Lumpy-Skin-Krankheit (LSD) ist eine Viruskrankheit des Rindes, die durch Insekten übertragen wird. Sie verursacht Hautveränderungen, rückläufige Milchproduktion, Aborte und Fruchtbarkeitsstörungen.
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Welche Rolle spielt das Meldesystem?
Eine elementare. Je früher ein Fall erkannt und gemeldet wird, desto schneller können andere Betriebe geschützt werden. Es gilt die Meldepflicht.
Was sind die typischen klinischen Symptome von LSD?
Infizierte Rinder entwickeln rasch hohes Fieber (>40 °C) und zeigen einen Leistungsrückgang. Nicht immer treten die für die LSD typischen zahlreichen Hautknötchen mit einem Durchmesser von 0,5 bis 5 cm am ganzen Körper auf. Diese Knötchen sterben nach ca. 5 bis 7 Wochen ab und hinterlassen Krusten. Häufig werden eitriger Nasenausfluss, Ödeme (vor allem an Kopf und Gliedmaßen) und geschwollene Lymphknoten beobachtet. Die Krankheit führt auch zu Aborten und Milchproduktionsrückgängen. Sie verläuft selten tödlich, hat jedoch erhebliche wirtschaftliche Folgen wie Ertragsausfälle und beschädigtes Zuchtmaterial.
Das sind die Symptome der Lumpy-Skin-Disease (LSD)
Der Verlauf der Erkrankung bei Rindern ist akut bis subakut. Die Inkubationszeit beträgt 4 bis 28 Tage. Folgende Symptome können auftreten:
- Fieber von bis über 40 °C
- Leistungsrückgang
- Teilnahmslosigkeit, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust
- erhöhter Speichel- und Tränenfluss
- eitriger Nasenausfluss
- Euterentzündungen
- Bindehautentzündung (kann bis zur Erblindung führen)
- geschwollene Lymphknoten
- Schwellungen und Abszesse (vor allem an Kopf und Gliedmassen)
- Aborte
- Hautausschlag, in Form von 0,5–5 cm grossen Hautknoten, bevorzugt an Kopf, Hals, im Schwanzbereich, auf den äusseren Genitalorganen und den Extremitäten. Nur 40-50 % der Rinder entwickeln generalisierte Hautschwellungen. Die Haut über den Knoten stirbt nach fünf bis sieben Wochen ab und hinterlassen Krusten.
Welche konkreten Hygienetipps gibt das BLV derzeit an Tierhaltende weiter?
Vermeiden sie unnötigen Tierverkehr. Schützen Sie ihre Rinder bestmöglich durch das Anbringen von Fliegengittern in Ställen, dem Einsatz von Insektiziden sowie den regelmässigen Austausch von stehenden Gewässern, da diese zu Brutstätten werden.
Besteht eine Gefahr für den Export von Schweizer Fleisch- und Milchprodukten?
Ein Ausbruch der LSD würde für die Schweiz den Verlust ihres Status als seuchenfreies Gebiet bedeuten, was zu Handelsbeschränkungen führt. Gemäss den europäischen und schweizerischen Vorschriften dürfen lebende Tiere und Produkte wie Fleisch, Milch, Samen usw. aus einem infizierten Gebiet nicht frei gehandelt werden.
Martin Reist ist Leiter Tiergesundheit und Tierschutz beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen
zvg
Wie wirkt sich LSD auf Handelsbeziehungen aus?
Konkret bedeutet dies, dass alle Waren von Rindern aus einem Sperrgebiet nur mit einer Sondergenehmigung in Verkehr gebracht werden dürfen. Diese Massnahmen sollen die Ausbreitung der Krankheit über die Landesgrenzen verhindern und die Tierhaltungsbranche im In- und Ausland vor weiteren Ausbrüchen schützen.
Wie stark ist das BLV in den Informationsfluss mit Tierärzten, Landwirten und relevanten Kantonen eingebunden?
Sehr stark. Das BLV steht in engem Austausch mit den Kantonstierärzten, den Praxistierärzten, den betroffenen Branchenorganisationen sowie weiteren relevanten Behörden.
«Impfung der Rinder wird obligatorisch sein»
Nahe der Schweizer Grenze ist die Tierseuche Lumpy-Skin-Disease (LSD) ausgebrochen. Martin Reist sagt gegenüber «Schweizer Bauer», dass die Impfung obligatorisch werden wird. -> Den ersten Teil des Interviews gibt es hier
Wie funktioniert die enge Zusammenarbeit zwischen Bund und Kantonen, insbesondere mit dem Kanton Genf?
Das BLV und die Kantone arbeiten sehr eng, konstruktiv und partnerschaftlich zusammen. Mit dem Kanton Genf sind wir in täglichem Austausch und stellen sicher, dass alle auf ihrer Stufe gut koordinierte und zielführende Massnahmen treffen.
Seit 2015 breitet sich LSD bereits in Südosteuropa aus, zuletzt auch auf Sardinien (Juni 2025). Welche Lehren zieht das BLV aus diesen Entwicklungen für den Schweizer Präventions- und Krisenplan?
Eine frühestmögliche Erkennung der ersten Fälle und deren konsequente Bekämpfung spielen eine Schlüsselrolle. Dazu gehört das Einrichten von Überwachungszonen, die Einschränkung des Tierverkehrs und die Intensivierung der Überwachung. In Südosteuropa hat die Impfung 2017 die entscheidende Rolle gespielt bei der erfolgreichen Bekämpfung und Eliminierung von LSD.
Monatlich veröffentlicht das BLV das «Radar Bulletin», um über die aktuelle Tierseuchenlage zu informieren.
