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Wie dieser Kakaobauer überlebt

 

Knapp zwei Wochen lang sind 32 Schweizer Bäuerinnen und Bauern im Rahmen einer Leserreise durch das mittelamerikanische Land Costa Rica gereist. Was sie dort alles erlebt haben, lest ihr auf schweizerbauer.ch.

 

Zwei Tage verbrachten wir rund um Turrialba mit den beiden Vulkanen Irazù und Turrialba. In dieser hügeligen Gegend war es merklich kühler als zuvor in Sarapiqui oder Tortuguero. Die nächste Station war ein Hotel in der Nähe des bekannten Nationalparks Manuel Antonio an der Pazifikküste. Um dorthin zu gelangen, fuhren wir über den höchsten Punkt der Panamericana - den Todespass oder Cerro de la Muerte auf über 3000 m ü. M.

 

 

Dieser fragwürdige Name stammt aus vergangenen Zeiten, als der Pass noch mit Ochsenkarren überquert wurde und immer mal wieder ein Gespann abstürzte. Dort verläuft auch die kontinentale Wasserscheide, die das Einzugsgebiet der Flüsse trennt, die entweder in den Pazifik oder in den Atlantik fliessen. Das konnten wir sogar vom Car aus beobachten: Vom Nebel fuhren wir in die Sonne, nach der nächsten Kurve kam erneut eine Nebelbank und kurz darauf wärmten wieder die Sonnenstrahlen.

 

Eisberg für McDonald’s

 

Vor der Fahrt über den Pass besuchten wir in Cartago den Gemüsebaubetrieb Agricultores del Guarco Agmol SA. Der Chef, Luis Angulo Molina, kaufte den Betrieb auf 1400 m ü. M. erst vor zwei Jahren, mitten in der Pandemie, als viele Landbesitzer ihre Flächen verkaufen wollten. Auf 60 Hektaren produziert er nun hauptsächlich Salate aber auch Tomaten oder Peperoni und weitere Gemüsesorten (insgesamt rund 20).

 

Dies zum grössten Teil für die Fastfoodketten McDonald’s, KFC, Pizza Hut sowie für weitere Restaurants der Region. Molina erzählte uns, dass er einen Vorzeigebetrieb aufbauen wolle. Und es machte den Anschein, als sei ihm das bereits gelungen. «So einen sauberen Gemüsebetrieb habe ich noch nie gesehen», sagte ein Reiseteilnehmer, der sich in diesem Geschäft auskennt.

 

 

Der Betrieb hat 100 Mitarbeitende, da fast alles in Handarbeit gemacht wird. Das beginnt bei der Produktion der Setzlinge, wo in einem Raum drei Frauen an Pulten hockten und jeden Samen einzeln in die Anzuchterde legten. Oder bei der Fahrt über den Betrieb begegneten wir ein paar Männern, die Dünger zwischen die wachsenden Gemüsestauden streuten. Zum Schutz hatten sie um ihre Gesichter farbige Tücher geschlungen und an ihren Gürteln baumelten die Säcke, in denen sich die weissen Körner befanden.

 

Schoggi aus dem eigenen Kakao

 

Zum Schluss der Reise besuchten wir den Schweizer Bruno Lötscher, der in jungen Jahren nach Costa Rica ausgewandert ist. Vor ein paar Jahren hat er zusammen mit seiner Frau Aura gut 40 Hektaren Land im Süden von Costa Rica gekauft. Dort haben sie eine Biokakaoplantage aufgebaut und verarbeiten den eignen Kakao selbst weiter zu Schoggi.

 

«So haben wir die ganze Wertschöpfung bei uns. Würden wir nur die Kakaobohnen verkaufen, könnten wir nicht überleben», erzählte der Kakaobauer. Denn das Geschäft mit dem Kakao ist hart und der Weltmarktpreis liegt bei zwei Dollar (Fr. 1.90) pro Kilo. Für eine rentable Produktion bräuchte es aber mindestens fünf Dollar (Fr. 4.70) pro Kilo, sagte Lötscher.

 

 

Luxusgüter sind teuer

 

Anders als bei uns erhalten die costa-ricanischen Bauern keine Direktzahlungen. Ihre Produktionskosten müssen sie mit dem Verkauf der Rohwaren oder der verarbeiteten Produkte decken und darum sind in Costa Rica manche Lebensmittel wie zum Beispiel Milchprodukte deutlich teurer als bei uns. Oder auch die Schoggi von Lötschers: 50 Gramm kosten 4 Dollar (Fr. 3.70). Die Produkte verkaufen sie in verschiedenen Läden oder bei Amazon.

 

 

Wir degustierten die Schoggi von Bruno und Aura Lötscher dort, wo der Kakao wächst. Es war herrlich. Und nicht nur die Schokolade machte Lust auf mehr, sondern auch deren Verpackung, worauf alle Tiere abgebildet sind, die zwischendurch über die Plantage streifen. Vom Affen über den Tukan bis hin zum Leoparden. Zu guter Letzt haben wir auf der Plantage von Lötschers einen Kastanienbaum gepflanzt, der später mal den jungen Kakaobäumen Schatten spenden soll.

 

Zum Schluss gabs einen Sonnenuntergang

 

Am letzten Abend der Reise waren wir am Strand und schauten zu, wie die Sonne im Pazifik versank. Ein schönes Naturschauspiel und so bunt, wie die Gruppe, die auf dieser Leserreise war. Da war eine pensionierte Bäuerin aus dem Zürichbiet, die ihren ersten Flug erlebte und der es die Sprache verschlagen hat, als sie beim Warten auf den Rückflug von San Joé nach Zürich persönlich vom Flugkapitän begrüsst wurde.

 

Oder der Junggeselle aus dem Aargau, der seit mehr als einem Vierteljahrhundert auf dem gleichen Bauernbetrieb angestellt ist und jedes Jahr eine solche Reise unternimmt – sei das nach Kanada, Südafrika oder eben nach Costa Rica. Oder der pensionierte Landwirt und Musikliebhaber aus dem Thurgau, der sogar seine Trompete mit auf die Reise nahm und zwischendurch ein Ständchen blies.

 

Die Sonne verschwindet im Pazifik.
Bettina Kiener

 

Und vergesst nicht: Pura Vida

 

Der Flug von San José nach Zürich war lang, der Schlaf kurz. Auf der Zugfahrt vom Flughafen zurück nach Hause fuhr ein Lieferwagen auf der Autobahn vorbei. Auf der Seite prangte gross eine Ananas und der Schriftzug informierte: Dähler-Früchte. Eine lehrreiche, vielfältige und schöne Reise ist zu Ende zusammen mit der Reiseleiterin Irene Brassel von Geriberz und dem Reiseleiter und Ananasproduzent Stéphane Dähler aus Costa Rica. Herzlichen Dank und Pura Vida.

 

-> Teil 2 gibt es hier: Hier werden die Kühe um 2 Uhr gemolken
-> Teil 1 aus Costa Rica könnt Ihr hier nachlesen

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