Die Wolfspopulation nimmt zu. In der Ostschweiz kam es in den vergangenen Wochen zu zahlreichen Rissen von Nutztieren. Experten und die lokale Bevölkerung warnen vor weiteren Angriffen und fordern ein Eingreifen.
In der Schweiz gibt es immer mehr Wölfe. Ende 2020 wurde der Bestand auf 105 Tiere geschätzt. Mittlerweile ist die Population weiter gewachsen.
Wolf probiert es immer wieder
Im Kanton Graubünden und St. Gallen wurden in den vergangenen Wochen dutzende Schafe, aber auch Rinder, Kühe, Kälber und Esel von Wölfen angegriffen und dabei verletzt oder getötet.
Die Tagesschau des Schweizer Fernsehen (SRF) begleitet Wildhüter Rolf Wildhaber ins Murgtal oberhalb des Walensees. Dort lebt ein Wolfsrudel. Dieses umfasst zwei Elterntiere und fünf Jungtiere. Und es kam zu einer Attacke auf ein Rind. Das Tier befand sich auf der Alp Mornen-Erdis. Im Herbst 2020 wurde in der Nähe der Alp, im Mürtschental GL, das Wolfsrudel erstmals nachgewiesen.
Die Schafherden im Gebiet wurden wegen den Attacken abgezogen oder durch Herdenschutzmassnahmen gut geschützt. Deshalb hätten es die Wölfe nun auf Rinder abgesehen. Diese seien nicht so intensiv geschützt. Wildhaber befürchtet nun weitere Angriffe: «Wenn der Wolf einmal Erfolg hat bei einem grossen Nutztier, wie Rind oder Esel, dann probiert er es natürlich wieder», sagte er zu SRF.
Bauer verärgert
Der betroffene Bauer ist konsterniert. Er ärgert sich über das revidierte Jagdgesetz, das vom Volk abgelehnt wurde. «Es waren die Flachländer, die Zürcher, die uns hier im Berggebiet sagen, was wir zu tun haben», sagte Landwirt Urs Giger gegenüber der Tagesschau. Das verletzte Rind ist im Tierspital. Es ist trächtig. Giger hofft, dass zumindest das Kalb gerettet werden kann.
Die deutliche Zunahme des Wolfsbestands macht den kantonalen Jagdverwaltern zunehmend Sorgen. Diese Woche teilte der Kanton Graubünden mit, dass sich Wölfe einer Hirtin bis auf 10 Metern angenähert hat. Zudem haben sie die Frau angeknurrt. Deshalb soll das Beverinrudel reguliert werden. Zudem hat das Vatertier ein sehr problematisches Verhalten aufzeigt. Der Kanton Graubünden hat den Abschuss beantragt.
Einzelabschüsse gefährden Bestand nicht
Experten sind aufgrund dieses Verhalten beunruhigt. «Die Wölfe greifen zunehmend Rinder als Beutetiere an. Und sie verlieren die Scheu vor den Menschen. Diese Entwicklung kann nur durch den Abschuss von solch problematischen Wölfen gestoppt werden», stellte Dominik Thiel, Mitglied vom Fachausschuss der Jagd- und Fischereiverwalter-Konferenz JFK, klar.
Durch solch gezielte Abschüsse sei der Bestand nicht gefährdet. «Das sind Einzelabschüsse, der Bestand in der Schweiz wächst jedes Jahr um 30 Prozent», machte Thiel deutlich.
Gruss aus den Bergen