Zur Diskussion standen für die zweite Phase des grünen Teppichs unter anderem der Selbstcheck zur Lebensqualität, der sogenannte «Klimarechner» und weitere Elemente. Diese zusätzlichen Leistungen seitens der Milchproduzenten hätten jedoch einen Preis – und da habe die Bereitschaft für die Bezahlung gefehlt.
Dies nennen die Schweizer Milchproduzenten (SMP) als Grund weshalb es zu keiner Einigung kam. Eine zweite Phase werde es deshalb in dieser Form nicht geben. Trotzdem werden nun zwei der angedachten Tools in den nächsten beiden Jahren lanciert.
Klimarechner
«Wir haben als Geschäftsstelle vom Vorstand den Auftrag gefasst, den «Klimarechner» bin ins Jahr 2025 umzusetzen», bestätigt Stefan Kohler, Geschäftsführer der BOM. Dabei geht es um die Einführung eines Tools zur Berechnung des CO2-Fussabdrucks für Milchviehbetriebe mit dem Ziel, die Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren.
Die Entschädigung von 1 Rappen pro Kilo Milch wird unabhängig vom Ergebnis ausgeschüttet werden. Es sei ein Anreiz zum Mitmachen, so Kohler. «Aber: Der Klimarechner ist freiwillig in allen Dimensionen. Das heisst, wenn ein Milchverarbeiter oder ein Milchhändler nicht interessiert ist, dass seine Milchlieferanten beim Klimarechner mitmachen, dann kommt unser Modell nicht zum Tragen. Das ist ein grosser Unterschied zum heutigen grünen Teppich (s. Kasten). Da bekommt bei der Molkereimilch jeder den Nachhaltigkeitszuschlag», erklärt Kohler den Umsetzungsmechanismus.
An 300 Betrieben getestet
Das neue Modell heisst «KLIR» und berechnet die CO2-Emissionen pro Kilo Milch. Das Modell wurde u.a. von Emmi und Nestlé lanciert und an 300 Betrieben im Rahmen des Projektes «Klimastar-Milch» getestet. Im Vergleich mit anderen Rechnern – wie beispielsweise jene von Mutterkuh Schweiz - habe er sich als anwenderfreundlicher erwiesen.
Alle die getestet Tool lieferten vergleichbare Resultate und: «KLIR ist heute für Milchviehbetriebe gebaut, wäre aber mit einem vertretbaren Aufwand auch auf andere Bereiche der Rindviehwirtschaft wie Mutterkuhhaltung, Kälber- oder Rindermast erweiterbar», erklärt Kohler weiter.
Und er versichert, dass das Ausfüllen nicht mehr als eine Stunde in Anspruch nimmt. So seien die nötigen Daten wie z.B. die Lebtagleistung bereits bekannt und könnten einfach implementiert werden. Die BOM wird an der Delegiertenversammlung am 24. April 2024 näher über den «Klimarechner» informieren.
«Selbstcheck Lebensqualität»
Wie steht es um die Lebensqualität der Milchproduzenten? Dies herauszufinden, steht bei der SMP auf der Agenda für das Jahr 2024. «Geplant ist es, den Fragebogen ab Oktober für unsere Mitglieder zugänglich zu machen. Es ist einer der Schwerpunkte, die wir uns für das laufende Jahr vorgenommen haben», so Pierre-André Pittet, Vizedirektor der SMP.
Zu jedem Bereich des sogenannten «Selbstcheck Lebensqualität» ist auf dem Bild eine Beispielsfrage abgebildet.
SMP
Der SMP hat den «Selbstcheck Lebensqualität» zusammen mit der Hochschule für Agrar-, Forst-, und Lebensmittelwissenschaften (Hafl) entwickelt. Er besteht aus rund 40 Fragen und sollte zum Ausfüllen maximal 20 Minuten in Anspruch nehmen. Zusätzlich sollen einige Fragen zum Betrieb beantwortet werden. So werden zum Beispiel Alter und Betriebsgrösse erfragt oder ob man im Tal oder Berggebiet wirtschafte. So würden am Ende nicht Äpfel mit Birnen verglichen.
Gesunde Bauern
Die Idee hinter der Sache: «Weiss man beim SMP – oder sogar darüber hinaus –, wo der Schuh drückt, kann man reagieren», sagt Pittet. Auch ist man bei der SMP überzeugt: «Nur wer sich mit der eigenen Lebenssituation befasst, hat eine Chance, sie zu verbessern. Nachhaltig Milch zu produzieren, bedeutet neben gesunden Betrieben und Tieren nämlich auch eine gute Lebensqualität für die Menschen, welche sich dafür engagieren».
Ursina Schärer vom SMP erklärt: «Die Wissenschaft zeigt, dass für die Lebensqualität sowohl eine objektive als auch eine subjektive Dimension einzubeziehen sind. Also beispielsweise nicht nur fragen, wie viele Ferientage jemand hat. Es geht auch darum, ob sich jemand erholt fühlt». Umso wünschenswerter wäre es, wenn neben dem Betriebsleiter oder der Betriebsleiterin auch der Partner den Selbstcheck ausfüllen würde. Eine gemeinsame Diskussion der Ergebnisse als Paar könne schon Positives bewirken, so Schärer.
Eine Hektare Grünland bindet 5000t CO2 und setzt 1000Tonnen Sauerstoff frei!
Jeder Bauer ist gut fürs Klima!
Hört mit dem Klimatheater in der Landwirtschaft auf!
Eine Hektare Grünland bindet 6000kg CO2 und setzt 4000 kg Sauerstoff frei!
Jeder Bauer ist gut fürs Klima!