In der Vorlage zur Verminderung von Pflanzenschutzmittel-Risiken für das Trinkwasser bleiben zwei Punkte umstritten. Vor allem die Offenlegungspflicht für Dünger- und Futterlieferungen sorgte für einen Schlagabtausch in der Grossen Kammer.
Der Nationalrat will eine Offenlegungspflicht für Dünger und für an Landwirtschaftsbetriebe gelieferte Futtermittel. Er hat dies am Donnerstag mit 105 zu 89 Stimmen bestätigt. Wer die Lieferungen deklarieren muss, entscheidet gemäss dem Vorschlag des Nationalrates der Bundesrat.
Laut Landwirtschaftsminister Guy Parmelin würden die Lieferanten mit der Offenlegungspflicht betraut. Der Ständerat hatte die Futtermittel aus der Bestimmung gestrichen. Im Nationalrat gab es eine lebhafte Diskussion. Die beiden Landwirte Marcel Dettling und Kilian Baumann kreuzten die Klingen.
Güterzug von 400 Kilometer Länge
Für eine Offenlegung der Futtermittelverkäufe weibelte Kilian Baumann (BE/Grüne). Wer Futtermittel verkaufe, soll verpflichtet werden, diese Daten zu melden, sagte er. Der Bund habe das auch in seiner Agrarreform so vorgeschlagen. «Wenn wir die Nährstoffüberschüsse senken möchten, müssen wir zuerst wissen, wie viele Nährstoffe überhaupt im Umlauf sind. Die Schweiz gehört ja zu den Ländern mit den höchsten Stickstoffeinträgen in Europa. Es gibt bereits böse Zungen, die sogar vom Misthaufen Europas sprechen», hielt der Biolandwirt auf dem Berner Seeland fest.
Baumann stört sich an den Importen. «Wenn man diese Futtermittel auf einen Güterzug verladen würde, würde der Zug eine Länge von 400 Kilometern erreichen», fuhr er fort. Das entspreche der Distanz von Genf nach Rorschach. «Oder anders ausgedrückt: Einer stehenden Futterkrippe durch die ganze Schweiz. Das zeigt in etwa die Dimension, von der wir hier sprechen», hielt er fest. Wenn es nach der Minderheit geht, soll nicht transparent gemacht werden, wohin diese gigantische Menge, insbesondere Soja aus Südamerika, verkauft wird.
Für Baumann sind diese Importe «mitverantwortlich für die Umweltprobleme, die wir in unserem Land eben haben: Biodiversitätsverluste, Artensterben, das Nitrat im Wasser, die Überdüngung der Wälder, die Überdüngung der Moore». Für Baumann ist klar: Die Gegner wollen diese Importe verstecken. «Wir brauchen aber diese Information, um die Umweltprobleme, die wir nun mal haben, zu lösen», fordert der Landwirt
Offenlegung ist nicht durchdacht
Gegen eine Offenlegung sprach sich Leo Müller (CVP/LU) aus. «Bei den Pflanzenschutzmitteln hat man es geschafft, dass alle Bereiche mit einbezogen werden. Aber hier bei den Nährstoffen sollen nur die Landwirtschaftsbetriebe mit einbezogen werden, während also alle anderen - die Gemeinden, Schulen, Sportvereine, Golfklubs, Private usw. - nicht eingeschlossen sind», kritisierte er.
Müller setzte sich für die Lösung des Ständerats ein. Diese sieht vor, dass Düngerlieferungen deklariert werden müssen, nicht aber die Futterlieferungen. Müller erklärte, wo die Schwierigkeiten bei den Futtermitteln liegen: «Nicht geregelt ist, wenn z. B. ein Landwirt zwei, drei Heu-, Silo- oder Strohballen an einen Pferde- oder Schafhalter liefert, der kein Landwirt ist: Wie wird das dann deklariert? Oder wie ist es angedacht, wenn ein Landwirt Nebenprodukte von einer Bäckerei, von einer Mosterei usw. bezieht? Es ist auch keine Lösung vorhanden, wie das gemacht werden soll.»
Und Müller erinnerte daran, dass auch die Zusammenarbeit zwischen Landwirten eingeschränkt würde. Diese werde ja von vielen Seiten gefordert. «Wenn jetzt aber Landwirte einem Nachbarn eine Herbst- oder Sommerweide zur Abweidung überlassen, kann man das Futter nicht wägen und weiss auch nicht, was der Nachbar mit seinen Rindern dort an Raufutter bezogen hat. All das ist nicht geregelt. Das Ganze wurde so nicht vernehmlasst. Es geht wirklich nicht, hier etwas ins Gesetz zu schreiben, das nicht breiter abgestützt ist», machte der Agronom klar. Und Müller warnte vor einem Bürokratie-Apparat. «Wenn wir jetzt auch noch die Meldepflicht für Futtermittellieferungen einführen, setzen wir noch einen drauf: Alles muss deklariert werden, ohne dass genau abgeklärt ist, wie das gehen soll.»
