Der 19. Umweltpreis der Albert Koechlin Stiftung (AKS) und das Preisgeld von 40'000 Franken gehen dieses Jahr auch an die Firma Energy Ocean aus Luzern. Mit dem Preis wird Firma auch für ihre Nutzung von natürlichen Ressourcen gewürdigt, schreibt die AKS in ihrer Medienmitteilung.
Energy Ocean verwertet unrentable holzige Biomasse zu Pflanzenkohle. Bei der Herstellung von Pflanzenkohle wird nicht nur CO2 gebunden, sondern es entsteht auch Wärme für Warmwasser und Stromproduktion. Die Pflanzenkohle kann dann beispielsweise als Baumaterial genutzt werden. Pflanzenkohle wird aber auch in der Landwirtschaft eingesetzt. Ein Bauer aus Rain LU sieht im Einsatz von Pflanzenkohle sogar nur Vorteile.
Wirtschaftszweig mit Potenzial
Hinter der Firma Energy Ocean aus Luzern verbergen sich Wirtschaftsingenieur Benjamin Schmeisser und Diplombiologe Sylvan Oehen. Die Idee der Firmengründer besteht darin, aus «Holzresten» Kohle herzustellen. Dazu nutzen sie Holzabfälle, die bei Sägereien, Kompostbetrieben, Biogasanlagen oder Forstbetrieben anfallen. Sie erschliessen sich damit nicht nur einen Wirtschaftszweig mit Potenzial, sondern tragen auch wesentlich zu den Klimazielen bei, die sich die Schweiz bis 2050 gesetzt hat.
Mit der Beimischung von Pflanzenkohle zum Asphalt, kann Strassenbelag mehr CO2 binden als dessen Produktion verursacht.
Kanton Basel-Stadt
Denn wenn die Holzreste kontrolliert verbrennt werden und daraus also Pflanzenkohle entsteht, wird der Grossteil der Kohlenstoffe (das C in CO2) nicht in die Umwelt abgegeben. Die Kohlenstoffe verbleiben in der Pflanzenkohle. Anders als beispielsweise bei einem Lagerfeuer, wo das Holz «unkontrolliert» verbrennt, entweichen die Kohlenstoffe nicht, verbinden sich also nicht mit dem Sauerstoff (das O2 in CO2).
Pilzhersteller als zweiter Preisträger
Seit 2005 vergibt die Albert Koechlin Stiftung jährlich Umweltpreise. Sie ehrt damit besondere Leistungen im Bereich Natur, Umwelt und Lebensraum. Die Preise werden am 7. Juni 2024 im Rahmen einer Feier vergeben.
Neben Energy Ocean wird der Umweltpreise 2024 der AKS auch an das Kompetenzzentrum Mycosuisse von Patrick Mürner aus Emmenbrücke LU verliehen. Es widmet sich der Entwicklung verschiedenster Pilzanwendungen. Ein Schwerpunkt ist die Entwicklung von Verfahren zur Behandlung von Setzlingen und Bäumen mit Mykorrhiza: zur nachhaltigen Unterstützung der Land- und Forstwirtschaft.
Vielfältige Verwendung
Um diese kontrollierte Verbrennung vorzunehmen, hat das Unternehmen im September letzten Jahres die erste industrielle Pyrolyse-Anlage im Kanton Luzern in Betrieb genommen. Pyrolyse ist die Verschwelung von Holz bei Sauerstoffmangel, was eine vollständige Verbrennung des Holzes verhindert. «Pyrolyse und Pflanzenkohle eröffnen neuartige Möglichkeiten in den Bereichen saubere Energie, neue Wertstoffe und Karbonsenken», heisst es auf der Internetseite der Firma.
Die von Energy Ocean hergestellte Pflanzenkohle entspricht dabei den Qualitätsanforderungen des Bundes, des European Biochar Certificate EBC und den Richtlinien des Forschungsinstituts für biologischen Landbau FibL.
Folgende Verwendungszwecke und Vorteile werden von der Firma aufgeführt: Verbesserung der Bodenqualität, Tierwohl- und Gesundheit, Reduktion von Lachgas-, Methan- und Stickstoff-Emissionen, Erhöhung der Düngerwirksamkeit, Verbesserung von Baustoffen wie Beton und Asphalt, Dekontamination, Isolierung, Strahlenschutz,
Pflanzenkohle als Nahrungsergänzung für Kühe
Eine ungewöhnliche Verwendung der Pflanzenkohle gibt es auf dem Hof von Bauer Robert Baumli aus Rain LU. Er verfüttert die Pflanzenkohle als Nahrungsergänzung an seine Kühe. Es war Energy Ocean-Mitgründer Sylvan Oehen, der Baumli davon überzeugen konnte, Pflanzenkohle ins Futter einzustreuen, ist einem Beitrag von «10vor10» zu entnehmen. «Ich habe gemerkt, dass dadurch die Verdauung der Kühe besser wird, weil die Giftstoffe von der Pflanzenkohle gebunden werden. Die Tiere sind gesünder und haben bessere Tageszunahmen», sagt Baumli.
Die Tiere verdauen die Kohle aber nicht, sondern scheiden sie wieder mit der Gülle aus. Es entstehen also keine Gase und der Kohlenstoff bleibt weiter gespeichert. Die Gülle würde weniger stark riechen, von den Pflanzen besser aufgenommen und der Kohlenstoff sei dann auch für den Humusaufbau verantwortlich, erkennt Baumli. «Es gibt eigentlich nur Vorteile, wenn man Pflanzenkohle einsetzt», lautet das Fazit von Baumli.
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