Hatten wir einen heissen Sommer! Manchmal fühlte es sich an, als ob sich der Äquator um 25 Grad in die Nordhalbkugel verschoben hätte. Gerade als ob die ganze Schweiz ein bisschen Sommerferien in Uganda, Brasilien, oder São Tomé und Príncipe – das ist ein unglaublich schöner Inselstaat in Zentralafrika – verbracht hätte. Sogar der Jetstream, ein dynamisch verlagerndes Starkwindfeld, wurde träge und die Hitze blieb liegen.
Konsequenzen auf den Wasserhaushalt
Im MeteoSchweiz-Blog vom 25. August 2023 s teht zum desjährigen Sommer:
«Die Schweiz erlebte den drittwärmsten Sommer seit Messbeginn 1864. Er brachte zwei ausgeprägte Hitzewellen auf der Alpennordseite und drei auf der Alpensüdseite. Trotz teilweise heftiger Gewitter blieben die Niederschlagsmengen meist unterdurchschnittlich. Die Sonnenscheindauer lag verbreitet über dem Durchschnitt, insbesondere dank sehr sonniger Verhältnisse im Juni.» Ende August gab es zum Glück noch einige regenreichere Tage.
Die Jahresdurchschnittstemperatur der Schweiz ist seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts um 1,8 Grad gestiegen. Es ist zu erwarten, dass sich bis Ende des Jahrhunderts zehnmal häufiger Tropennächte im Mittelland ereignen werden. Die Anzahl Frosttage dürfte deutlich zurückgehen. Die Gletscherschmelze und der Schneerückgang haben Konsequenzen auf den Wasserhaushalt und das Landschaftsbild. Die Veränderungen im Alpenraum bewirken, dass die Erwärmung in der Schweiz rund doppelt so hoch war, wie im globalen Mittel (globales Mittel 0,85 Grad).
Beatrice Blaser berichtet einmal pro Monat in ihrer Kolumne, was sie beschäftigt.
zvg
Mehr Stress und Fehler
Auch im sozialen Zusammenleben sorgt die Hitze für Unruhe. Studien zum Verhalten während Hitzewellen haben gezeigt, dass der Aggressivitätsgrad, die Unfall- respektive Fehlerwahrscheinlichkeit ab rund 35 Grad zunehmen. Die Wohlfühltemperatur für Mitteleuropäer liegt gemäss Hanns-Christian Gunga, Professor am Institut für Physiologie an der Berliner Charité, aber zwischen 22 und 25 Grad. Auslöser für hitzige Köpfe ist das Hormon Vasopressin, das versucht, Körperflüssigkeit zurückzuhalten. Bei Temperaturen über dem Körperkern von 36 Grad wirds im wahrsten Sinne des Wortes «brenzlig». Denn die Ausschüttung vom Glückshormon Serotonin durch Sonnenlicht verblasst an solch hitzigen Tagen.
Dann wäre es ratsam zu einem warmen Tee zu greifen, denn warme Getränke kühlen besser als kalte. Der Grund ist, dass durch kalte Flüssigkeiten zu viel Energie verloren geht, welche fürs «Kühlprogramm» zuständig wäre. Mit warmen Getränken lässt sich leichter schwitzen und es fördert die Blutzirkulation. Ein Fakt, der sich in heissen Ländern längst durchgesetzt hat.
Was soll Beatrice Blaser recherchieren?
Beatrice Blaser schreibt monatlich eine Kolumne für schweizerbauer.ch. Welches Thema brennt Euch unter den Nägeln, was bewegt Euch? Sendet uns Eure Vorschläge. Wir werden Beatrice Blaser Eure Vorschläge weiterleiten. Wir freuen uns auf Eure Einsendungen. Bitte sendet die Vorschläge an [email protected] .
«Fakten bringen uns weiter»
Wenn Sie nun, währenddem Sie schwitzend an Ihrem warmen Tee nippen, noch eine Winterlandschaft auf dem Wandkalender betrachten, dann kühlen Sie so richtig runter. Denn auch hier hat die Wissenschaft herausgefunden, dass wenn wir Bilder von kalten Gegenden anschauen, «kalte» Geräusche – beispielsweise einen Schneesturm – hören oder einfach nur die Farbe Blau betrachten, wir uns «kälter» fühlen. Die Farbe Blau könnten wir uns also zukünftig zu Nutze machen, bei der Innendekoration unterschiedlichster Gebäude.
Der Klimawandel ist längst ein Teil unseres Lebens geworden. Was dieser nun für die Landwirtschaft bedeutet, muss ich hier nicht explizit erwähnen, denn die Konsequenzen sind längst spürbar: Hitzestress auf allen Ebenen.
Nehmen wir, unter anderem, die bevorstehenden Wahlen zum Anlass, eine Kehrtwende in der Klimapolitik vorzunehmen. Diese beginnt mit aktivem «Zuhören». Hören wir ganz genau hin, wer was zu sagen hat. Fakten bringen uns weiter, Polemik nicht. Bewahren Sie einen kühlen Kopf, der kann bekanntlich besser Denken, und geniessen Sie noch die warmen Herbsttage.
Blog Beatrice Blaser
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