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Beverin-Rudel: Zwei Jungwölfe erlegt

 

Die kantonale Wildhut von Graubünden hat in der Nacht auf Montag zwei Wölfe des Beverin-Rudels erlegt. Bei den Tieren handelt es sich um männliche Jungwölfe, wie das Amt für Jagd und Fischerei am Dienstag mitteilte.

 

Die Wölfe hatten zuvor innert weniger Tage auf zwei nahe gelegenen Alpen zwei ausgewachsene Mutterkühe und davor zudem mehrere Schafe gerissen. Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) hatte am 14. Juli auf Gesuch des Kantons Graubünden den Abschuss zweier Jungwölfe aus dem Rudel bewilligt. 

 

Um Wolfsrudel durch Abschüsse regulieren zu können, muss nach Bundesrecht eine Schadensschwelle überschritten werden und das jeweilige Rudel muss Nachwuchs erhalten haben. Die Schadensschwelle war bereits vor den beiden aktuellen Vorfällen erreicht.  Zudem gibt es Hinweise, dass das Beverin-Wolfsrudel Nachwuchs erhalten hat.

 

 

Personalintensive Abschussaktion

 

Die Wildhut schoss die beiden Jungwölfe in der Nacht auf den 1. August auf der Stutzalp in unmittelbarer Nähe einer Schafherde. «Die Abschussaktion war sehr personalintensiv», erklärte Arno Puorger vom Amt für Jagd und Fischerei gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Zwei Wochen lang seien Tag und Nacht mehrere Wildhüter vor Ort gewesen. Der Abschuss gelang schliesslich wie erwünscht in der Nähe einer Nutztierherde. Dabei geht es um den Vergrämungseffekt. Die Wölfe sollen Herden mit Lebensgefahr assoziieren.

 

Die beiden erlegten Wölfe werden nun für die pathologische Untersuchung an das Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin (FIWI) in Bern überführt. «Die Wildhut wird das Streifgebiet des Rudels weiterhin intensiv überwachen, insbesondere um weitere Erkenntnisse zu dessen aktueller Reproduktion zu erhalten», heisst es in der Mitteilung.

 

Kanton will Rudel entfernen

 

Das Rudel zeige seit mehreren Jahren eine zunehmend konfliktträchtige Entwicklung. Die Wildhut geht davon aus, dass der auffällige Leitwolf sein problematisches Verhalten an die Jungtiere weitergegeben hat. «Aus fachlicher Sicht ist zu erwarten, dass diese Entwicklung alleine durch Jungtierabschüsse nicht zu verhindern ist», schreibt der Kanton. Deshalb verlangt er weiterhin die Entfernung des gesamten Beverin-Rudels und besonders den Abschuss des auffälligen Vatertiers M92. 

 

Das ist aber zur Zeit vom Gesetz her nicht möglich. «Wir setzen uns beim Bund dafür ein, dass diese Möglichkeit geschaffen wird», erklärte Puorger. «Das Problem wird mit dem Abschuss einzelner Jungtiere nicht gelöst.» Das Beverin-Rudel zeige seit mehreren Jahren eine zunehmend konfliktträchtige Entwicklung.

 

«Absolut neue Dimension»

 

In den vergangenen Wochen, Monaten und Jahren kam es wieder zu Angriffen des Rudels auf Nutztiere. Das Fass zum Überlaufen brachte der Angriff auf zwei Mutterkühe von Mitte Juli. Der erste Angriff ereignete sich am 9. Juli auf der Alp Nurdagn am Schamserberg. Die siebenjährige Kuh befand sich nach Angaben der kantonalen Behörden zusammen mit weiteren Artgenossen innerhalb eines eingezäunten Areals.

