In Matt GL wurden insgesamt 10 Schafe und Lämmer getötet. – Glarner Bauernverband
In der Nacht auf vergangenem Samstag sind auf einer Weide bei Matt GL zehn Schafe und Lämmer getötet worden. Beim Angreifer dürfte es sich mit grosser Wahrscheinlichkeit um einen Wolf gehandelt haben. Der Kanton Glarus prüft zusammen mit dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) eine Regulierung des Wolfsrudels.
Am frühen Samstagmorgen machte der Landwirt bei seinen Tieren einen Kontrollgang. Der Anblick, der sich bot, dürfte er so rasch nicht vergessen. Zehn seiner Tiere lagen tot im Gehege.
«Wir sind wütend und traurig»
Wie der Glarner Bauernverband in einem Communiqué mitteilt, haben die Wildhut wie der Herdenschutzbeauftragte vor Ort bestätigt, dass die Herdenschutzmassnahmen nach den Vorgaben des Bundesamts für Umwelt (Bafu) durchgeführt wurden. Der mit mindestens 3000 Volt elektrifizierte Zaun habe tadellos funktioniert.
Aufgrund des Angriffs lag der Zaun teilweise am Boden. Die deute auf einen langen Kampf hin. Der stehengebliebene Zaun sei zur Todesfalle geworden.
Der Glarner Bauernverband zeigt sich konsterniert. «Wir blicken mit grosser Sorge auf die Alpsaison. Wir sind wütend und traurig», heisst es in der Mitteilung. Der Landwirt habe alles unternommen, um solche Angriffe zu verhindern. Der Verband fordert nun die Behörden, vor dem Beginn der Alpung einen Regulierungsabschuss zu bewilligen.
Kanton will Abschussgesuch einreichen
Und hier tut sich etwas. Wie der Kanton Glarus mitteilt, will er sich für einen Abschuss einsetzen. «Da der Angriff im Streifgebiet des letztjährigen Rudels aus dem Kärpf stattfand, kommen die bundesrechtlichen Bestimmungen zur Regulierung von Rudel zum Zug. Die entsprechenden Vorbereitungen für ein Regulierungsgesuch werden eingeleitet», heisst es weiter.
Obwohl der Wolf als geschützt gilt, dürfte der Wolf oder die Wölfe den Zaun hangseitig übersprungen haben. Die Abteilung Jagd und Fischerei geht aufgrund der Menge von gerissenen Tieren von mehr als einem beteiligten Wolf aus.
Zwei Rudel im Kanton
Erst vor wenigen Tagen kam es in der Region zu einem Wolfsangriff. So wurde Ende April in Elm GL ein Lamm von einer Wölfin in einer Weide getötet. Zwar wurde das Lamm in einer mit einem Zaun geschützten Weide gerissen. Weil der Zaun aber in der Linienführung Mängel aufwies, wird die Weide als nicht geschützt beurteilt.
Im Kanton leben derzeit zwei Rudel. Das erste Glarner Wolfsrudel konnten Jäger im Herbst 2020 im Mürtschental dokumentieren. Aufnahmen von Fotofallen zeigten, dass das Rudel aus mindestens acht Tieren, nämlich zwei Elterntieren und sechs Jungwölfen, besteht.
Abschussbewilligung abgelehnt
Im September 2021 wurde im Jagdbanngebiet Kärpf das zweite Rudel nachgewiesen. Bilder einer Fotofalle zeigten Wolfswelpen. Die Experten gehen von vier Jungwölfen aus. Der Kanton beantragte den Abschuss von drei Jungwölfen. Nach Ansicht des Kantons hatte das Kärpf-Rudel innerhalb von vier Monaten zehn Nutztiere aus geschützten oder «nicht zumutbar schützbaren Situationen» gerissen.
Der Bund teile diese Auffassung aber. Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) lehnte das Gesuch ab, weil die Voraussetzungen dafür nicht erfüllt seien. Das Bafu habe beanstandet, dass bei einem der drei Wolfsangriffe der Herdenschutz ungenügend war. Die dort getöteten Nutztiere hätten deshalb für die Wolfsregulation nicht angerechnet werden können.