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SBV schlägt Alarm: Schutz der Kulturpflanzen bröckelt

In der Schweiz werden immer mehr Pflanzenschutzmittel verboten, Alternativen fehlen meist. Der Schweizer Bauernverband schlägt Alarm. Dies führe nicht nur zu Ernteverlusten, sondern mittelfristig zur Aufgabe von für die Ernährung bedeutenden Kulturen. Der Ausbau der pflanzlichen Produktion sei in Gefahr. Der SBV fordert eine Neuausrichtung der Pflanzenschutzpolitik.

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In den vergangenen Jahren waren Pflanzenschutzmittel in der Öffentlichkeit ein grosses Thema. Regeln und Vorschriften wurden verschärft, Pflanzenschutzmitteln die Zulassung entzogen. Im Gegenzug laufen Bestrebungen, die pflanzliche Produktion auf Kosten der tierischen Produktion auszubauen.

Mehr pflanzliche Produktion gefordert

Die «Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung 2050» umfasst 50 Massnahmen. Das Ziel: Der Bund will das Ernährungssystem und die landwirtschaftliche Produktion «klimaneutral» umbauen. Die Strategie soll im September vorgestellt werden.

Um seine Ziele zu erreichen, will der Bund bei den Direktzahlungen ansetzen. «Mit einer Anpassung der bestehenden Beiträge und Zulagen kann der Wandel der Landwirtschaft hin zu einer vermehrten Produktion von Nahrungsmitteln zur direkten menschlichen Ernährung gefördert werden», heisst es in der Strategie. Statt Futterweizen sollen also mehr Brotgetreide, Gemüse oder Hülsenfrüchte angebaut werden. Der Umbau soll bei der Agrarpolitik 2030 umgesetzt werden.

Das stellt die Landwirtschaft vor Herausforderungen. Der Schweizer Bauernverband (SBV) weist darauf hin, dass beim Pflanzenbau den Befall der Kulturen durch Krankheiten und Schädlinge zu verhindern oder sie zumindest in Schach zu halten gilt. Dies werde einerseits durch Fruchtfolge und weitere vorbeugende Massnahmen erreicht. Andererseits brauche es den gezielten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, wenn die Schadschwellen überschritten würden.

200 Wirkstoffe Zulassung entzogen

Doch hier ortet der Verband das nächste Problem. «Ohne wirksame Präventions- und Schutzmassnahmen drohen grosse Ernteverluste bis hin zu Totalausfällen», warnt der Verband. In den vergangenen sechs Jahren ist diese Gefahr gemäss SBV sogar gestiegen. Der nationale Aktionsplan Pflanzenschutz und die Umsetzung des Absenkpfads Pflanzenschutz habe zu grossen Einschränkungen beim chemischen Pflanzenschutz geführt.

Dies habe gravierende Folgen: Die Liste der Kulturen ohne Schutzmöglichkeiten vor Schadinsekten oder Pilzen werde immer länger, allen voran beim Raps, den Kartoffeln oder Zuckerrüben. «Das liegt auch daran, dass zwischenzeitlich über 200 Pflanzenschutz-Wirkstoffe ihre Zulassung verloren haben und wirksame Alternativen weitestgehend fehlen», hält der SBV fest. Seit 2005 wurden 208 Wirkstoffen die Zulassung entzogen. «Allein in der Periode zwischen 2013 und 2022 waren es 88 zurückgezogene, während gerade mal 41 neue Wirkstoffe folgten, davon waren 12 Mikro- und Makroorganismen», so der SBV,

Bildung von Resistenzen

Die noch verbliebenen Mittel werden immer häufiger eingesetzt, darunter auch viele Bio-taugliche Pestizide. Und hier lauert gemäss SBV eine weitere Gefahr: «Die Bildung von Resistenzen wird begünstig, was die Wirkung der Mittel schwächt – ein Teufelskreis.»

Chemischer Pflanzenschutz funktioniert gemäss Verband längerfristig nur mit dem regelmässigen Wechsel von Wirkstoffgruppen. Die Möglichkeiten für funktionierende Antiresistenzstrategien würden systematisch eingeschränkt. Damit werde wissentlich in Kauf genommen, dass ein wirksamer und effizienter Baustein als Teil eines Gesamtsystems wegfalle, ohne dass Alternativen bereitstünden. «Aus Optik der pflanzlichen Produktion und der Ernährungssicherheit ist das verantwortungslos», kritisiert der SBV scharf.

Gemäss dem Bericht des SBV stauen sich zudem aktuell rund 700 Gesuche von Pflanzenschutzmitteln bei den Zulassungsbehörden. «Es muss von einem eigentlichen Zulassungsnotstand gesprochen werden», hält der SBV fest.

