Die Schweizer Landwirtschaft befindet sich in einem unaufhaltsamen Strukturwandel. Die Zahl der Betriebe sinkt kontinuierlich, während die durchschnittliche Betriebsgrösse steigt. Besonders kleinere Betriebe verschwinden, während grössere und spezialisierte Betriebe zunehmen. Seit dem Jahr 2000 ist die durchschnittliche Nutzfläche pro Betrieb um 6,9 Hektar (+45%) angewachsen ( -> Strukturwandel: 644 Betriebe weniger).
Ist dieser Strukturwandel ein unabwendbares Zeichen der zunehmenden Industrialisierung der Landwirtschaft? Lässt sich das seit Jahrzehnten andauernde Hofsterben überhaupt stoppen? Ja, meint die Kleinbauern-Vereinigung (VKMB). Sie hebt sie drei Punkte hervor, die diesem Strukturwandel ein Ende setzen sollen:
- Einführung einer Direktzahlungsobergrenze pro Betrieb
- Förderung der ausserfamiliären Hofübergabe
- Anhebung der Altersgrenze für den Erhalt von Starthilfen
Direktzahlungsobergrenze pro Betrieb
Die landwirtschaftliche Strukturerhebung legt nahe, dass kleine und mittelgrosse Höfe verschwinden, während die verbleibenden Betriebe weiter wachsen. Für eine vielfältige und resiliente Landwirtschaft, die eine sichere Versorgung gewährleistet, sind kleine und mittelgrosse Betriebe jedoch essenziell, schreibt die VKMB in einer Mitteilung. Die aktuelle Agrarpolitik bevorzuge jedoch systematisch grosse Betriebe und ist laut den Kleinbauern somit die eigentliche Ursache der stetigen Intensivierung und des fortschreitenden Hofsterbens.
Im Rahmen der Agrarpolitik 2030+ fordern sie deshalb die Einführung einer «Direktzahlungsobergrenze pro Betrieb». Damit ist eine festgelegte maximale Summe an Direktzahlungen gemeint, die ein landwirtschaftlicher Betrieb pro Jahr vom Bund erhalten darf. «Die Direktzahlungen sollten auf viele kleine und mittelgrosse Betriebe verteilt werden statt auf wenige Grossbetriebe», fordert Nationalrat Kilian Baumann (Grüne, BE) und Präsident der Kleinbauern-Vereinigung. Das erhalte die Vielfalt und Anpassungsfähigkeit der Landwirtschaft sowie sichere die Akzeptanz der Direktzahlungen in der Bevölkerung.
Förderung der ausserfamiliären Hofübergabe
Dieser Strukturwandel hin zu immer weniger, dafür umso grösseren Betrieben dürfte sich aufgrund der demografischen Entwicklung im Landwirtschaftssektor aber in den nächsten Jahren noch verstärken, schreibt die VKMB weiter. Anstatt die Betriebe zu übergeben, würden sie aufgegeben. Die umliegenden Betriebe würden so in der Folge immer grösser und kapitalintensiver. «Hofübernahmen, insbesondere ausserfamiliäre, werden so noch schwieriger», hält die Vereinigung fest.
Gemäss einer Agroscope-Studie erreichen in der Schweiz in den nächsten fünf Jahren rund 7’000 Betriebsleitende die Altersgrenze von 65 Jahren. Fehlt es an einer familieninternen Nachfolge, wird der Betrieb oft aufgegeben. «Dabei suchen zahlreiche ausgebildete Landwirtinnen und Landwirte ohne Familienbetrieb nach einem geeigneten Hof», hält die Vereinigung fest. Mit der Anlaufstelle für ausserfamiliäre Hofübergabe will sie Hofabgebende und Hofsuchende zusammenbringen.
Anhebung der Altersgrenze für den Erhalt von Starthilfen
Eine Hofübernahme, besonders eine ausserfamiliäre, stellt auch eine grosse finanzielle Herausforderung dar, schreibt die Vereinigung. Zwar gewährt der Bund finanzielle Starthilfen für angehende Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter, jedoch nur bis zum 35. Lebensjahr. In der EU werden Starthilfen je nach Land bis zum 40. Lebensjahr gewährt.
