/fileadmin/images/logo.svg

Artikel werden durchsucht.

Bewässerungsprojekt soll 200 Bauern versorgen

Südlich des Neuenburger Sees wird zurzeit das ambitionierteste Bewässerungsprojekt der Schweiz realisiert. Ein 145 Kilometer langes Röhrensystem soll eine Fläche von 4'200 Hektaren Ackerfläche mit Seewasser und damit 200 Bauern versorgen.

ome |

«Arrobroye» heisst das Projekt. Getragen wird es von der Gemeinde Estavayer, dem Energieversorgungsunternehmen E Groupe und einem bäuerlichen Initiativkomitee. Schon ab 2028 sollen sich bis zu 200 Bauern keine Sorgen mehr um das Wasser machen müssen, schreibt die «NZZ am Sonntag» in ihrer jüngsten Ausgabe. Doch die Finanzierung sei noch nicht sichergestellt. 

Wasserbezug aus Bächen und Flüssen ist nicht garantiert

Eine unterirdisches, weit verzweigtes Röhrensystem soll künftig Wasser aus dem zehn Kilometer entfernten Neuenburgersee auf die Kartoffel- und Weizenfelder von Freiburger und Waadtländer Bauern verteilen.

Joel Terrin aus Granges-près-Marnand VD könnte einer dieser Bauern sein, der von diesem neuen Bewässerungssystem profitieren könnte. Er erinnere sich, wie sein Vater vor 40 Jahren die erste Pumpanlage im Dorf installiert hätte, um Wasser aus dem Fluss Broye zu beziehen. Was sich über Jahrzehnte bewährte, reicht jetzt aber nicht mehr aus, sagte er zur «NZZ am Sonntag».

In der Landwirtschaft wurden die Investitionen in die Anpassung an den Klimawandel unterschätzt

Jan Béguin, Experte der Abteilung Strukturverbesserungen BLW

Ein Grund dafür ist, dass der Kanton regelmässig den Wasserbezug aus der Broye verbiete. Dies, weil der Pegelstand aufgrund der langen Trocken- und Hitzeperioden zunehmend einen kritischen Stand erreicht. Und durch das immer wärmer werdende Wasser droht sonst ein Fischsterben.

Letztes Jahr sei dieser Punkt bereits in der ersten Juliwoche erreicht worden, schreibt die Zeitung. Terrin verlor aufgrund der fehlenden Möglichkeit seine Felder zu bewässern einen Drittel seiner Kartoffelernte.

Nur mit Bauernkollektiv möglich

Das Projekt markiert einen starken Wandel, was die Bewässerung von Ackerflächen anbelangt. Von lokalen Pumpstationen entlang von Flüssen und Bächen soll es übergehen zu einem Bewässerungssystem mit Wasser aus den grossen Seen des Mittellands. « Arrobroye steht für die neue Generation von Bewässerungssystemen, wie wir sie in Zukunft unterstützen wollen», bestätigt Jan Béguin, Experte der Abteilung Strukturverbesserungen beim Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), gegenüber der «NZZ am Sonntag».

Um solche riesige Flächen deckende Projekte realisieren zu können, müssten sich die Bauern zu Kollektiven zusammenschliessen, führt Béguin weiter aus. Dies allein aus Kostengründen.

Das bäuerliche Initiativkomitee von Arrobroye habe das Glück, dass die Gemeinde Estavayer-le-Lac und der Energiekonzern Energie E die künftige Anlage im See ebenfalls nutzen wollen. Die drei Projektträger teilen sich also die Kosten.

Trotzdem wird für die bäuerlichen Strukturen des Systems mit Investitionen in der Höhe von 60 Millionen Franken gerechnet. Der Bund und die Kantone Waadt und Freiburg übernehmen rund 60% dieser Kosten. Für den Rest müssen die Bauern aufkommen. Sollten sich 200 Bauern an diesem Projekt beteiligen, kämen so auf jeden Bauern immer noch Kosten von 120'000 Franken zu.

Die folgende Karte soll die obige Grafik veranschaulichen. Moudon markiert auf obiger Grafik das untere Ende des Gebiets.   

Wasserbedarf wird massiv steigen

Aus einem Bericht der Berner Fachhochschule im Auftrag des Bundes geht hervor , dass zurzeit 4,7 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche bewässert würde. Tendenz kontinuierlich steigend. Heute werden hauptsächlich Kulturen mit einer hohen Wertschöpfung bewässert. Es sind dies Freilandgemüse, Obst, Beeren und Kartoffeln. Die Studie sieht bis Ende dieses Jahrhunderts einen Anstieg des Wasserbedarfs um bis zu 40 Prozent voraus.

Gemäss der Studie sind es vor allem die Bäche und Flüsse des Mittellandes, die immer weniger Wasser führen werden. Das betrifft also genau jene Regionen , in denen die intensivste Landwirtschaft betrieben wird. Die notwendigen Anpassungen an den Klimawandel scheinen jetzt ihren Tribut einzufordern. «In der Landwirtschaft wurden die Investitionen in die Anpassung an den Klimawandel unterschätzt», sagt Béguin.

Und jetzt werde es kostspielig. Der Bund investiert zurzeit jährlich zwei bis drei Millionen Franken in Bewässerungssysteme. Bis in zehn Jahren dürfte sich dieser Betrag vervierfachen.

«Es gibt keine Alternative»

Frédéric Brand, Direktor des Landwirtschaftsamtes des Kantons Waadt, sieht jedoch keine Alternative zu diesem gigantischen Bewässerungssystem. Ansonsten würden Ernteeinbussen und ein weiterer Verlust der Ernährungssouveränität drohen, sagt Brand der «NZZ am Sonntag». Im Kanton Freiburg rechnet man sogar damit, einzelne Kulturen aufgeben zu müssen, falls das Projekt nicht zustande kommt.

Mit der Bewässerung allein sei es aber nicht getan: «Es gilt auch die Bodenqualität zu verbessern sowie in resistentere Sorten und neue Kulturen zu investieren», wird Brand von der «NZZ am Sonntag»  zitiert.

    ×

    Schreibe einen Kommentar

    Kommentar ist erforderlich!

    Google Captcha ist erforderlich!

    You have reached the limit for comments!

    Das Wetter heute in

    Umfrage

    Geht Ihr auf die Jagd?

    • Ja:
      51.85%
    • Nein, habe keine Ausbildung/Berechtigung:
      45.3%
    • Früher ja, jetzt nicht mehr:
      0%
    • Noch nicht, will Ausbildung machen:
      2.85%

    Teilnehmer insgesamt: 351

    Zur Aktuellen Umfrage

    Bekanntschaften

    Suchen Sie Kollegen und Kolleginnen für Freizeit und Hobbies? Oder eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner?