Das Bündner Amt für Jagd und Fischerei geht davon aus, dass das Stagias-Rudel das etwa 200 Kilogramm schwere Rind angegriffen hatte. Arno Puorger, beim Amt zuständig für Grossraubtiere, bestätigte am Mittwoch einen entsprechenden Bericht von Radiotelevisiun Svizra Rumantscha (RTR). Das Bild vor Ort zeige, dass mehrere Wölfe am Riss beteiligt gewesen seien.
«Ein Riss, ein Schuss»
Gemäss der seit Anfang Monat geltenden neuen nationalen Jagdverordnung kann der Kanton nun beim Bund den Antrag auf eine Rudelregulierung stellen. Wenn die Jagdaufsicht nachweisen kann, dass es das Stagias-Rudel war, kann sie neu zwei Drittel von dessen Nachwuchses schiessen. Aktuell wären das drei der fünf Jungwölfe.
«Der Riss eines Rindes ist im Vergleich zu den anderen Nutztierkategorien deutlich seltener, kommt aber in den letzten Jahre regelmässig vor», erklärte Puorger gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Letztes Jahr hätten in Graubünden sechs von rund 500 gerissenen Nutztieren zu den Rinderartigen gehört.
Biologe Marcel Züger besuchte die Alp mit dem toten Rind. Er sagt, dass dank den vermehrten Abschüssen in von Wölfen in den ersten Monaten 2023 die Anzahl Risse zurückgegangen sei. «Ende letztes Jahr wurde rund 10 Prozent der Wolfspopulation erlegt. Diese Wirkung ist nun verfolgen», führt er im Video aus. Die Schweizer Grossraubtierpolitik laufe ins Leere. Nur ein permanent hoher Jagddruck könne hier noch helfen. «Wir müssen uns verabschieden von langwierigen Verfahren», sagt er weiter. Er fordert: «Ein Riss, ein Schuss.»
Juli 2022: Mutterkühe gerissen
Im Juli 2022 sorgten die Wolfsangriffe auf zwei Mutterkühe am Schamserberg für Schlagzeilen. Der erste Angriff ereignete sich auf der Alp Nurdagn am Schamserberg. Die siebenjährige Kuh befand sich nach Angaben der kantonalen Behörden zusammen mit weiteren Artgenossen innerhalb eines eingezäunten Areals. Der Zaun galt nicht als Herdenschutzmassnahme. Bei grösseren Nutztieren seien keine solche Vorkehrungen mehr vorgesehen, teilte der Kanton damals mit. Der Fundort des toten Nutztieres lag im Streifgebiet des Beverin-Rudels. Der Angriff sei eine «absolut neue Dimension», sagte der Amtsleiter für Jagd und Fischerei, Adrian Arquint, gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Nur wenige Tage später wurde am Schamserberg erneut eine Mutterkuh angegriffen. Das betroffene Tier befand sich auf einer Weide auf der Alp Nera. Der Hirt bemerkte den Vorfall. Drei Wölfe seien noch um die verletzte Mutterkuh gestanden, sagte Adrian Arquint gegenüber dem Radiosender weiter. Für die schwer verletzte Mutterkuh gab es keine Rettung mehr. Sie wurde durch einen Tierarzt notgetötet. Das Verhalten der Wölfe bereitete ihm grosse Sorgen. «Ein solches Verhalten haben wir letztes Jahr beispielsweise im Kanton Waadt (Red. Kasten unten) und auch im Ausland beobachtet aber nicht bei uns», hielt Arquint damals fest.
Im Herbst 2022 wurde der Leitrüde zum Abschuss freigegeben. Mitte November wurde das Vatertier im Safiental GR erlegt . In der Nacht vor dem Abschuss riss das Rudel drei Schafe im Safiental. Einen Monat zuvor waren es 19 Schafe.
Im Gebiet des Schamserberg GR wurde im Jui 2022 eine ausgewachsene und vitale Mutterkuh von dem berüchtigten Beverin-Wolfsrudel angefallen. Der zweite Wolfsangriff erfolgte auch der Alp Nera – direkt neben der Alp auf der die erste Kuh gerissen wurde.
zvg
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