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«Senkung des Milchpreises ungerechtfertigt»

blu |

 

Die Produzentenpreise stehen unter Druck. Der Schweizer Bauernverband (SBV) und die Schweizer Milchproduzenten (SMP) fordern die Molkereien und Handel auf, die Milchpreise nicht zu senken.

 

Im Jahr 2022 sind die Produktionskosten – auch in der Milchproduktion – deutlich gestiegen. Die Milchpreise wurde zwar erhöht. Doch diese stiegen oft zu wenig. Denn der Anstieg deckte die höheren Kosten nur teilweise.

 

Aufgrund der gestiegenen Preise für Energie, Futter, Maschinen, Dünger etc. forderten der Schweizer Bauernverband (SBV) und die Schweizer Milchproduzenten (SMP) im August 2022 eine Erhöhung des Nettoerlöses aus der Molkereimilch um mindestens 5 Rp./kg.

 

ZMP senkte Preise bereits zweimal

 

Gemäss dem Markbericht Milch des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) von März 2023 sind die Produzentenpreise 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 7,9 Prozent auf 75.34 Rappen je Kilo gestiegen. Laut den Experten handelte sich um den stärksten Anstieg der letzten sechs Jahre. Sie führen den Anstieg unter anderem auf die gestiegenen Produktionskosten für Milch, die rückläufige Milchproduktion sowie die höheren Preise für Milchprodukte im Ausland zurück.

 

Den deutlichsten Anstieg gab es 2022 bei der Molkereimilch.
BLW

 

Doch die Lage begann sich bereits Anfang 2023 zu verschlechtern. Die Preise für Milch, Milchpulver und Butter an den internationalen Märkten sind teils deutlich gesunken. Das wirkt sich negativ auf den B-Preis. Dieser ist im Vergleich zu 2022 in den ersten Monaten dieses Jahres deutlich gesunken. Deshalb senkten die ZMP beispielsweise den Basispreis im Februar. «Aufgrund der internationalen Marktentwicklung und der damit einhergehenden weiter sinkenden Preise befindet sich das Milchgeschäft ZMP aktuell deutlich in einer Unterdeckung. Entsprechend wird im April eine weitere Preissenkung notwendig werden», hiess es im jüngsten Newsletter. Eine weitere Senkung erfolgte im April.

 

Sinkender B-Preis

 

Der Vorstand der Branchenorganisation Milch hat Ende Mai den Richtpreis für das 3. Quartal 2023 festgelegt. Dieser beträgt für industrielle Molkereimilch im A-Segment weiterhin 81 Rappen je Kilo. Der Richtpreis bleibt damit stabil. Eine Erhöhung um 3 Rappen auf 81 Rappen je Kilo wurde auf den 1. Januar 2023 umgesetzt.

 

Doch die Branchenorganisation Milch (BOM) sendete damals eine Warnung aus. In den vergangenen Monaten seien die Notierungen im Ausland deutlich gesunken. «In Deutschland zum Beispiel sind es rund 12 Rappen seit November 2022», hielt die BOM fest. Lag der Produzentenpreis im November noch bei 61,1 Cent/kg (59,9 Rp.), so sank dieser im April bereits auf 46,6 Cent (45,7 Rp.). Das ist alarmierend. Den gemäss MEG Milch Board decken 48 Cent noch gerade die Produktionskosten.

 

Der freie Fall der Produzentenpreise in den Nachbarländern ah Auswirkungen auf die Schweizer Milchbauern. Die B-Milchpreise sind unter Druck geraten. Lag dieser im November noch bei 64,8 Rp./kg, so sank er im Juni 2023 auf 56.1 Rp.

 

«Keine Fakten für Senkung»

 

Gemäss SMP und SBV geraten die Produzentenpreise (weiter) unter Druck. Die Signale würden sich mehren. Bereits Anfang März sagte Emmi-Chefin Ricarda Demarmels gegenüber «Schweizer Bauer»: «Die Milchpreise international sind unter Druck. Da die tieferen B-Milchpreise eng an diese Preisentwicklung gekoppelt sind, dürfte sich das negativ auf den Durchschnittsmilchpreis auswirken». Sie befürchte jedoch nicht, dass Emmi künftig zu wenig Milch erhalten wird. «Emmi zahlt nachweislich überdurchschnittliche Milchpreise», führte sie weiter aus.

 

Bauernverband und Milchproduzenten nehme Verarbeiter und Handel in die Verantwortung. «Der Druck – bei einem strukturellen Rückgang der Produktion und saisonaler Reduktion – ist ungerechtfertigt. Wetter und Futterqualität halten die Produktion in den nächsten Monaten zudem deutlich knapp und tief. Es gibt keine stichhaltigen Fakten für eine Senkung», halten die beiden Verbände fest.

 

«Milchvermarkter müssen solidarisch sein»

 

Alle Marktbeobachtungsinstrumente würden eine stabile Entwicklung anzeigen. SMP und SBV haben mehrere Punkte aufgelistet:

 

  • Kurzfristig liegt die Milchproduktion mit +1.2% über Vorjahr; sie ist aber seit 2014 in der Schweiz um 160 Mio. kg strukturell gesunken (ca. 5%). Die Milchkuhzahl ist permanent  sinkend. Die längerfristigen agrarpolitischen Rahmenbedingungen werden nicht zu einer Ausweitung der Milchproduktion führen.
  • Die Molkereien erreicht weniger Einschränkungsmilch aus den Käsereien als zu erwarten wäre.
  • Die Butterlager sind bei gutem Absatz im Lot; nicht zu viel und nicht zu wenig.
  • In der Branchenorganisation Milch wurde vor ein paar Woche der aktuelle A-Richtpreis basierend auf den Indikatoren unverändert um ein Quartal (Q3/2023) verlängert.

 

SBV und SMP fordern deshalb Handel und Verarbeiter auf, die «Signale richtig einzuordnen». Und beide Verbänden richten einen klaren Appell an Milchvermarktungsorganisationen wie Mooh oder Aaremilch: «Wir fordern diese auf, dem Druck standzuhalten. Sie müssen solidarisch konsequent bleiben und keine Preisnachlässe gewähren.» Sie müssten zusammen Stabilität verlangen. Die Emmi- Chefin sah das Anfang März ein wenig anders. «Geht es Emmi gut, geht es den Bauern gut», sagte sie zu «Schweizer Bauer».

Kommentare (4)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • Jungbauer | 27.06.2023
    bauer,
    Finde eigentlich die Senkung gerechtfertigt.
    Es bekommen ja alle weniger. Warum sollten wir dann mehr bekommen.
    Senkung gleich fair für alle.
    • Jungbäuerin | 27.06.2023
      Keine Angst, Jungbauer, Du bekommst schon weniger Direktzahlungen, das kommt auch einer Lohnkürzung gleich.
      • Jungbauer | 27.06.2023
        Ja die DZ sind sowieso ein Alter Zopf und gehört abgeschafft.
        Dann würden auch die Konsumenten mehr für die Produkte bezahlen.
        • Gesunder Menschenverstand | 03.07.2023
          ...Dann würden auch die Konsumenten mehr für die Produkte bezahlen---> Nur wenn man zuerst die Grenzen für Nahrungsmittel schliesst!

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