Agronom Christof Dietler deutet in einem Bericht der «NZZ» an, dass man bei Umweltproblemen vielleicht zu Unrecht immer den Bauern die Schuld gibt. Digiflux könne dem allenfalls Abhilfe schaffen, denn es schafft Transparenz. So müssen mit Digiflux auch Bahnbetriebe oder Golfplätze ihren Pflanzenschutzmittelverbrauch dokumentieren.
SBV will Nachbesserungen
Die Ablehnung der Pestizid- und die Trinkwasserinitiative war ein Erfolg für die Landwirtschaft. Doch das eigentliche Problem ist damit noch nicht gelöst. Pestizide aus unterschiedlichen Quellen beeinträchtigen teils auch das Grundwasser erheblich. Digiflux soll ein Teil der Lösung sein. Während ein Agronomie-Experte von einer «Chance» spricht, bezeichnen es landwirtschaftsnahe Politiker als «Bürokratie-Monster». Vielleicht auch nur, um bei ihren Wählern punkten zu können, heisst es in der «NZZ».
Der Schweizer Bauernverband (SBV) erkenne zwar die Notwendigkeit, eine Übersicht über die Stoffflüsse zu schaffen. In der bisherigen Version sei Digiflux jedoch nicht umsetzbar, ergänzt der SBV. Das Bundesamt für Landwirtschaft hat Nachbesserungen angekündigt und die Einführung von Digiflux um ein Jahr verschoben. Eine Motion will jetzt aber eine verpflichtende Umsetzung verhindern.
Doch weniger Bürokratie?
Digiflux würde gemäss Agrarexperten einen Weg weisen, der die Bäuerinnen und Bauern von einem Mikromanagement befreien und sie hin zu messbaren Zielen führen würde, heisst es im Bericht der «NZZ». Christof Dietler von der IG Agrarstandort Schweiz (IGAS) ist ein solcher Agrarexperte, der hinter dem Digiflux-Projekt steht.
Agronom Christof Dietler ist Geschäftsführer der IG Agrarstandort Schweiz IGAS. Er erkennt mit der Einführung von Digiflux den Beginn einer neuen Ära und eine Chance für die Landwirtschaft.
zvg
Digiflux würde eine neue Ära einläuten können, zeigt sich Dietler überzeugt. Landwirtinnen und Landwirte könnten die Sache selbst in die Hand nehmen und würden weniger bevormundet und kontrolliert. Es würde klare Ziele geben und man müsste weniger Einzelvorschriften beachten.
Konkret nennt Dietler die heute geltenden Bedingungen, um eine «Ackerschonstreifen-Zulage» zu erhalten oder was es alles genau zu dokumentieren gelte, um Geld für eine sparsame «Unterblattspritztechnik» zu erhalten. Mit Digiflux liesse sich dies vereinfachen, lässt sich dem Bericht der «NZZ» entnehmen. Man müsste dann nur noch Buch führen über die Dünger- und Pestizideinsätze. Dann baut Digiflux also die Bürokratie ab?
Gemüsebauern fürchten die Transparenz
«Nein», sagen einige Bauernpolitiker, die Digiflux als ein «Bürokratiemonster» bezeichnen würden. Nicolas Kolly (SVP, FR) will mit seiner am 4. März eingereichten Motion «Aufhebung der Pflicht zur Verwendung von Digiflux für Landwirtschaftsbetriebe» sogar erreichen, dass Digiflux für Landwirtschaftsbetriebe nicht verpflichtend werden soll. «Dass dem Bauernstand systematisch neue Auflagen aufgebürdet werden, ist nicht mehr tragbar», schreibt Kolly in seiner Begründung. Nicht alle Landwirte vertreten jedoch eine solch grundsätzlich ablehnende Haltung.
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Gerade Schweinebetriebe hätten ein Interesse daran, die Situation transparenter zu gestalten, sagt Meinrad Pfister. Denn sie würden öfters als Umweltsünder hingestellt. Pfister ist Schweinbauer auf dem Wiggerhof in Altishofen LU und ehemaliger Präsident von Suisseporcs. «Wenn wir nachweisen können, dass wir bedarfsgerecht düngen, dann hilft uns das», sagt Pfister der «NZZ».
Transparenz könnte den Fokus auf die eigentlichen Probleme lenken. Denn während Tierzüchter schon heute ihren Umgang mit Nährstoffen protokollieren, wäre das für die Gemüsebauern eine Neuerung. Manche Gemüsebauern würden nicht wollen, dass bekannt wird, wie viele Pestizide und Nährstoffe sie einsetzen, schreibt die «NZZ».
