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Tote Rinder an Strand gespült

An der Westküste Frankreichs wurden in den letzten Wochen zahlreiche tote Kühe an den Strand gespült. Die toten Rinder trugen dabei keine Erkennungsmarken mehr. Ein Indiz, das darauf hinweisen würde, dass das tote Vieh aus einem Tiertransportschiff ins Meer geworfen wurde. Tierschutzorganisationen bemängeln unhaltbare Zustände.

In den vergangenen Wochen sind an der Westküste Frankreichs zahlreiche tote Rinder und Kühe an den Strand gespült worden. Für die Verantwortlichen sei klar, wer für dieses Desaster verantwortlich ist, heisst es in einem Bericht der Regionalnachrichten «france3-regions».

Ein Tierkadaver am Strand 

Die gestrandeten Kadaver seien ein Zeichen der unhaltbaren Zustände, die auf den Tiertransportfrachtern herrschen würden. Viel zu lange Transportphasen, kaum genügend Nahrung, und tote Tiere werden einfach über Bord geworfen. Tierschutzorganisationen fordern jetzt von der EU strengere Regeln und konsequentere Kontrollen beim Tiertransport auf dem Meer. 

Es hätte eigentlich ein gemütlicher Strandspaziergang werden sollen. Roseline und ihr Mann, die in einem Dorf an der Westküste Frankreichs wohnen, haben sich Mitte Dezember an der Küste von Crozon in Finistère zu einer sonntäglichen Wanderung aufgemacht. Wie gewohnt genossen sie die frische Meeresluft und die Aussicht. Doch plötzlich war es vorbei mit der Idylle. Denn sie entdeckten etwas am Strand, ein grosses Etwas, das sie nicht gleich identifizieren konnten. Doch als sie sich dem unbekannten Objekt näherten, erkannten sie, dass es sich um ein totes Rind handelte, das offensichtlich an den Strand gespült wurde.

Ohrmarke abgeklemmt

«Wir waren am Strand von Aber, in der Bucht von Douarnenez, und dann sahen wir dieses tote Vieh am Strand liegen», erzählte Rosalie den Regionalnachrichten « france3-regions ». Ihre erste Reaktion war es, die Gemeinde Crozon über diesen Vorfall zu informieren.

«Dem Vieh wurde die Ohrmarke abgeklemmt», erklärt eine Gemeindemitarbeiter. Sie hätten feststellen können, dass das Vieh ein Loch im Ohr gehabt hätte. Es fehlte aber die Marke. Für den Gemeindemitarbeiter liess dies keine Zweifel zu. «Jemand hat dem Tier die Marke abgenommen und es dann ins Wasser geworfen», erklärte er den Regionalnachrichten.

Kein Einzelfall

Das tote Tier wurde also von einem Schiff aus ins Meer geworfen und dann an den Strand gespült. Das tote Rind sei nach der Meldung von Rosalie und ihrem Mann sofort vom Strand entfernt worden, heisst es bei «france3-regions» weiter. Bei dem in Crozon angespülten Vieh handelt es sich nicht um einen Einzelfall. Nur wenige Wochen zuvor habe sich Ähnliches in Trégunc abgespielt. Auch Trégunc ist ein Dorf an Frankreichs Atlantikküste.

Vom wissenschaftlichen Zentrum Pelagis in La Rochelle haben die Regionalnachrichten weitere Informationen erhalten. «Wir haben in den letzten Tagen an der Küste des Finistère etwa zehn tote Rinder gefunden, die an den Strand gespült wurden» verrät das Institut. Pelagis ist auf die Überwachung von Meeressäugetier- und Vogelpopulationen spezialisiert. Die Küsten von Finistère messen insgesamt rund 1’250 Kilometer.

Dem Bericht von «france3-regions» lässt sich weiter entnehmen, dass die zuständigen Behörden aber bisher keine Untersuchung in die Wege geleitet haben, um das oder die Schiffe ausfindig zu machen, welche die toten Tiere über Bord geworfen haben.

