Senkung der PFAS-Werte umzusetzen.

Viele Betriebe wüssten aber gar nicht, wie es weitergehen solle, heisst es im Bericht des «St. Galler Bauer». Zudem seien die Bauern verärgert, weil sie für etwas verantwortlich gemacht würden, das sie gar nicht verursacht hätten. Tatsächlich vermutet der Kanton in vielen Fällen mit PFAS belasteten Klärschlamm aus Abwasserreinigungsanlagen als Ursache. Dieser durfte bis 2006 als Dünger auf landwirtschaftliche Flächen ausgebracht werden.

Auch für Mathias Rüesch ist der Fall klar. Die Landwirtschaft habe das PFAS-Problem nicht verschuldet und habe es entsprechend auch nicht zu verantworten, sagte er gegenüber dem «St. Galler Bauer».

->  Hier können Sie sich detailliert über die PFAS-Situation im Kanton St. Gallen informieren.  

Zwei Formen der Finanzhilfe

Die Regierung sieht zwei verschiedene Arten von Finanzhilfen für stark betroffene Landwirtschaftsbetriebe vor, heisst es in einer Mitteilung des Kantons. In erster Linie sollen die Betriebe bei Produktionsanpassungen unterstützt werden. Dazu gehören beispielsweise der Zukauf von Futtermitteln oder die Umstellung der Wasserversorgung von Quellwasser auf die öffentliche Wasserversorgung.

Für diese Massnahmen sollen - wenn es nach der vorberatenden Kommission geht - in den Jahren 2025 bis 2028 maximal 200'000 Franken pro Betrieb zur Verfügung stehen. Falls diese Massnahmen nicht ausreichen und Bauernfamilien ihren Betrieb aufgeben müssen, sieht der Kanton Härtefallbeiträge vor.

Nationaler Aktionsplan – Bericht Ende 2025

Da kaum Erfahrungen zur Reduktion der PFAS-Belastung vorliegen und der Kanton darin ein nationales Problem erkennt, fordert er die Umsetzung eines nationalen Aktionsplans, heisst es in der Mitteilung. Für den Kanton St. Gallen ist es zwingend, dass ein solcher Aktionsplan rasch folgt und dass es ein national einheitliches Vorgehen gibt.

Mit dem Postulat von Tiana Moser (GLP, ZH) wurde der Bundesrat bereits im Dezember 2022 beauftragt, einen nationalen Aktionsplan zur Belastungsreduktion mit PFAS zu prüfen. Der Nationalrat hat das Postulat am 3. Mai 2023 angenommen. Am 11. September 2024 hat Franziska Ryser (Grüne, SG) beim Bundesrat nachgefragt, wie der Zeitplan aussehe. Der Bundesrat antwortete, dass er zum Postulat Moser bis Ende 2025 einen Bericht vorlegen werde.

Kommentare (8)

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  • Hermann Boettel | 20.11.2024

    Ich finde es RICHTIG und längst überfällig im Interesse des Verbraucherschutzes das die Gesundheitsbehörden HOCH belastete Lebensmittel zum Wohle aller Verbraucher aus dem Verkehr ziehen !!!!!!!


    Da aufgrund der Explosionsartig ansteigenden Umweltprobleme die Anzahl der schweizer Betriebedie die geltenden Grenzwerte überschreiten ebenfalls EXPLOSIONSARTIG ansteigen wird !!!!!!! wird konseguenter weise zukünftig die komplette Schweizer Lebensmittelproduktion aus dem Verkehr gezogen !!!!!!!


    Hier hilft auch nicht der gewonnene Schweizer Volksentscheid zur Aufrechterhaltung der schweizer LebensmittelproduktionL wenn alle zukünftig in der Schweiz erzeugen schweizer Lebensmittel nicht mehr Verkehrsfähig sind und auch die Schweizer ihre Lebensmittel zukünftig KOMPLETT aus geringer belasteten Ländern IMPORTIEREN müssen !!!!


    Die belgische Firma PHOENIX Q98 S.A., seit 15 jJahren Weltmarktführer in der Dekontamitation von PFAS


    Weshalb Millionen und abermals Millionen Steuergelder in schweizer Forschungsinstitute zu stecken, wenn man die Praxixbewährte Lösung bereits seit 15 Jahren in EUROPA zukaufen kann !!!!!!!


    Mit freundlichen Grüßen


    Hermann Boettel

  • This | 18.11.2024
    Mit der Unterstützung der betroffenen Betriebe werden alle Betriebe benachteiligt, die zu ihren Böden über Jahrzehnte Sorge getragen haben. Was haben diese Betriebe davon? Diesen Betrieben sollte eine Prämie ausbezahlt werden!
  • Zimmermann | 17.11.2024
    Dieser Kommentar wurde von der Redaktion entfernt.
  • Guido | 17.11.2024
    Wie immer erkennt man Fehler, wenn es spät oder zu spät ist. Klärschlamm auszubringeb hat sich schon früh als gefährlich herausgestellt. Es wird nur einen Weg geben, alle nicht abbaubaren Chemikalien durch nachgewiesen abbauende Chemikalien zu ersetzen. Diese gehören weder in medizinische noch in technische Produkte. Zu lange konnte die Industrie sich diesbezüglich auf fadenscheinige Unbedenklichkeitsgutachten abstützen. Zu bedenken, dass es bereits über 100000 Es gibt Es Es gibt ca. 100000 chemische Verbindungen. Die sich gegenseitig verstärkenden Wirkungen sind nicht erforschbar. Wenn aber das homöopatische Prinzip mit geringst möglicher Konzentrierung bereits funktioniert, ist im Gegensatz dazu die viel höhere Dosis überaus gefährlich. So muss sichergestellt werden, dass weder Kosmetika noch Konsumerprodukte solche nicht abbaubare Chemikalien enthalten können.
  • Peter w | 16.11.2024
    Das Problem ist weltweit und überall dem gift kann man nicht mehr ausweichen. Aber gewisse Kreise wollen die einheimische Landwirtschaft zerstören.
  • Ketzer | 16.11.2024
    Beim abrieb der Windrad Flügel gelangt auch PFAS in die Umgebung.
    Da es sich aber um saubere Energiegewinnung handelt, ist das nicht so schlimm, smile...
  • Aufi | 15.11.2024
    Ganz einfach....wer suchet der findet.Im Kanton Bern genau so.Um die eigenen Quellen zu Enteignen prüft und macht man bis sie nicht mehr tauglich sind.Dann werden die Eigentümer gezwungen am öffentlichen Netz anzuschliessen.Ewig gab es Fische im Bl--see,und jetzt,...wer hast verursacht?
  • Nemo Nusquam | 15.11.2024

    Jeder einzelne Boden im Siedlungsgebiet ist belastet, ich weiss nicht was man erwartet. Diese Giftstoffe sind nun halt da, zum Glück sind sie im Boden und nicht in der Atmosphäre oder in den Gewässern. Was will man jetzt tun? Die wird man sowieso nicht degradieren können.

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