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«Wir verarbeiten mehr – zum Wohl der Milchwirtschaft»

Der Milchkonzern Cremo durchlebt weiterhin keine einfachen Zeiten, die geprägt sind von einem Milchüberschuss. Die Freiburger verarbeiten deutlich mehr Milch als üblich. Der Cremo-Chef spricht sich für eine Produktionssenkung aus.

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Einschneidend für Cremo sind unter anderem die Produktionsbeschränkungen für Gruyère AOP, die im Zusammenhang mit den US-Zöllen stehen. «In unserer Situation ist das nicht einfach zu handhaben», sagte Cremo-CEO Ralph Perroud in einem Interview mit der Zeitung «La Liberté» vom Freitag.

Elsa und Nestlé haben keine Kapazität

Cremo laufe auf Hochtouren in einem schwierigen Umfeld. Der Konzern absorbiere seit September grosse zusätzliche Milchmengen. «Wir verarbeiten 10 Prozent mehr als üblich zu dieser Zeit. Durchschnittlich verarbeiten wir eine Million Kilo pro Woche. Nun sind es 700’000 Kilo mehr», sagte Perroud zur Zeitung. Die Milch stamme aus Käsereien und von Händlern wie Mooh. Bis Ende November bleibe die Situation angespannt.

Andere Verarbeiter wie Nestlé und die Migros-Tochter Elsa hätten keine Kapazitäten. «Es blieb noch Cremo. Wir verarbeiten die Mengen zum Wohle der Schweizer Milchwirtschaft und Milchproduzenten», so der Cremo-Chef zu «La Liberté» . Die Milchmengen der Direktlieferanten würden bevorzugt angenommen. Die Milch wird gemäss Perroud hauptsächlich zu Magermilchpulver verarbeitet.

«Besser als Milch entsorgen»

Die Einschränkungsmilch werde erst bezahlt, wenn die daraus produzierten Produkte verkauft seien. Für September rechnet Perroud mit einem C-Milchpreis von 36 Rappen pro Kilo. Dieser Preis wird von der Branchenorganisation Milch mit 18 Rappen pro Kilo gestützt. So wird der Preis schlussendlich nahe an jenem des B-Segments liegen.

Erstmals seit 7 Jahren wieder C-Milch

Die Exportstützung von Butter und Rahm ist an Bedingungen geknüpft. Das exportierte Milchfett muss teilweise aus C-Milch hergestellt worden sein. Damit wird erstmals seit 2018 wieder C-Milch gehandelt. Hier gilt normalerweise der Weltmarktpreis. Im August lag dieser bei rund 37,4 Rp./kg. Um den Ausfall bei den Bauern abzumildern, kommt der Fonds Regulierung zum Einsatz. Das Kilo Milch wird so indirekt um 18 Rappen gestützt. Der Preis für C-Milch liegt damit bei rund 55 Rappen – also auf dem Niveau der B-Milch.

Die Lieferung von C-Milch bleibt freiwillig. Doch die Milchproduzentinnen und Milchproduzenten müssen in diesem Fall die Menge selber aktiv reduzieren. «Es steht ihnen frei, anstelle von C-Milch die Produktion um die C-Milch-Menge zu kürzen», teilte die Branchenorganisation Milch (BOM) Anfang September mit.

Folgende, temporäre Massnahmen hat die BOM beschlossen:

  • Unterstützung aus dem bestehenden Fonds Regulierung für den Export von 2000 t Rahm und 2000 t Butter. Diese Exporte finden in den kommenden Monaten statt.  Diese Massnahme kostet bis zu 11 Millionen Franken.
  • Auf neun Monate befristete Erhöhung der bereits bestehenden Stützung für Exporteure von Schokolade und anderen verarbeiteten Nahrungsmitteln. Diese Massnahme kostet rund 5 Mllionen Franken.

