Während den Festtagen präsentieren wir euch in regelmässiger Folge Artikel, die 2024 auf reges Interesse gestossen sind. Dieser Artikel wurde am 12. November 2024 erstmals publiziert.
Sie sind trittsicher wie Gämsen und mit ihrem langen, zotteligen Fell auch für eisige Temperaturen gewappnet. Die Rede ist von Yaks. Zu Spitzenzeiten hielt Daniel Wismer 58 dieser exotischen Tiere. Heute leben noch 16 Yaks auf seinem 25 Hektaren grossen Biobetrieb in Embd VS. Wismer kennt aber nicht nur die Yakzucht, sondern auch das Wetter in Embd. Was dieses Jahr passiert ist, hat er noch nie erlebt.
Das milde und trockene Wetter erlaubte es Daniel Wismer nämlich noch am 6. November zu heuen, wie auf dem Hauptbild zu sehen ist. Für Daniel Wismer ist dies eine aussergewöhnliche Situation. «Anfang November konnte ich in all den Jahren noch nie heuen», sagt Wismer. Es sei zwar «nur ein Kombi-Schnitt», der auch Laub und Emd enthalte und für Milchvieh ungeeignet sei. Für seine Yaks aber sei das magere Futter ideal.
Wallis trifft Himalaya
«Namaste» (indisch), «Trashi Deleg» (tibetisch), «Saim bainuu» (mongolisch). Daniel Wismer kennt sie alle, die Grussformeln Zentralasiens. Denn er kennt sich in dieser Region aus. Auf einer Reise nach Tibet sah er 1986 zum ersten Mal Yaks. Eine Begegnung, die ihn nicht mehr losliess und vor rund 30 Jahren zur Gründung einer Yakzucht führte. Heute ist seine Herde nicht mehr so gross wie zu Anfangszeiten, aber die Leidenschaft für diese aussergewöhnlichen Rinder ist geblieben.
In Zentralasien haben die Yaks eine grosse landwirtschaftlich Bedeutung.
Daniel Wismer
Den Bestand hat Daniel Wismer vor allem aus Altersgründen reduziert. Wismer feierte im Oktober seinen 60. Geburtstag. Doch auch wirtschaftliche Gründe haben ihn dazu bewogen. «Der Markt ist gesättigt. Da will ich nicht noch mehr produzieren», sagt Wismer. Die Fleischprodukte, wie Trockenfleisch oder Yak-Salametti, vermarktet er ab Hof. Auch der Lebendverkauf ist ein Betriebszweig.
Da Wismer keine Kinder hat, an die er den Hof weitergeben könnte, ist er «langsam», wie er betont, auf der Suche nach einem Nachfolger. «Man muss etwas Besonderes sein, aber auch eiserne Disziplin haben», beschreibt Wismer die dafür nötigen Eigenschaften. Denn der Hof ist nicht erschlossen und die Yakzucht in den Bergen ist mit viel Handarbeit verbunden.
Aussergewöhnliche Wettersituation
Die Wettersituation in diesem Jahr war aussergewöhnlich. Nach Angaben der Gemeinde Embd gehört die Region Embd mit nur 600 bis 800 Millimeter Niederschlag pro Jahr zu den trockensten Gebieten der Schweiz. Doch dieses Jahr habe es fast jede Woche geregnet, erinnert sich Wismer. Deshalb konnte er dieses Jahr einige Wiesen dreimal mähen statt wie sonst nur einmal.
Daniel Wismer rechnet mit noch heisseren und trockeneren Perioden und will deshalb ein Rückhaltebecken installieren.
Daniel Wismer
Es hat auch Weiden gegeben, die er in diesem Jahr noch nie bewässern musste. «Das habe ich in den dreissig Jahren nie erlebt», sagt Wismer. Hat sich das Klima also zu seinen Gunsten verändert? «Das ist eine heikle Aussage», sagt Wismer. Wismer verweist auf SVP-Präsident Dettling, der dem Klimawandel einst positive Aspekte für die Landwirtschaft abgewinnen konnte.
Negative Folgen des Klimawandels
«Für Bauern ist Klimaerwärmung nicht schlecht», sagte Dettling Anfang Jahr. So weit geht Wismer aber nicht. Denn er sieht bei seiner Arbeit auch die negativen Folgen. «Ich stelle fest, dass es mehr Schädlinge und mehr Neophyten gibt», sagt Wismer. Bei der Heuernte im November hat er sogar eine Gottesanbeterin gesehen. Auch das ist für ihn ein neues Phänomen.
Und wenn das hohe Gras witterungsbedingt nicht gemäht werden kann, verfault es unten teilweise, stellt Wismer fest. Dadurch würden mehr Mäuse angelockt, was wiederum dazu führt, dass er mehr Frösche und Schlangen im Heu hat.
Heute fressen sich die Yaks durch den Neuschnee
Wetterextreme hätte es schon immer gegeben, stellt der 60-Jährige fest. Er beobachtet aber, dass sie in immer kürzeren Abständen auftreten. Auch seien die Wetterumschwünge viel heftiger. «Gestern habe ich mit dem T-Shirt noch zu Mittag gegessen. Heute brauche ich eine warme Winterjacke», sagt Wismer.
Yaks sind frostige Bedingungen gewohnt. In den Bergen sind sie trittfest wie Gämsen.
Daniel Wismer
Einen solchen Wärmeschutz brauchen die Yaks hingegen nicht, denn durch ihr langes zottiges Haar sind sie gegen Temperaturen von bis zu minus 40 Grad geschützt. Und so fressen sich die Yaks von Daniel Wismer heute, nur eine Woche nach der letzten Heuernte, durch eine 10 Zentimeter dicke Neuschneedecke.
Was sind Yaks?
Offiziell ist Yak nur die Bezeichnung für die männlichen Tiere. Die weiblichen Tiere werden Dri genannt. Der Einfachheit halber spricht man bei uns aber von einenem Yak-Stier oder einer Yak-Kuh.
Yaks sind robuste Rinder, die ursprünglich aus den Hochebenen des Himalayas und Zentralasiens stammen. Sie sind besonders an das Leben in extremen Höhenlagen und unter rauen klimatischen Bedingungen angepasst. So können sie bei extrem kalten Temperaturen überleben und haben spezielle physiologische Anpassungen, die ihnen das Atmen in Höhen von bis zu 6'000 Metern über Meer erleichtern. Ihr Fell kann bis zu einem Meter lang werden. Yaks werden in Zentralasien als Lasttiere, Milch-, Fleisch- und Wolllieferanten genutzt.
In der Schweiz gibt es den Schweizerischen Yakzucht-Verein. Dort finden Sie alle Informationen zur Haltung von Yaks in der Schweiz.
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