Wie bereitet sich das BLV auf mögliche künftige Tierseuchen vor?
Seit über zehn Jahren arbeitet das BLV intensiv an der Früherkennung von Tierseuchen und hat die entsprechenden Systeme kontinuierlich verbessert. Dabei wird das Gefahrenpotenzial laufend eingeschätzt. Monatlich veröffentlicht das BLV das «Radar Bulletin», um über die aktuelle Tierseuchenlage zu informieren. Die Krisenvorsorgepläne werden in Abstimmung auf die Bedrohungslage kontinuierlich weiterentwickelt. Da die meisten Tierseuchen keine Landesgrenzen kennen, arbeitet das BLV sehr eng mit anderen Veterinärdiensten zusammen, insbesondere mit denjenigen der Nachbarländer.
Wo liegen die Herausforderungen?
Die Herausforderungen sind enorm und ressourcenintensiv, was uns zunehmend an die Grenzen bringt. Wir nehmen diese Aufgabe sehr ernst und arbeiten eng mit der Branche zusammen, zum Beispiel um die Biosicherheit auf den Betrieben zu erhöhen. Eine gute, auf gegenseitigem Respekt und Vertrauen basierende Zusammenarbeit zwischen den Behörden und der Branche ist entscheidend, damit bei einem möglichen Ausbruch auf allen Stufen sofort reagiert werden kann, um eine Seuche nach Möglichkeit im Keim zu ersticken.
Der Klimawandel erhöht das Risiko für zahlreiche vektorübertragene Tierseuchen.
Was hat der Klimawandel mit Tierseuchen zu tun?
Der Klimawandel erhöht das Risiko für zahlreiche vektorübertragene Tierseuchen, weil sich in unseren Breitengraden plötzlich neue Vektoren ansiedeln können, welche Seuchen übertragen. Oder weil sich bereits ansässige Vektoren besser vermehren können und die Kompetenz erwerben können, Seuchen zu übertragen. Deshalb entwickelt das BLV seine Präventions- und Krisenmanagement-Strategien kontinuierlich weitere. Dies umfasst nicht nur die Stärkung der Diagnostik in Zusammenarbeit mit dem IVI, sondern auch die Entwicklung von Vorsorgeplänen für Seuchen, die potenziell vor der Haustür stehen.
Inwiefern verschärfen sich Vektorübertragungen durch Klimawandel?
Der Klimawandel verschärft die Vektorübertragungen durch zwei wesentliche Faktoren. Zum einen führen Witterungsextreme und veränderte Windverhältnisse dazu, dass Vektoren wie Insekten, die Krankheiten übertragen, sich weiterverbreiten können. Je kleiner der Vektor, desto weiter wird er mit dem Wind transportiert und kann so den Erreger in neue Gebiete tragen. Durch den Klimawandel können auch neue, günstige Lebensräume für Vektoren entstehen, was deren Vermehrung begünstig und das Risiko von Krankheitsübertragungen erhöht. Die Verschiebung der Habitate – etwa bei Zecken – vergrössert das Risiko weiter. Auch wenn Viren bei LSD in bestimmten Fällen direkt von Tier zu Tier übertragen werden können, bleibt der Weg über Vektoren der bedrohlichste.
So geschieht Ansteckung
Die wichtigste Rolle für die Verbreitung spielt die indirekte Erregerverbreitung durch stechende Insekten (beispielsweise Bremsen, Fliegen, Gnitzen, Stechmücken), Milben und Zecken.
Die Übertragung ist auch durch direkten Tierkontakt, infiziertes Sperma, unbehandelte Tierhäute und Felle und deren Produkte (zum Beispiel Jagdtrophäen), Rohfleischprodukte, Rohmilchprodukte und durch daraus gewonnenes Tierfutter inklusive Kolostrum möglich. ats
Was ist der zweite Faktor?
Die Globalisierung begünstigt durch den zunehmenden Personen-, Tier- und Warenverkehr die Verbreitung von Seuchenerregern und Vektoren, indem damit verbundene Erreger und Vektoren in kurzer Zeit grosse Strecken zurücklegen können und sich im schlimmsten Fall dann eben an neuen Orten etablieren können, wo sie aufgrund des Klimawandels auf «günstigere» Bedingungen treffen.
Wer trägt die Kosten für die Impfkampagne in der Schweiz – wie im Fall der Blauzungenkrankheit? Gibt es Fördermittel oder Rückerstattungen für Tierhalter?
Nach aktuellem Stand ist davon auszugehen, dass der Bund die Kosten für die Impfstoffbeschaffung übernimmt. Ein entsprechender Kredit müsste vom Parlament dann per Nachtrag noch gesprochen werden. Die Anwendung selbst wird durch Tierärztinnen und Tierärzte erfolgen und amtlich registriert werden. Für den operativen Teil der Tierseuchenbekämpfung sind grundsätzlich die Kantone zuständig.
Melden Sie Verdachtsfälle umgehend ihrem Bestandestierarzt oder ihrer Bestandestierärztin.
Was ist Ihre zentrale Botschaft an die Rinderhalter in den betroffenen Regionen?
In der Überwachungszone und in zukünftigen Impfzonen ist der Tierverkehr eingeschränkt. Reduzieren Sie aber auch ausserhalb der Zonen den Tierverkehr auf das unerlässliche Mass. Melden Sie Verdachtsfälle umgehend ihrem Bestandestierarzt oder ihrer Bestandestierärztin. Schützen Sie ihre Rinder bestmöglich durch Anbringen von Fliegengittern in Ställen, dem Einsatz von Insektiziden und Repellentien sowie den regelmässigen Austausch von stehendem Wasser, da dies ein idealer Brutplatz für Mücken ist.