Bettina Kiener (30) ist Landwirtin, Agronomin FH und arbeitet beim «Schweizer Bauer» als Redaktorin. Diesen Sommer verbringt sie auf der Alp Meienberg in Zweisimmen BE und hilft dort im Stall, beim Käsen und bei allem, was es sonst zu tun gibt. Alle zwei Wochen berichtet sie, was sie erlebt.
Heute ist Alpabfahrt auf dem Meienberg. Die Tiere gehen zurück ins Tal und für mich heisst es Abschied nehmen. Von den Tieren, vom Käsen, vom Leben auf der Alp.
Gefühl der Zufriedenheit
Ein Abschied, der mich etwas wehmütig stimmt. Es war eine schöne Zeit, das Wetter meist sonnig und warm. Zwar gab es auch bei uns einige heftige Gewitter, zum Glück jedoch nur mit minimen Schäden. Uns gings sowieso gut: Wir hatten den ganzen Sommer über immer genügend Wasser und Futter. Etwas, das heuer nicht selbstverständlich war.
Warum ich den Sommer über so gerne z’Alp gehe? Es ist ein schönes Gefühl, die Milch der Kühe und Ziegen direkt verarbeiten zu können und daraus feinen Käse herzustellen. Und gerade jetzt, wenn ich zum Ende des Sommers in den vollen Käsekeller schaue, dann überkommt mich immer ein Gefühl der Zufriedenheit.
Bettina Kiener
Nervende Ziegen
Natürlich ist auf der Alp aber nicht alles nur rosig. Zum Beispiel dann nicht, wenn das Wetter schlecht ist oder es einem Tier nicht gut geht. Und dann können schlicht und einfach auch manchmal die Ziegen ganz fürchterlich nerven. Darum zum Schluss noch die Geschichte der ausgebüxten Ziegenherde:
An einem Samstag liessen wir die Ziegen abends nach dem Melken wie gewohnt raus und auf der Suche nach den besten Kräutern zogen die Tiere los. An besagtem Abend jedoch nicht direkt den Hang hinauf – in dieser Richtung hatten wir sie von der Hütte aus immer im Blick – sondern die Strasse hoch, wo wir sie nach der zweiten Biegung aus den Augen verloren.
Bettina Kiener
Alle sehen gleich aus
Als sie nach dem Abendessen noch nicht zurück waren, beschlossen wir, einen Spaziergang zu machen und die Ziegen zu holen. Da wussten wir noch nicht, dass sie die Nacht draussen verbringen würden. Denn just an diesem Abend krochen die Nebelschwaden das erste Mal den Berg hoch und hüllten alles in ein milchiges Grau. Wir sahen keine drei Meter weit und die hereinbrechende Dunkelheit verunmöglichte die Suche schliesslich vollends.
Am nächsten Morgen war die Stimmung in der Hütte, gelinde gesagt, mies. Denn uns fehlten nicht nur die Ziegen, sondern auch deren Milch, um den Ziegenkäse zu machen. Also machte ich mich erneut auf, um die Herde zu suchen. Erst nach viel Lauferei fand ich sie auf der Nachbaralp, am wohl steilsten und unmöglichsten Ort. Und um den ganzen Ärger zu komplettieren, hatten sie sich mit einer anderen Ziegenherde vermischt. Das Problem dabei war, dass bis auf zwei alles mehr oder weniger gleich aussehende, schneeweisse Saanenziegen waren. Es war ein Hin und Her, bis ich endlich all unsere Tiere beisammenhatte und mit ihnen im Schlepptau nach Hause lief.
zvg
Sachen gepackt
Das war aber das letzte Mal, dass wir Ärger mit ihnen hatten. Die Nacht draussen hatte wohl auch den Ziegen nicht behagt und von da an suchten sie ihre Kräuter nicht allzu weit weg von der Hütte und spätestens, wenn wir sie riefen, kamen sie selbst zurück.
So, nun habe ich meine Sachen gepackt, mein Zimmer ist geputzt und bereit für den Winter. Ich werde die Alp vermissen, freue mich aber auch wieder auf Daheim. Ich hoffe, ich konnte Euch, liebe Leserinnen und Leser, einige spannende Aspekte von der Alp auf den Bildschirm liefern. Vielen Dank, dass Ihr meinen Blog mitverfolgt habt.
Bettinas Alpblog
Teil 6: Warum Bettina wie eine alte Dampflok keucht
Teil 5: Wie Ulinka den Status Lieblingskuh verlor
Teil 4: Warum die Ziegen Bettina auf Trab hielten
Teil 3: Bettina stösst auf der Alp auf zickige Käsekulturen
Teil 2: Das bringt Bettina auf der Alp ins Schwitzen
Teil 1: Von der Redaktion auf die Alp