Die Nachfrage nach Schweizer Sonnenblumen ist gross. Weil bei den Ölwerken Verarbeitungskapazitäten frei werden, kann die Anbaufläche in diesem Jahr ausgedehnt werden. Ein Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine besteht laut der Branche nicht.
Schweizer Pflanzenöl ist ein gesuchtes Produkt. So kann seit mehreren Jahren die Nachfrage nach Schweizer Rapsöl nicht gedeckt werden. Auch bei den Sonnenblumen verlangt der Markt nach mehr einheimischer Ware.
Verarbeiter erhöhen Presskapazität
Die Mitglieder der Kommission «Markt Verarbeitung Ölsaaten» der Branchenorganisation Getreide Swiss Granum haben diese Woche getagt. Sie haben sich dabei einen Überblick über die Zuteilungen für Sonnenblumen für die Ernte 2022 und die Marktlage verschafft.
Die Verarbeiter haben dabei eine positive Entwicklung bei der Nachfrage nach Sonnenblumenöl vermeldet. «Diese seit längerem gewünschte und für die Ernte 2022 realisierte Zunahme steht im Zusammenhang mit einer geplanten Erhöhung der Presskapazität der Verarbeiter und ist daher langfristig angelegt», heisst es in einer Mitteilung des Schweizer Getreideproduzentenverbandes (SGPV) von Mittwoch.
Vertragsmengen beim Raps nicht erreicht
Weil die nachgefragte Gesamtmenge beim Raps (106’000 t) nicht vollumfänglich zugeteilt werden konnte, insgesamt wurden 100'000 t unter Vertrag genommen, geht die Branche davon aus, dass die Kapazitäten der Ölwerke in diesem Jahr nicht ganz ausgeschöpft werden.
Bei den Sonnenblumen wurde für 2022 eine Vertragsmenge von 14’000 Tonnen zugeteilt, das sind 1000 Tonnen mehr als im Vorjahr. Die Zuteilung für 2022 erfolgte bereits im Sommer 2021.
Aufgrund der freiwerdenden Kapazitäten bei den Ölwerken steigt die Vertragsmenge für Sonnenblumen. Für Produzenten ist das eine gute Kunde. «Um die Verarbeitungskapazitäten bestmöglich zu nutzen, wurde beschlossen, die Zuteilungen für Sonnenblumen für die Ernte 2022 wieder zu öffnen», heisst es in der Mitteilung weiter.
Bruno
Potenzial von 3000 Tonnen
Aber welche Mengen werden nun zusätzlich unter Vertrag genommen? «Das Potential beläuft sich auf rund 3'000 Tonnen. Ob es so viele Nachmeldungen geben wird, steht offen», sagt Mathias Denzler, Leiter Kommunikation beim SGPV, zu schweizerbauer.ch. Damit würde die Zuteilmenge fast wieder den Wert von 2019 (17'700 t) erreichen. Die 3000 Tonnen entsprechen einer Fläche von rund 1'000 Hektaren.
Viel Sonnenblumenöl in Europa stammt aus der Ukraine. Steht die Erhöhung der Verarbeitungsmengen mit dem Krieg in der Ukraine in Zusammenhang? Denzler winkt ab. «Nein, hier gibt es keinen Zusammenhang. Es geht rein darum, die Kapazitäten der Ölwerke bestmöglich auszulasten», hält er fest.
Was passiert nun aber, wenn aber die Werke nun trotzdem besser ausgelastet sind als erwartet? «Falls die der Fall sein sollte, werden Lager angelegt», so Denzler. Ist damit ausgeschlossen, dass die Produzenten auf ihren Sonnenblumen sitzen bleiben? «Die Übernahme ist garantiert. Auch die Preise bleiben die gleichen. Es wird keinen Preisdruck geben», macht Denzler klar.