Kilian Baumann, Nationalrat (Grüne, BE) und Präsident der Kleinbauern-Vereinigung, fordert eine Anhebung der Altersgrenze für den Erhalt von Starthilfen auf 40 Jahre.
Daniel Salzmann
Laut der Agroscope-Studie waren die Personen, die zwischen 2004 und 2020 einen Hof übernahmen, im Durchschnitt 36,7 Jahre alt. Personen, die einen neuen Hof gegründet haben, waren durchschnittlich sogar 42,1 Jahre alt. Die Kleinbauern-Vereinigung fordert deshalb eine Anhebung der Altersgrenze für den Erhalt von Starthilfen auf 40 Jahre. Kilian Baumann, Nationalrat (Grüne, BE) und Präsident der Kleinbauern-Vereinigung werde diese Forderung in der Sommersession in den Nationalrat tragen.
1. Grundbeitrag nach Arbeitskraft
• 40 000 CHF × Standardarbeitskraft (SAK), gedeckelt bei 1 SAK.
• Damit wird der identische Basisaufwand jedes Hofes vergütet – egal ob 3 ha oder 150 ha, 20 Kühe oder 200, grosse Betriebe profitieren schon heute von Skaleneffekten, hoher Auslastung und günstigen Stückkosten.
2. Modulare Boni
• Wer unter der Obergrenze bleibt, kann mit klaren Ja/Nein-Modulen (Klima-Check, Hochstammpflege, Humusaufbau, soziale Teilhabe usw.) seine Zahlung bis max. 60 000 CHF aufstocken.
• Alle Module sind skalenneutral und in einem Arbeitseinsatz/Zielvorgabe vorausgesetzt
3. Schlusszahlung
• Nicht genutzte Mittel werden zum Jahresende SAK-proportional verteilt, ohne den 60-k-Deckel zu sprengen.
So profitieren kleine und mittlere Betriebe deutlich, während grosse Höfe weiterhin honoriert werden, aber nur für nachweisbare Mehrleistungen – nicht bloss wegen Fläche, Hochstammbäumen oder Tierzahl. Gleichzeitig bleiben genug Anreize für Produktion, Innovation, Biodiversität und Klimaresilienz usw..
Kurz: Ich unterstütze die Forderung nach einer Obergrenze, plädiere für ein leistungs- und arbeitsbezogenes System, das Vielfalt erhält, Effizienz belohnt und der Öffentlichkeit erklärt, wofür ihre Steuergelder eingesetzt werden.
Genauso ist das Verpachten einer landw. Liegenschaft zu den diktierten Preisen ein Verlustgeschäft.
@Hornochse, genau das ist doch das Problem. Wir werden mit den Dumpingpreisen enteignet. Seit 1990 hatten wir offiziell 49% Teuerung und Inflation, die Preise wurden nie angepasst. Ich kenne mittlerweile einige Kollegen, die pensioniert wurden. Mit einer Ausnahme haben alle ihre Betriebe aufgelöst. Livia Grenvale kann noch viele tolle Ideen haben wie man Kleinbetriebe an den finanziellen Staatstropf fixiert, und so die volle Kontrolle über diese Bäuerinnen und Bauern erhält. Aber das Hauptproblem ist, dass Keiner der Rechnen kann, seinen Hof Ausserfamiliär weitergibt. Dazu werde auch ich gehören. Meine 18 Ha besten Ackerbodens erhalten junge, innovative Landwirte aus der Gegend zur Pacht.
Das sind genau die richtigen Punkte, die man angehen muss 👍 man muss zukünftig um jeden Betrieb kämpfen, damit er erhalten bleibt. Die Großbetriebe sind keine nachhaltige Lösung. Zudem können sie kaum Altersvorsorge betreiben und haben eine viel zu hohe Verschuldung! Burnout und Scheidung und fehlende Betriebsnachfolge sind das Ergebnis, ein Täufelskreis der gebrochenen werden muss. Unbedingt eine DZ Obergrenze einführen und DZ System auf SAK umstellen.
Hoffe für die Zukunft, dass das BLW und die Verantwortlichen die Agrarpolitik etwas weitsichtiger gestalten.