Der C-Milchpreis sei sehr niedrig, so der Cremo-Chef weiter. Für die Milchbauern sei das auf Dauer nicht tragbar. Doch es sei besser, als die Milch in Biogasanlagen oder in der Güllegrube zu entsorgen. «Wir müssen Massnahmen ergreifen, um die Produktion zu senken», so Perroud zur Zeitung.

Export von 300 Tonnen Butter

Die Branchenorganisation Milch unterstützt mit rund 11 Millionen Franken den Export von Butter und Rahm. So soll der Milchüberschuss abgebaut werden. Hier sieht sich Cremo auf Kurs. Das Unternehmen will rund 300 Tonnen ausführen. Bis Ende Jahr sind 100 Tonnen vorgesehen. Verhandlungen mit Abnehmern in Spanien sind im Gange. Diese verkaufen die Butter gemäss Perroud jedoch ausserhalb Europas.

Für den zweitgrössten Milchverarbeiter des Landes, der finanziell nicht auf Rosen gebettet ist, sei die Situation herausfordernd, so Perroud weiter. Das Unternehmen hatte im März mit einem Brand sowie mit Pannen zu kämpfen. Cremo hofft weiterhin, seinen Jahresverlust gegenüber dem letztjährigen Minus von 16,9 Millionen Franken verringern zu können. «Ich hoffe, dass wir es schaffen. Aber es bleibt ein kompliziertes Geschäftsjahr», sagte der CEO zur Zeitung.

Richtpreis und Segmentierung

Die Richtpreise der BOM bilden eine Entscheidungsgrundlage für Preisverhandlungen zwischen den Marktpartnern und gelten ausschliesslich für Molkereimilch. Sie entsprechen somit nicht den realisierten Milchpreisen, sondern verstehen sich als Preise franko Rampe des Verarbeiters. Richtpreise werden für alle drei Segmente A, B und C festgelegt. Der effektiv ausbezahlte Durchschnittsmilchpreis je Milchverarbeiter oder Handelsorganisation hängt stark vom Produkteportfolio bzw. den in den einzelnen Segmenten hergestellten Milchprodukten der Akteure ab.

Der Richtpreis für A-Milch wird mithilfe des Molkereimilchpreisindex (BLW) und der prospektiven Markteinschätzung des Vorstandes der BOM quartalsweise festgelegt. Der Richtpreis im B-Segment entspricht dem Rohstoffwert eines Kilogramms Milch bei der Verwertung zu Magermilchpulver für den Weltmarkt und Butter für den Inlandmarkt. Der Richtpreis im C-Segment entspricht dem Rohstoffwert eines Kilogramms Milch bei der Verwertung zu Magermilchpulver und Butter für den Weltmarkt.

Kommentare (7)

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  • Rechner | 08.11.2025
    Wie wärs mit etwas weniger Kraftfutter, insbesondere Eiweissträger. Damit wird weniger Milch produziert, es fallen weniger Kosten an und die Kühe sind da, wenn es wieder mit dem Absatz stimmt. Aber C Milch muss freiwillig sein, und die Käsereien, die nicht exportieren können im Moment, müssen diese Produzenten belohnen.
  • Landwirt in der Talzone | 08.11.2025
    Es wird passieren, was ich schon seit Jahren prophezeie: Der Milchpreis wird wieder fallen. Und vielleicht muss er das auch, damit sich endlich was ändert. Viele Milchbauern tragen Mitschuld am ganzen Milchdesaster.

    Wieso müssen Betriebe in der Talzone mit praktisch nur Fruchtfolgeflächen auf die Milchproduktion als Betriebszweig setzen?! Es gäbe genug andere Betriebszweige mit viel Potenzial, in denen der Markt bei Weitem nicht gesättigt ist (Munimast, Eier, Poulet, Gemüse etc.) Klar ist die Umstellung mit grossen Kosten und verbunden und geht nicht von heute auf morgen. Mit genauso grossen Investitionen ist aber auch der Neubau eines Milchviehstalls verbunden. Deshalb sollte sich so mancher vor dem Neubau eines solchen überlegen, ob es nicht passendere Optionen gäbe und diese gibt es!
    Aber ja, die heilige Schweizer Milchkuh...
    Leid tun mir die Betriebe in der Hügel- und Bergzone, die nicht auf ein solch grosses Spektrum an möglichen Betriebszweigen zurückgreifen können. Diese zahlen den Preis für die Fehlentscheidungen der Talzonenbetriebe.