«Jede einzelne Heuballe erfassen»
Auch Nationalrat Marcel Dettling (SVP/SZ) setzte sich Rat gegen die Offenlegung ein. Bei der Offenlegungspflicht für die Nährstoffe komm es zu einer Ungleichbehandlung. «Nur die Landwirtschaft ist offenlegungspflichtig, alle anderen bleiben draussen», kritisierte er. Man müsse aber alle erfassen, die irgendwelche Nährstoffe ins Grund- und Quellwasser abgeben. «Dazu gehören auch Golfplätze, dazu gehören alle Privaten», fuhr er fort.
«Der Antrag des Nationalrates will nun, dass jede einzelne Heuballe, die der Bauer A zum Bauer B verschiebt, nachher bürokratisch erfasst werden muss. Heute haben wir die Suisse-Bilanz: Da müssen ebenfalls Angaben gemacht werden. Es ist eine Deklarationspflicht, sprich, man muss ebenfalls Rechnungen und Belege beibringen, alles ist sauber abgehandelt - und trotzdem ist es einfach in der Anwendung, ohne grosse Bürokratie», sagte der Landwirt.
Es sei bereits alles erfasst. Deshalb mache es keinen Sinn, die nationalrätliche Variante weiterzuverfolgen. «Die ständerätliche Variante, und diese können wir zähneknirschend unterstützen, sieht vor, dass die Düngemittel angegeben werden müssen. Die SVP unterstützt also die Vorlage des Ständerates bei der Offenlegungspflicht», sagte Dettling weiter.







Btw, meine Deutschen und Französischen Kollegen düngen ihren Weizen mit 50% mehr Stickstoff als wir Schweizer.
K. Baumann sollte sich mal dringendst informieren wie in unseren Nachbarländern gewirtschaftet wird, und vielleicht auch einmal Betriebe rund um Vechta (D) anschauen, (mit Aha Erlebniss)
Ihre Politik bestätigte meinen Entscheid meinen Betrieb bis zur Pensionierung konsequent zu extensivieren, die DZ maximieren, sämtliche landw. Investitionen zu stoppen , dafür die Altersvorsorge auszubauen und die Substanz zu verzehren (steuertechnisch).
Vater und Sohn Baumann sind Bestätigungen dieser Feststellung!
Quelle: Schweizer Illustrierte, Interview mit Baumann nach der Auswanderung nach Frankreich.
Dann lieber einen Misthaufen hinter dem Haus...
Nicht alle haben Freude an diesen Hähnen aber mit dem Mist kann man dem Boden viel gutes tun.
Da Kilian Baumann die Länge des Zuges schon weiss, braucht es gar keine Erfassung mehr. Jeder Landwirt muss in seiner Suisse Bilanz schon eintragen, wenn er Futter zu- oder verkauft.
Hat Kilian Baumann auch schon berechnet, wie lang der Zug ist, mit den importierten Lebensmitteln für unsere Einwohner oder alle Haustiere?
Und was nützt die von den Bauernpolitikern hochgelobte Selbstversorgung, wenn wir dafür umso abhängiger werden von Futtermittelimporten?
Besser als isoliert die Futtermittelzufuhr zu kontrollieren ist der Passus der TWI: "Tierbestand, der mit dem auf dem Betrieb produzierten Futter ernährt werden kann"
Nur noch so viele Menschen in der Schweiz leben zu lassen wie ernährt werden können...
Bei den Rinder fordert man Selbstversorgung, nur soviele Tiere halten wie Futter wächst auf dem Hof, und nichts mehr zufüttern oder zukaufen.
Bei Hunden, Katzen und weiteren sogenannten Haustieren spielt es sowenig eine Rolle wie beim Menschen!
Der grösste Umweltzerstöhrer sind und bleiben wir Menschen, aber diese Wahrheit will niemand aussprechen
Aber da würde es halt nicht nur die Landwirtschaft betreffen, und dann sieht es halt bei diesen Grün-/Roten-/und Liberalen Landwirtschaftshassern ganz anders aus
Aber so abwegig nicht. Sollten mal einige grüne und rote überdenken.
Ich sage da nur wenn der Mensch geht bleibt die Umwelt noch lange.
Genau so würde sich das Problem der Überpopulation und des Überkonsums rasch reduzieren, Aber warte, das würde ja die meisten am eigenen Laib treffen und die wollen ja weder verzichten, jederzeit über alle Medis und Behandlungen verfügen, makellose Nahrungsmittel im Überfluss.