2020 Einbruch bei den Anbauflächen
Die Anbaufläche bei den Sonnenblumen ist bis 2019 stetig gestiegen. Wurden 2010 auf 3500 ha Sonnenblumen angebaut, stieg die Fläche bis 2019 auf 5900 ha. Zum Vergleich: 1995 betrug die Anbaufläche dieser Ölsaat lediglich 451 ha. Gründe für den Anstieg waren höhere Stützungsbeiträge aus dem Produktionspool Ölsaaten des Schweizerischen Getreideproduzentenverbandes (SGPV), zudem sorgten die Landschaftsqualitätsbeiträge des Bundes für einen Aufschwung.
2020 gab es aber einen deutlichen Knick. Dies war aber nicht auf eine sinkende Nachfrage bei den Sonnenblumen, sondern auf die beschränkten Kapazitäten bei den Ölwerken zurückzuführen. Die Ölwerke gelangten an ihre Grenzen, trotz Ausbau des Schichtbetriebes. Um die Nachfrage des Marktes nach Rapsöl möglichst decken zu können, wurde die zuteilbare Menge an Sonnenblumen gesenkt. «Sonnenblumenöl aus Schweizer Produktion wird weniger stark nachgefragt als Rapsöl, da es sich nicht in gleichem Masse wie Rapsöl als Ersatz von Palmöl eignet», teilten die Schweizer Getreideproduzenten im Juni 2019 mit.
2022: Rund 6000 ha
Nun werden aber die Kapazitäten bei den Werken schrittweise ausgebaut. Damit dürften künftig die Anbauflächen steigen. Bei der ersten Ernteschätzung von Swiss Granum von Februar 2022 wurde die Anbaufläche für dieses Jahr auf rund 5000 ha geschätzt, knapp 200 ha mehr als 2021. Sollten die zusätzlichen 3000 Tonnen ausgeschöpft werden, dürfte die Anbaufläche auf rund 6000 Hektaren steigen. Zum Vergleich: Raps wird 2022 auf einer Fläche von 26'000 ha angebaut.
Wie hoch ist der Selbstversorgungsgrad bei den Sonnenblumen? «Dieser beträgt rund 12 Prozent», sagt Mathias Denzler zu schweizerbauer.ch. Mit der Ausdehnung dürfte der Wert also leicht steigen.
So kann man sich anmelden
-> Diejenigen Produzenten, die bereits eine Zuteilung für Sonnenblumen für die Ernte 2022 haben, können Agrosolution eine Erhöhung der Menge und Anbauflächen mitteilen ([email protected]; Tel. 031 910 20 90)
-> Diejenigen Produzenten, die noch keine Zuteilung für Sonnenblumen für die Ernte 2022 haben, können sich auf der Website von Agrosolution einschreiben (www.agrosolution.ch).
Steigende Produzentenpreise
Die gute Nachfrage nach Schweizer Sonnenblumenöl haben sich auf die Notierungen ausgewirkt. Die Ölpreise für klassische Sonnenblumen stiegen 2021 um 37 Fr./ 100 kg auf rund 300 Franken und für Sonnenblumen High Oleic um 28 Fr./ 100 kg auf rund 310 Franken.
Die Marktsituation wirkte sich positiv auf die durchschnittlichen Produzentenpreise aus. Für klassische Sonnenblumen stiegen diese 2021 um knapp 13 Fr./100 kg. Bei den Sonnenblumen High Oleic gab es einen Anstieg um knapp 10 Fr./100 kg gegenüber der Vorjahreskampagne. Der Produzentenpreis für klassische Sonnenblumen lag 2021 bei 90.10 Fr./100 kg und jener für High Oleic bei 91.50 Fr.
Die Preise für die Ernte 2022 werden im Herbst nach Abschluss der Ernte festgelegt.
Wir dürfen ins Blau produzieren, wie immer.
Es wäre nun wirklich an der Zeit, dass der Landwirt der Sammelstelle eine Rechnung stellt.
Der SBV sollte VOR der Ernte einen Preis herausgeben, unter dem keiner abladen sollte.
Wenn wir nicht liefern, können sie ja importieren............