St. Gallen: Jungwölfe zum Abschuss freigegeben

Der Kanton St. Gallen hat die Abschussbewilligung für drei der sechs Wolfswelpen des Calfeisen-Rudels erteilt. Der Kanton verfügt die Regulation, nachdem der Bund einem entsprechenden Gesuch zugestimmt hat. Mit dem Abschuss sollen weitere Risse verhindert werden

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Auch im Kanton St. Gallen sorgen Wolfsrudel für Probleme. Auf der Alp Gafarra im Weisstannental sind im laufenden Alpsommer über acht Schafe durch Wolfsangriffe gerissen worden oder mussten schwer verletzt getötet werden.

«Die Risse erfolgten, obwohl die Alp mit Zäunen und Herdenschutzhunden geschützt ist», teilt der Kanton St. Gallen mit.  Der Kanton St. Gallen stellte  beim Bundesamt für Umwelt (Bafu) einen Antrag zur Regulation.  Diesem Gesuch hat der Bund nun zugestimmt.

Genetisch nachgewiesen

Die Alp Gafarra liegt mitten im Streifgebiet des Calfeisen-Rudels. Das Rudel pflanzte sich in diesem Jahr zum zweiten Mal erfolgreich fort. Gemäss Kanton können die Schäden dem Calfeisen-Wolfsrudel angerechnet werden.  Der Leitrüde des Rudels wurde genetisch an den Rissen bestätigt.

Gemäss eidgenössischer Jagdgesetzgebung ist die Schadenschwelle für eine Rudelregulation damit überschritten.  Der Bundesrat hat das Abschiessen von Wölfen in der Schweiz ab dem 1. Juli mit einer Teilrevision der Jagdverordnung erleichtert.  Ein Wolf muss weniger Schäden angerichtet haben, damit er zum Abschuss freigegeben wird. Auch Rudel können reguliert werden. Neu können Kantone bei 8 Nutztierrissen statt bisher 10 Rissen beim Bundesamt für Umwelt (Bafu) Regulierungsabschüsse beantragen. In den Regionen mit mehr als einem Rudel dürfen die Kantone stärker regulieren als bisher.

Der Kanton St. Gallen verfügt den Abschuss von drei der sechs Welpen. Mit der Massnahmen sollen weitere Risse verhindert werden. «Durch die Abschüsse soll aber auch eine Vergrämung des Rudels von den Nutztierherden und den Alpen erzielt werden», heisst es in der Mitteilung weiter. Die Abschussbewilligung gilt ab sofort und bis am 31. März 2024.

Im Grenzgebiet der Kantone Graubünden und St. Gallen hat sich 2011 das erste Wolfsrudel der Schweiz seit rund 150 Jahren gebildet. Während acht aufeinanderfolgenden Jahren, von 2012 bis 2018, hat das sogenannte «Calanda-Rudel» Nachwuchs erhalten. Das Rudel dürfte als Familienverband bis in den Winter 2018/19 bestanden haben. 

Nach der Auflösung des Calanda-Rudels wurde 2022 ein neues Wolfsrudel im Calfeisental in der Gemeinde Pfäfers entdeckt. Eine Privatperson beobachtete im August einen erwachsenen Wolf mit vier Jungwölfen. Nun hat das Rudel zum zweiten Mal Nachwuchs erhalten.

Wölfe immer näher an Alphütte

Mitte August führte der St. Galler Bauernverband im Calfeisen-Tal eine Medienveranstaltung durch. In diesem Gebiet werden auf verschiedenen Alpen Schafe und Rinder gesömmert. Lorena Ritter arbeitet seit diesem Sommer auf der Alp Schräa. Die junge Frau ist dort für 115 Jungrinder und 10 Eringerkühe zuständig.

Unterstützt wird sie dabei einzig durch den treuen Hirtenhund Asco. In den vergangenen vier Wochen hat sich die Lage auf der Alp verschärft. Denn die Hirtin hat das Wolfsrudel immer wieder beobachtet. Zuerst haben die Tiere Abstand gehalten. Anschliessend rückten sie immer näher an die Alphütte heran, sie verloren die Scheu vor den Menschen. «Sie liessen sich nicht vertreiben», erklärte die Hirtin. Sie hat die Begegnungen mit den Wölfen den Behörden gemeldet. «Ich frage mich, ob dieses Verhalten noch normal ist und toleriert werden muss», führte Lorena Ritter aus.

 Markus Ritter, Präsident des Schweizer Bauerverbandes, war auch am Medienanlass zugegen. Er kam zu einem eindeutigen Fazit: «Beim Calfeisen-Rudel sind alle Bestimmungen für einen finalen Eingriff gegeben, der deutlich über das vom Kanton St. Gallen eingereichte Abschussgesuch hinausgehen muss. Die angepasste Verordnung nütze nichts, wenn man nicht den Mut habe, den darin festgelegten Handlungsspielraum auszunutzen.»

Kommentare (2)

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  • Kopp | 24.08.2023
    Jedes Tier hat ein Recht auf Leben. Jungtiere zu töten ist sowieso grausam. Sind das nun Kälber oder andere. Die Schweiz muss zuerst mal lernen mit Wolf umzugehen. Andere Länder können es schon längst und besser! Man sollte Reservate für die Tiere bauen. Aber der Mensch ist sich selber am wichtigsten. Mit seinem Egoismus alles haben zu wollen, respektiert er die Gesetze der Natur nicht mehr!
    • Mörgeli Monika | 24.08.2023
      In der Schweiz hat es keinen Platz für Wölfe! Die anderen Länder sind viel grösser, das ist nicht zu vergleichen ! Die Alpen sind für die Sömmerung der Wiederkäuer, welche die Berglandschaft pflegen und somit die Lawinengefahr bannen. Die Freizeittouristen ( Wandern, Biken, Skitouren ) sind für die Bergregionen essentiell. Die werden nicht mehr kommen, wenn die Landschaft verbuscht / verwaldet und ungepflegt ist. Durch die Überbesiedelung mit den vielen Wolfsrudeln, werden die Alpen bestimmt nicht mehr bestossen, da der Schmerz vom Anblick der gerissenen, halbtoten und grausam verendeten Tiere, nicht mehr auszuhalten ist für Älpler und Landwirte ! Haben sie ( Kopp ) gar kein Herz ? Wieso will man etwas erzwingen das nicht geht ?
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