    Dazu noch zu fordern, dass der Bund die Kosten für die Überproduktion von Milch übernehmen muss, grenzt an Überheblichkeit. Landwirte mit dieser Einstellung sollten einen Kurs für Volks- und Betriebswirtschaft besuchen. Kein Unternehmen in einer anderen Branche würde langfristig auf ein Produkt setzen, bei welchem der Markt so übersättigt bzw. nicht vorhanden ist, wenn es bessere Möglichkeiten gibt.
    • Holsteinkuh | 08.11.2025

      andere Frage , warum müssen Betriebe im Berggebiet Milch produzieren ? Im Oberland wäre die Fleichproduktion ideal , topmoderne Käsereien im Alpgebiet teure Strassen um das Futter hochzukaren und den langweiligen Berkäse ins Tal zu bringen ?! und wohlverstanden für einen Zeitraum von 100 Tagen und für Kühe die genetisch bedingt nicht auf über 1000 müM gehalten werden sollten und das ganze mit total überrissenen DZ.

  • Landwirt im Nordwesten | 08.11.2025
    Es wird passieren, was ich schon seit Jahren vermute: Der Milchpreis wird wieder einstürzen. Und vielleicht muss er das auch, damit sich was ändert. Wir müssen uns in dieser Branche endlich vor Augen führen, dass wir am Ganzen Milchdesaster Mitschuld tragen!

    Warum? Fragt euch mal, wieso Betriebe in der Talzone mit prakitisch nur Fruchtfolgefläche Milch produzieren müssen. Es gäbe sehr viele andere Betriebszweige mit grossem Potenzial (Gemüsebau, Ackerbau, Munimast etc.) in denen die Märkte bei Weitem nicht so gesättigt sind wie bei der Milch. Klar Umstellung geht nicht von heutr auf Morgen, aber irgendwann muss angefangen werden und die beste Option dafür wäre bevor man einen neuen Milchviehstall baut!
    Aber ja, die heilige Schweizer Milchkuh...

    Nur Leid tun mir die Betriebe in der Hügel-und Bergzone. Diese bezahlen schlussendlich den Preis für die falsche wirtschaftliche Ausrichtung vieler Talzonenbetriebe. Ihnen bleibt ausser Mutterkühen und Schafen keine andere Möglichkeit.

    Und alle, die hier schreien der Bund soll die Kosten für die überschüssige Milch übernehmen sollten vielleicht mal einen Crashkurs zu Volks- und Betriebswirtschaft belegen.
    Kein vernünftiges Unternehmen in anderen Bereichen würde ein Produkt zu produzieren, für welches der Markt bereits übersättigt oder schlicht nicht vorhanden ist. Also wieso wir nicht auch?!
  • Wälchli Urs | 07.11.2025
    Wieviel Butter wurde seit Anfang Jahr importiert und wieviel hat die Bundeskasse daran verdient? Dieses Geld muss jetzt zu 100% für den Export eingesetzt werden.
  • Knecht | 07.11.2025
    Da wird sicher noch immer Ausländerbutter in die Regale genommen. In der Vergangenheit, als die Butter angeblich knapp war, wurden sicher Abnahme-Verträge gemacht.
    Gut bin ich nur Knecht!
  • Marc | 07.11.2025
    0.2 % mehr Fett in der Milch lassen, Problem minimiert... so helfen auch die Verarbeiter mit um die grossen Probleme, die schlussenendlich auch sie betreffen, zu lösen
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