Christa Buchli aus Safien GR ist die Präsidentin des Bündner ÄlplerInnenverein. Sie schildert, wie sich die Älpler und Älplerinnen in ihrer Region im Moment fühlen und wie sie die Wolfssituation beurteilt.
«Schweizer Bauer»: Wie sieht die aktuelle Situation für die Bündner Älpler und Älplerinnen aus?
Christa Buchli: Die Bündner Älplerinnen und Älpler sind im Moment sehr angespannt. In gewissen Gebieten ist der Wolfsdruck enorm hoch. Auch darf man nicht ausser Acht lassen, dass es im Moment schwierig ist, kompetente Älpler und Alppersonal zu finden. Wie man auf der Homepage «Zalp» gut sehen kann, gibt es immer noch offene Stellen, obwohl wir mitten in der Saison sind.
Wie fühlen sich die Älpler und Älplerinnen bezüglich des Wolfangriffs auf eine ausgewachsene und gesunde Mutterkuh?
Hilflos, ratlos, schockiert. Wir fragen uns: Wie soll das weiter gehen? Wir fühlen uns vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) und von Simonetta Sommaruga im Stich gelassen.
Inwiefern?
Seit Jahren suchen wir den direkten Kontakt mit dem Bafu, ich persönlich habe auch bereits mehrere Gespräche mit der Bundesrätin Simonetta Sommaruga geführt, aber unsere Anliegen und Befürchtungen werden nicht ernst genommen. Es geschieht seitens des Bundesamtes nichts. Jeder, der selbst Alpwirtschaft betreibt, hat auf die Gefahren mit dem Beverinrudel hingewiesen, aber das wurde einfach ignoriert. Dass die Situation jetzt so eskaliert ist, dafür mache ich ganz klar das Bafu und Bundesrätin Sommaruga verantwortlich.
Was meinen Sie mit eskaliert?
Wir sprechen davon, dass jetzt ausgewachsene, gesunde Mutterkühe, die fast eine Tonne Körpergewicht haben, von den Wölfen angefallen und «getötet», beziehungsweise angefressen werden und an den Verletzungen verenden oder erlöst werden müssen. Wir haben jetzt eine grosse Eskalationsstufe überschritten. Und wir sind noch nicht am Ende der Eskalationsskala angelangt.
Können Sie das erläutern?
Ich persönlich bin schon mehrere Male den Wölfen begegnet, zum Glück noch nie dem ganzen Rudel auf einmal. Bei der letzten Begegnung waren es zwei Wölfe, und wir mussten sie mit Stöcken vertreiben, weil sie nicht weggegangen sind. Wenn dann auf einmal mehr Wölfe auftauchen, dann hat man auch keine grosse Lust und Chance mehr, denen mit Stöcken hinterher zu rennen. Wir sind hier seit Generationen mit unseren Hirtenhunden unterwegs. Wenn man zur falschen Zeit am falschen Ort in eine falsche Situation gerät, dann wird es nicht gut ausgehen.
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Was sind die grössten Herausforderungen im Moment?
Ganz klar die Wölfe! Es sind ganze Rudel unterwegs, darunter das berüchtigte Beverinrudel. Dieses Rudel muss dringend und zwingend entnommen werden.
Wieso?
Der Bund hat es bei diesem Rudel ganz klar verpasst, die Tiere scheu zu behalten. Es gibt in der Surselva auch andere, unauffällige Rudel, welche sich verziehen, wenn der Mensch kommt, so sollte es sein und funktionieren. Das Beverinrudel ist ganz anders. Sie können sich gar nicht vorstellen, was wir Sommer wie Winter hier mit dem Rudel mitmachen müssen. Das ist kaum zu glauben. Im Winter sind die Wölfe in den Dörfern drin. Das Rudel ist völlig falsch geprägt und muss deshalb komplett entnommen werden, Alles andere ist eine Illusion.
Was sind die Ängste der Älplerinnen?
Wir schauen grossen und unlösbaren Herausforderungen entgegen. Uns wird die sorgenfreie Zukunft genommen.
Ist die Lage punktuell oder überall angespannt?
Die Lage ist überall angespannt. Punktuell nicht mehr haltbar!
Was motiviert Sie, trotzdem weiterzumachen?
Die Alpwirtschaft ist unser Leben, unsere Zukunft. Dafür kämpfen wir. Wir sind uns als Älpler und Bergler gewohnt, dass auch mal ein rauer Wind weht. Wir kämpfen für unsere Alpen und die Tradition «z Alp» zu gehen!
Was würden Sie sich für die Zukunft wünschen?
Dass endlich eine präventive Regulierung des Wolfsbestandes möglich ist. Das Älplerinnen und Älpler sich nicht vor Wolfsattacken fürchten müssen. Dass wir unserem Tagewerk nachgehen und z Alp gehen, geniessen können.
Welches Ziel hat der Verein?
Der Verein mit 230 Mitgliedern tritt für die Interessen der Älplerinnen und Älpler Graubündens ein und fördert deren Aus- und Weiterbildung. Neben fachlichem Austausch hat auch Geselligkeit im Verein eine grosse Bedeutung.
Beenden Sie die Sätze…
Älpler und Älplerinnen sind… naturverbunden, tierliebend und Nomaden der Berge.
Der Wolf ist… unsere grösste Herausforderung seit Generationen
Landwirtschaft ist… unser Rückgrat unser Ernährer. Für mich ist die Berglandwirtschaft meine Heimat und wichtigster Pfleger der Biodiversität.
Sie überschätzen sich und ihren nutzen. Und nein, angewiesen wie sie meinen, sind wir nicht auf sie ..man kann sich nämlich völlig tierleidfrei ernähren oder mit importierten lebensmitteln
du hast noch nie zu tieren geschaut.
von Wölfen wirst dich auch nicht ernähren.
sondern von Lebensmitteln die von Landwirten produziert werden....