Neuausrichtung der Pflanzenschutzpolitik gefordert

Der SBV bedeutet das für den Schweizer Pflanzenbau nichts Gutes. «Aktuell sind wir bei vielen Kulturen in einer Art Notfallmodus unterwegs. Ihr Schutz ist nicht mehr ausreichend möglich», warnt der Verband. Es brauche nicht mehr viel, bis bedeutende Produktionsausfälle und -rückgänge eintreten würden. «Der Pflanzenbau braucht dringend Perspektiven und klare Aussichten – ganz besonders darum, weil Gesellschaft und Politik einen starken Ausbau der pflanzlichen Produktion fordern», macht der Verband deutlich.

Für den SBV ist deshalb klar: Es braucht eine Neuausrichtung der Pflanzenschutzpolitik. Diese müsse dem Pflanzenbau der Schweiz die nötigen Perspektiven bieten, die er dringend brauche.

Forderungen Schweizer Bauernverband

Der Pflanzenbau in der Schweiz brauche Perspektiven und klare Aussichten. In den folgenden acht Bereichen sind gemäss Bauernverband Anpassungen/Massnahmen notwendig:

  • Neuausrichtung des Pflanzenschutz (PSM)-Monitorings:
  • Der im NAP (Nationaler Aktionsplan Pflanzenschutzmittel) vorgesehene Indikator
  • Deblockierung des PSM-Zulassungsverfahrens bis 2024.
  • Der Bundesrat erstellt bis 2025 einen Bericht über sämtliche getroffene und beschlossene Massnahmen im Bereich PSM.
  • Bei der Umsetzung des 4. Paketes der Pa. Iv. 19.475 (Zuströmbereiche, Gewässerschutzzonen, Nitratprojekte usw.) ist zwingend zu berücksichtigen, dass die pflanzliche Produktion in der Schweiz nicht weiter eingeschränkt wird.
  • Gleiche Anforderungen an importierte pflanzliche Lebensmittel- und Rohstoffe, wie sie für die Schweiz gelten:
  • Die Schweiz ist offen für eine praxistaugliche Regulierung von neuen Pflanzenzüchtungsverfahren
  • Es braucht eine Züchtungsoffensive

Kommentare (10)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • Fufu | 23.08.2023
    Teufelskreis!
    Spitzmittel sind Feuerwehr Übungen und keine langfristige Lösung.
    In Züchtung und Kulturführung sollte investiert werden.
    Und in Ausbildung mehr wider mit dem Boden auseinander setzen das kähme solche Artikel nicht mehr im Schweizer Bauer.
  • Andi | 23.08.2023
    Warum soll Direktzahlungen erhalten, wer mit Gift Boden Luft und Wasser vergiftet?

    Die Schweizer Landwirtschaft ist nicht annähernd so umweltfreundlich wie sie von den Bauern dargestellt wird.
  • Urs Wälchli | 22.08.2023
    Na klar der SBV merkt es mit etlichen Jahren verspätung auch, was wir Bauern schon seit 10 Jahren voraussagen! Die SBV Führungsrige gehört abgesetzt für ihr Jahrelanges versagen zu Abzockerlöhnen im Vergleich zu den Bauern!
  • Elvira | 22.08.2023
    Propaganda des SBV wie immer.
    • Piitsch | 22.08.2023
      Wenn Elvira die klaren Fakten zum Zustand im Pflanzenschutz nicht passen, schreibt sie von Propaganda. Somit ist sie eine Ignorantin.
    • Urs Wälchli | 22.08.2023
      Luebe Elvira, dann stelle du die nötigen Ersatzprodukte zur Verfügung oder übernimmst die Mehrkosten und den finanziellen Ausgleich der Ertragseinbusen. Mein Lohn ist der verkaufte Ertrag minus die Produktionskosten. In der Landwirtschaft war 2021 der durchschnittliche Stundenlohn 21Franken, inkl. Nacht- und Wochenendzulage. Bist du auch bereit zu diesem Stundenlohn zu arbeiten?
  • Andi | 22.08.2023
    Der SBV will noch mehr Gift einsetzen.
    • Kollege | 22.08.2023
      Du lügst schon wieder Andi. Der SBV will lediglich verhindern, dass Pflanzen nicht mehr genügend Geschütz werden können.
    • Piitsch | 22.08.2023
      Noch ein Fakten-Ignorant. Pflanzenschutzmittel sind nicht zum Spass erfunden worden. Die Situation präsentiert sich in der Pflanzenbau-Praxis genau so, wie in der Medienmitteilung des SBV beschrieben. Seien wir froh um einen Verband, der die Realität schonungslos aufzeigt und die richtigen Forderungen stellt!
    • Urs Wälchli | 22.08.2023
      Lieber Andy, wir können auf Gift verzichten wenn ihr uns die nötigen Arbeitskräfte zur verfügung stellt und bereit seid endlich kostendeckende Preise für die Bioproduktion zu bezahlen! Erkläre mir mal warum dann der Biokonsum rückläufig ist und Mengenmässig weniger als 8% ist? Auch ich als Bauer will einen durchschnittlichen Stundenlohn wie in der Wirtschaft üblich mit Nacht- und Wochenendzuschlag!
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