Coaching in der Landwirtschaft ist ein wachsender Bereich, der Landwirtinnen und Landwirten individuelle Unterstützung bei der Weiterentwicklung ihrer Betriebe bietet. In einer Branche, die von strukturellen, wirtschaftlichen und oft auch emotionalen Herausforderungen geprägt ist, kann Coaching dazu beitragen, neue Perspektiven zu entwickeln und nachhaltige Veränderungen anzustossen.
Dabei geht es nicht um klassische Beratung, sondern um eine partnerschaftliche Begleitung – auf betrieblicher und persönlicher Ebene.
Barbara Eiselen, selbst Agronomin und Coachin, hat die Notwendigkeit erkannt, mit ihren Klienten auf einer tieferen Ebene zu arbeiten. «Ich bin selbst Bauerntochter. Mir ist klar geworden, dass man auf einer anderen Ebene ansetzen muss, um auf den Betrieben etwas zu verbessern», sagt sie. Es geht darum, die psychischen und physischen Belastungen der Landwirte zu lindern und eine neue Perspektive zu entwickeln.
Was ist Coaching?
Coaching ist ein individueller Prozess, bei dem eine Person (der Coach) eine andere Person (den Klienten) dabei unterstützt, bestimmte Ziele zu erreichen, Herausforderungen zu bewältigen oder sich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln.
Anders als bei klassischer Beratung geht es beim Coaching nicht darum, Ratschläge zu erteilen oder Lösungen vorzugeben. Stattdessen hilft der Coach dem Klienten, eigene Lösungen zu finden, indem er Fragen stellt, Perspektiven eröffnet und zur Selbstreflexion anregt.
Coaching kann in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden, etwa in der Karriereentwicklung, im Führungstraining, im persönlichen Wachstum oder auch in spezifischen Branchen wie der Landwirtschaft. Es kann sowohl auf betrieblicher als auch auf persönlicher Ebene stattfinden und zielt darauf ab, die Selbstwahrnehmung und Handlungskompetenz des Klienten zu stärken.
Schlüssel zum Erfolg
Im Gegensatz zu klassischen Beratungskonzepten setzt das Netzwerk «Agroecology works» auf ein besonders praxisnahes Coaching-Modell. Samira Amos, Co-Projektleiterin des Programms, erklärt: «In der Landwirtschaft ist enorm viel Wissen vorhanden – Praxiswissen, das man nicht in Kursen oder Ausbildungen vermittelt bekommt, sondern aus Ausprobieren und der täglichen Arbeit stammt.»
Hier teilen Betriebsleiter aus Pionierbetrieben ihr erprobtes Wissen direkt auf dem Feld oder im Stall, um anderen Landwirten bei der Umsetzung von agrarökologischen Praktiken und betrieblichen Strategien zu helfen.
Betriebscoaching
Betriebscoaching fördert den Wissensaustausch zwischen erfahrenen Landwirten und denen, die neue Konzepte umsetzen möchten.
Ein vierstündiges Coaching kostet 250 Franken. Das Coaching hilft, Ideen umzusetzen und Vertrauen zu gewinnen, indem es praxisnahes Wissen vermittelt und zur Anwendung auf dem eigenen Betrieb anregt. Das NetzwerkAgroecology Works setzt sich für die Coachings ein. Mehr Infos hier.
Kosten und Zeitaufwand
Obwohl Coaching in der Landwirtschaft viele Vorteile bietet, bleibt der Zeit- und Kostenaufwand eine Herausforderung. Bei Eiselen ist es die individuelle Betreuung und psychologische Begleitung, die eine Investition in die Lebensqualität und langfristige Betriebsstabilität bedeutet.
Für das agrarökologische Coaching von «Agroecology works» gibt es klare finanzielle Rahmenbedingungen: Betriebsleiter erhalten für ihre Coaching-Tätigkeit eine Vergütung, die den zeitlichen Aufwand entschädigt. Doch die Idee hinter der Bezuschussung ist es, vor allem engagierte Landwirte zu erreichen, die bereit sind, sich aktiv mit neuen Ideen auseinanderzusetzen.
Chance für die Landwirtschaft
Ob durch systemische Beratung oder praxisorientierte Wissensvermittlung – Coaching ist ein wichtiger Baustein für die Zukunft der Landwirtschaft.
Beide Ansätze verfolgen das Ziel, die Landwirtinnen und Landwirte zu unterstützen, sowohl in ihrer beruflichen als auch in ihrer persönlichen Entwicklung. Mit den richtigen Tools und einer klaren Vision können sie nicht nur betriebliche Herausforderungen meistern, sondern auch zu einer positiven Veränderung im gesamten Sektor beitragen.
Sie haben ein Coaching gemacht
Alice und Michael Imstepf aus Birgisch VS bewirtschaften seit Januar 23 Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche und halten 59 Yaks. Die Quereinsteiger suchten nach einer Veränderung, nachdem Michael im Schichtdienst an körperlicher und mentaler Erschöpfung litt. Durch Zufall stossen sie auf einen Yak-Betrieb in Raron VS und halfen dort eine Saison lang aus.
Ein Betriebscoaching unterstützte sie, ihren Weg in die Landwirtschaft zu finden und ermutigte sie, unkonventionelle Wege zu gehen. Sie erhielten wertvolle Tipps, auch zur Nutzung von Social Media, und beschlossen, ihre Erfahrungen zu teilen.
Ihr Ziel ist es, Brücken zwischen Stadt und Land zu schlagen und zu zeigen, was sinnvolle Tierhaltung bedeutet. Ab Mai öffnen sie einmal im Monat ihre Hoftüren für Besucher, um einen Einblick in das Hofleben zu gewähren. «Wenn wir von etwas überzeugt sind, ziehen wir es durch», sagen sie.

Habt Ihr schon einmal ein Coaching gemacht?
- Ja:20.98%
- Nein, plane aber eines:4.2%
- Nein, kein Interesse:74.83%
Teilnehmer insgesamt: 286
Ich bin erhlich. Ich bin Meisterlandwirt und wollte den elterlichen Betrieb übernehmen. Leider ist vor fünf Jahren MS festgestellt worden und das mit der übernahme wurde nichts mehr. Jetzt bin ich ich im Rollstuhl und verfolge nur noch alles in Berichten mit. Ich kenne leider die Familenprobleme zu gut. Vorallem von zu Hause und von den Lehren. Ich wollte eigentlich etwas ändern in der Familienhirachie, aber leider machte die Gesundheit einen Strich durch die Rechung. Ich bewundere alle die mit diesem Thema ausenandersetzen.
Mit freundlichen Grüssen
David Mathys, Koppigen