Die Einführung der Impfpflicht gegen Kälbergrippe wirft zahlreiche Fragen auf. Auf der Website von QM Schweizer Fleisch ist mittlerweile ein ausführlicher Katalog mit 80 Fragen und Antworten abrufbar – ein Hinweis darauf, wie gross der Informationsbedarf unter den Landwirten ist. Auch an der Delegiertenversammlung des Schweizer Kälbermästerverbands (SKMV) wurden viele dieser Fragen gestellt. So wollte etwa ein Mäster wissen, wie er erkennen könne, ob ein Kalb tatsächlich geimpft wurde.
SKMV-Präsident Marcel Dettling stellte klar: «Das Kalb muss geimpft sein, wenn es im Alter von unter 57 Tagen den Geburtsbetrieb verlässt. Das ist die Vorgabe. Weder Händler noch Kälbermäster müssen somit als Polizisten kontrollieren, ob das Kalb geimpft wurde.»
Kritik am Behandlungsjournal
Trotz dieser Klarstellung kam auch Unmut auf. Ein Kälbermäster kündigte an, die Impfungen nicht im Behandlungsjournal zu erfassen. Andere vermuten, dass Geburtsbetriebe ihre Verantwortung nicht genügend wahrnehmen und zu viele Kälber ohne Impfung weiterverkaufen.
Dettling verteidigte die Lösung über das Behandlungsjournal : «Mit einem Eintrag der Impfung ins Behandlungsjournal fanden wir die einfachste und günstigste Lösung.» Gleichzeitig warnte er, dass bei ausbleibendem Rückgang des Antibiotikaeinsatzes gesetzliche Regelungen drohen könnten.
Gesundheit und Image im Fokus
Ziel der ab Juli 2025 geltenden Impfpflicht, beschlossen von der Fachkommission Viehwirtschaft des Schweizer Bauernverbands, ist es, Kälber vor den Erregern der Kälbergrippe zu schützen. Die Impfung erfolgt in zwei Etappen: Zuerst auf dem Geburtsbetrieb mindestens 14 Tage vor dem Abtransport, dann auf dem Mast- oder Aufzuchtbetrieb innerhalb von 28 Tagen nach der Einstallung.
Ziel der ab Juli 2025 geltenden Impfpflicht ist es, Kälber vor den Erregern der Kälbergrippe zu schützen
Proviande
Wie Andrea Wiedmer, SKMV-Geschäftsführerin, betonte, soll das bis Ende 2028 befristete Pilotprojekt nicht nur die Tiergesundheit verbessern, sondern auch das Image und die Nachfrage nach Schweizer Rind- und Kalbfleisch sowie Milchprodukte stärken. Denn die Branche steht seit Jahren unter Druck – insbesondere wegen hoher Abgangsraten bei Kälbern und dem intensiven Antibiotikaeinsatz in der Kälber- und Grossviehmast.
Praktische Probleme
Die Umsetzung der Impfpflicht wirft viele Fragen auf und sorgt für Spannungen in der Wertschöpfungskette. Die Branche ist gefordert, Lösungen zu finden, die sowohl die Tiergesundheit als auch die ökonomische Realität der Betriebe berücksichtigen.
Viele Landwirte sehen die neue Impfpflicht kritisch und äussern deutliche Bedenken hinsichtlich Tierwohl, Wirtschaftlichkeit und Fairness zwischen Geburts- und Mastbetrieben, das zeigen unter anderem die Onlinekommentare unserer User auf.
Kälber, welche den Geburtsbetrieb vor 57 Lebenstagen verlassen müssen geimpft sein. Diese Tatsache scheint für Verwirrung zu sorgen. User Hausi schreibt beispielsweise: «Wenn ich ein Kalb erst mit 57 Tagen verkaufen darf, muss ich es über Wochen künstlich leicht halten. Weniger Milch, weniger Entwicklung – nur damit es unter 80 kg bleibt, weil mir das Mehrgewicht niemand bezahlt. So funktioniert weder Tierwohl noch wirtschaftliches Arbeiten». Hier scheint ein Missverständnis vorzuliegen. Ein weiterer User schreibt daraufhin: «Wo lesen Sie, dass das Kalb nicht vor 57 Tagen verkauft werden darf?»
Fühlen sich benachteiligt
Aus den Kommentaren ist ersichtlich, dass sich die Geburtsbetriebe offenbar benachteiligt fühlen. Die Kosten und der Aufwand der Impfung würden bei ihnen bleiben, obwohl vor allem die Mäster von gesünderen Tieren profitieren. Gleichzeitig ist unklar, wie freiwillig die Impfung wirklich ist, wenn Nicht-Einhaltung wirtschaftliche Nachteile bringt. Auch mögliche Nebenwirkungen der Impfstoffe – wie Fieber, Ausfluss oder sogar ansteckende Ausscheidungen – werden mit Sorge betrachtet.
Einige Stimmen äusserten ihren Frust drastisch, etwa mit der Idee, Kälber nicht mehr zu verkaufen, sondern einzuschläfern – als Protest gegen mangelnde Wertschätzung durch Händler und Mäster. Was haltet Ihr von der Impfpflicht? Macht mit bei unserer Umfrage und hinterlasst einen Kommentar.

Kälber-Impfpflicht: Was haltet Ihr davon?
- Wichtig und richtig für ganze Branche:19.02%
- Wichtig für Tierwohl.:3.84%
- Wichtig für Image.:1.6%
- Schadet mehr als sie nützt:18.55%
- Verursacht nur Kosten:16.63%
- Schadet dem Tierwohl (Impfnebenwirkungen):13.75%
- Benachteiligt Geburtsbetriebe:24.86%
- Mir egal:1.76%
Teilnehmer insgesamt: 1251
Ich sehe die Impfpflicht für Kälber kritisch. Für mich hat das nichts mehr mit transparenter Labelproduktion zu tun. Als bei Corona über eine Impfpflicht gesprochen wurde, war der Widerstand gross – und nun akzeptieren wir stillschweigend eine indirekte Impfpflicht für Tiere, die auch den Menschen betrifft? Ich stelle mir die Frage, ob das rechtlich überhaupt sauber ist.
Dabei gäbe es andere Wege, um Kälber gesund zu halten. Das Wichtigste ist eine saubere Umgebung – wöchentliches Misten, gutes Stallklima, Hygiene und angepasste Fütterung wirken oft mehr als eine Impfung.
Zudem bleiben Aufwand und Kosten bei den Geburtsbetrieben, während hauptsächlich die Mäster profitieren. Das ist weder fair noch nachhaltig.
Ich empfehle jedem Milchbauern, über eine eigene Rindermast nachzudenken und die Wertschöpfung im Betrieb zu halten – anstatt sich von ständig neuen Vorschriften abhängig zu machen.
👎 ich finde das eine Schlechte Idee. Es gibt Andere möglichkeiten zum Vorbeugen. Mit Kräutern,Vitamine........
Wir haben das mal vor paar Jahren gemacht mit der Impfung, es bekamen fast alle 2 Tage später Fieber, mussten den Tierarzt holen. Jetzt mit Vitaminen,Kräutern und Homöopathie keine Probleme.
Um den Antibiotikaverbrauch wegen Atemwegserkrankungen zu senken, braucht es einfach nur frische Luft und zwar dort wo sich das Kalb aufhält, am Boden. Ich rate jedem, der entsprechende Probleme hat, sich mal eine viertel Stunde zu den Kälbern zu setzen, dann werdet ihr schnell merken, ob die Luft gut ist oder nicht.