«Tote Tiere werden ins Meer geworfen»

Vieh wird in riesigen Schiffen zwischen Europa, Afrika und dem Nahen Osten transportiert. Die gigantischen Frachtschiffe können Tausende von Rindern transportieren. So wird von einem Schiff berichtet, das Mitte November vor dem Sturm Ciaran Schutz in einem westfranzösischen Hafen gesucht hat. Es transportierte 2’000 Jungbullen von Irland nach Libyen. Ein solches Viehtransportschiff würde einmal pro Woche der bretonische Küste entlangfahren. 

Tierschutzorganisationen seien nicht nur besorgt über den generell schlechten Zustand dieser Viehtransportschiffe, sondern auch über die ungenügende Nahrung für die Tiere und die schlechten Lagerbedingungen für das Futter, heisst es bei «france3-regions» weiter. Die Bilder der toten Tiere am Strand würden die schrecklichen Bedingungen versinnbildlichen, die auf den Viehtransportern herrschen würden.

Für den Direktor des Instituts für Seewirtschaft (Isemar) sei klar: «Dies ist die übliche Praxis im Seeverkehr, unabhängig von der Art des Tieres. Tote Tiere werden ins Meer geworfen».

3 Millionen Tiere per Schiff unterwegs

Diese Ereignisse haben nun auch die Tierschützer aufgerüttelt. Sie forderten die Europäische Kommission auf, die Vorschriften für den Seetransport von lebenden Tieren zu überarbeiten und die Kontrollen zu verstärken.

Laut einem 2020 veröffentlichten Bericht der Europäischen Kommission würden jedes Jahr fast 3 Millionen lebende Tiere (mehr als 2 Millionen Schafe und Ziegen und 625’000 Rinder) per Schiff aus der Europäischen Union in die Länder rund um das Mittelmeer exportiert. «Diese Tiere sind für Länder bestimmt, die Färsen zur Verstärkung der Milchviehhaltung oder Nutztiere, vor allem Schafe, benötigen», sagt Paul Tourret, Direktor des Instituts ISEMAR den Regionalnachrichten «france3-regions».

Verantwortlichkeiten unklar

«In Frankreich werden so im Zentralmassiv gezüchtete Kühe über den Hafen von Sètes nach Algerien geschickt. Die meisten Exporte gehen jedoch nach Rumänien und in andere osteuropäische Länder», ergänzt Tourret. Sobald die Tiere auf die Schiffe verladen wurden, seien die Herkunftsländer nicht mehr für deren Wohlbefinden verantwortlich. Meistens sei es der Käufer, der die Kosten und Risiken im Zusammenhang mit der «Ware» tragen würde.

Dem Bericht der Europäischen Kommission sei auch zu entnehmen, dass genau dies zu einer Rechtsunsicherheit führe, wer rechtlich für das Wohlergehen von Tieren auf See verantwortlich sei. Wenn es also tote Tiere gäbe, sei niemand dafür verantwortlich.

Autos werden sorgfältiger transportiert als Kühe

In Europa seien die Transportphasen, also der Zeitraum zwischen zwei Entladungen, begrenzt. Für die Gesamtdauer des Transportes gäbe es jedoch keine Begrenzung. Die europäischen Vorschriften für den Lebendtransport von Tieren seien unzureichend, heisst es von Seiten von Tierschutzorganisationen. Es gäbe keine Kontrollen an Bord und keine Tierärzte, die Bedingungen seien sehr schwierig, die Tiere würden nicht immer ausreichend gefüttert.

Auch die Schiffe an sich seien in einem schlechten Zustand. 95 Prozent der im Jahr 2020 durchgeführten Inspektionen auf Tiertransportschiffen seien beanstandet worden, heisst es im Bericht von «france3-regions» . Tiere würden auf Frachtschiffen transportiert, die nicht mehr gut genug seien, um Autos zu transportieren. Für den Transport von Tieren würden sie aber noch genügen.

Tierschutzverbände forderten jetzt unter anderem, die Transportphasen von 19 auf 8 Stunden zu reduzieren. Vor allem ginge es darum, die europäischen Vorschriften für den Transport von lebenden Tieren zu überarbeiten, die noch aus dem Jahr 2005 stammen würden. «Dieser Markt hat einen sehr schlechten Ruf», resümiert der Direktor von Isemar die Situation der Tiertransporte auf hoher See. 

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