«Transparenz ist auch eine Chance für die Bauern»
Gemäss Agronomie-Experte Dietler sei die Transparenz, die Digiflux über den Einsatz von Pflanzenschutzmittel schaffe, auch eine Chance für die Bauern. Denn mit Digiflux kann auch nicht-bäuerlichen Anwendern genau auf die Finger geschaut werden. Pflanzenschutzmittel werden nämlich auch von Bahnunternehmen, wie der SBB, von Golfplätzen oder von Garten- und Landschaftsbaufirmen eingesetzt.
Abschied von der Bürokratie ist ohne Digitalisierung nicht zu haben. 👇https://t.co/9IIU17DJdo
— IG Agrarstandort Schweiz (@IgAgrarstandort) May 30, 2024
Bis heute ist jedoch nicht bekannt, wie viele umweltschädliche Stoffe diese Unternehmen verwenden. Dietler hält es nicht für ausgeschlossen, dass mit der Einführung von Digiflux diesbezüglich aufschlussreiche Erkenntnisse gewonnen werden könnten.
Regionale und branchenspezifische Lösungen
Meisterlandwirt Pfister bringt Verständnis für den Widerstand gegen Digiflux auf. Die vorliegende Version sei denn auch wenig praktikabel, sagt er. Eine «schlankere» Lösung könnte er aber unterstützen. Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) hat Nachbesserungen angekündigt und deshalb die Einführung um ein Jahr verschoben. Die neue Version solle benutzerfreundlicher werden. SVP-Präsident und Schwyzer Landwirt Marcel Dettling bleibt skeptisch.
Einführungsphase mit vereinfachter Mitteilungspflicht
Die Einführung der Mitteilungspflicht für den Handel erfolgt 2026. Anfang 2027 startet eine dreijährige Einführungsphase für die Erfassung der beruflichen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. In dieser Zeit gilt eine vereinfachte Mitteilungspflicht. Hier finden Sie weitere Informationen zu Digiflux. Quelle: BLW.
Dass eine Umsetzung von Digiflux aber auch im Sinne der Landwirtschaft sei, bekräftigt auch der Schweizer Bauernverband (SBV). Es brauche eine Übersicht über die Stoffflüsse in den verschiedenen Sektoren, gibt er der «NZZ» abschliessend zu verstehen. Denn wenn klar sei, von wo die grössten umweltschädlichen Einflüsse ausgehen, könne regional und branchenspezifisch nach Lösungen gesucht werden.
-> Finden Sie zahlreiche weitere Artikel zu Digiflux mit dem entsprechenden Schlagwort über die Suchfunktion auf schweizerbauer.ch, wie beispielsweise die Stellungnahme des SBV oder zum Widerstand Luzerner Landwirte.
Was kommt dann als nächstes? Erhält jeder Landwirt einen direkten Mitarbeiter des BLW zugewiesen, welcher uns 24/7 überwacht.
Ich mache mir Sorgen um unsere jungen Landwirte, was kommt noch alles auf sie zu?
"Mehrwert" ist in diesem Fall eine reine Phantasie in den Köpfen von Beamten die noch nie etwas gesät, geplegt, gewässert und schliesslich geerntet haben. Sie wissen trotzdem haargenau wie es läuft aud dem Feld und im Stall. Es ist wie im Fussball, das Stadion ist voll mit Top-Trainer und Ausnahmetorschützer. Die Realität ist ein meist übergechtigs Publikum mit zwei linken Füssen.
Finazieren dieses Aufwandes, wird einmal mehr uns Landwirten/innen auferlegt, ohne dass unser Aaufwand entschädigt wird, und ohne Mehrwerte unserer Produkte.
Somit ist liegt der nutzen nur beim BLW, damit weitere Bürostellen geschaffen werden.
Das BLW hat heute schon 290 Mitarbeiter ( tendenz stark steigend), und dass für immer weniger Landwirte !!!
Und beim Kraftfutter müssen wir wahrscheinlich auch eine Genehmigung einholen, wenn wir die für einen Betrieb vom BLW errechnete Höchstmenge übersteigen, oder noch schlimmer, das falsch Futter kaufen.
Es wird alles vorgeschrieben bis aufs kleinste, nur wenn es dann nicht so klappt wie im Lehrbuch(besser Leerbuch) dann muss man dann schon selbst den Kopf hingalten.
Zudem werden die Daten verwendet, damit irgendwelche Journalisten, ohne landwirtschaftliche Kenntnisse, die Bauern in die Pfanne hauen können.