 

Die Mutterkuh wurde auf einer Weide am Schamserberg angegriffen.
Facebook

 

Dieser Zaun gilt nicht als Herdenschutzmassnahme. Bei grösseren Nutztieren seien keine solche Vorkehrungen mehr vorgesehen, teile der Kanton weiter mit. Der Fundort des toten Nutztieres lag im Streifgebiet des Beverin-Rudels. Der Angriff sei eine «absolut neue Dimension», sagte der Amtsleiter für Jagd und Fischerei, Adrian Arquint, gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

 

Die zuständige Behörde des Kantons äusserte sich besorgt. Die Tötung einer ausgewachsenen Mutterkuh entspreche im Vergleich zu Schäden bei Schafen und Ziegen einer weiteren, neuen und schwerer wiegenden «Eingriffstiefe».

 

Kuh notgetötet

 

Nur wenige Tage später, am 13. Juli, wurde am Schamserberg erneut eine Mutterkuh angegriffen. Das betroffene Tier befand sich auf einer Weide auf der Alp Nera, wie Radio «FM1» am Donnerstagabend berichtete. Der Hirt bemerkte den Vorfall. Drei Wölfe seien noch um die verletzte Mutterkuh gestanden, sagte Adrian Arquint gegenüber dem Radiosender.

 

Der zweite Wolfsangriff erfolgte auf der Alp Nera – direkt neben der Alp auf der die erste Kuh gerissen wurde.
zvg

 

Für die schwer verletzte Mutterkuh gab es keine Rettung mehr. Sie wurde durch einen Tierarzt notgetötet, wie Arquint weiter sagte. Das Verhalten der Wölfe bereitet ihm grosse Sorgen. «Ein solches Verhalten haben wir letztes Jahr beispielsweise im Kanton Waadt und auch im Ausland beobachtet aber nicht bei uns», so Arquint weiter. 

 

Wolfs-Notstand erklären

 

Alarmiert über die Angriffe zeigten sich der Bündner Bauernverband und der Bündner ÄlplerInnen Verein. Sie machen sich gemäss einer gemeinsamen Mitteilung grosse Sorgen um die Sicherheit des Alp-Personals. Viele Älplerinnen und Älpler könnten ihre harte Arbeit «nur noch unter grosser Anspannung» verrichten, schrieben sie.

 

Das Beverin-Wolfsrudel sei nebst dem Riss der Mutterkühe auch durch Risse zahlreicher geschützter Schafe aufgefallen. Bauernverband und ÄlplerInnenverein fordern von Bund und Kanton nun, unverzüglich einen «Wolfs-Notstand» zu erklären.

 

Sie erhoffen sich davon neue Möglichkeiten «der Problematik rasch zu begegnen». Nicht nur für die Eliminierung des ganzen Rudels fehlen nämlich zur Zeit die rechtlichen Grundlagen, sondern auch für den sofortigen Abschuss einzelner oder mehrerer Wölfe. Die Organisationen erklären, wie sie sich die neuen Möglichkeiten vorstellen: Das Rudel soll umgehend getötet werden. So sollen weitere «grosse Schäden verhindert werden».

 

Naturschutzorganisation wollen Rüden schiessen

 

Auch Naturschutzorganisationen forderten wenige Tage nach den zwei Angriffen auf Kühe die Dezimierung des Problemrudels. Das Beverinrudel trete als besonders schadensstiftend in Erscheinung, schrieben die Naturschutzorganisationen WWF, Pro Natura und die Gruppe Wolf Schweiz in einer gemeinsamen Mitteilung.

 

Deshalb würden die Organisationen «rasches und zielgerichtetes Handeln durch Abschüsse von Jungwölfen unterstützten», hiess es weiter. Auch ein Abschuss des Leitwolfes des Beverinrudels werde befürwortet. Es sei offensichtlich, dass sich sein Verhalten nicht mehr ändern lasse. Hingegen sprechen sich die Organisationen gegen die Tötung des ganzen Rudels aus. Dies sei rechtlich nicht zulässig.

Kommentare (2)

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  • Zsombor Drávavölgyi | 20.08.2022
    Wir müssen das Territorium der Wölfe zurückgeben und nicht Gott spielen.
  • Zin | 02.08.2022
    Es ist gut wenn Vernunft und Sicherheit herrscht.
    Beim Wolfskapitel gibt es nur gute Ergebnisse ,
    wenn alle Beteiligten zusammenarbeiten und vernünftige Lösungen suchen.

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