Nach einer Phase starken Wachstums musste Paul Lüthi Ende Oktober 2023 die Segel streichen. Die Grossmetzgerei aus Deisswil bei Münchenbuchsee BE musste für die vier Firmen, die zur Lüthi- &-Portmann-Gruppe gehörten, Konkurs anmelden.
Eine davon war die Carna Swiss AG. Das Konkursverfahren über diese Firma sei am 19. März 2025 mangels Aktiven eingestellt worden, teilt Sandro Campigotto auf Anfrage mit. Er leitet die Dienststelle Mittelland des Konkursamts Bern-Mittelland.
Firmen stark miteinander verknüpft
Zur konkursiten Gruppe gehörten weiter die Lüthi & Portmann Fleischwaren AG, die Meinen AG und die Freshfood Logistik AG Deisswil. Über diese Firmen wird der Konkurs laut Campigotto in einem summarischen Verfahren abgewickelt. Und dies erweist sich offenbar als recht kompliziert. Alle vier Firmen der Gruppe seien stark miteinander verknüpft gewesen.
Die Mitarbeitenden seien hauptsächlich bei der Lüthi & Portmann Fleischwaren, zu einem kleinen Teil auch bei Freshfood angestellt gewesen. Folglich bestünden zwischen den Gesellschaften gegenseitige Forderungen und Rechtsansprüche, so der Konkursbeamte. An seiner Dienststelle ist es nun, die gegenseitigen Ansprüche aufzudröseln.
Komplex und zeitintensiv
Das sei «komplex und zeitintensiv». Komme hinzu, so Campigotto, dass die Abrechnung der Arbeitslosenkasse des Kantons Bern für die Insolvenzentschädigung noch nicht vorliege. Ohne diese könne aber der Kollokationsplan nicht fertiggestellt werden. Der Plan ist nötig, damit der Konkursertrag gemäss Rangordnung gerecht unter den Gläubigern verteilt werden kann.
In den kommenden Wochen werde das Konkursamt die Gläubiger mittels Zirkularschreiben über den aktuellen Verfahrensstand und das weitere Vorgehen informieren, stellt Sandro Campigotto in Aussicht. Trotz des Konkurses wird in Deisswil immer noch Fleisch verarbeitet.
Gleiche Verkaufskanäle
Denn die FF Frischfleisch AG aus Sursee LU übernahm das Werk in Deisswil. Gegen 200 Mitarbeitenden – von rund 300 – könne ein neuer Arbeitsvertrag angeboten werden, hiess es im Oktober 2023. Heute beschäftigt die Firma in Deisswil 143 Personen.
Vom Werk in Deisswil bediene die neue Besitzerin die gleichen Verkaufskanäle wie einst Lüthi & Portmann. An der Produktpalette seien «geringe Anpassungen» vorgenommen worden, lässt sich Geschäftsführer Urs Kunz zitieren.
Neue Firma
Die Geschichte der Lüthi-Gruppe begann 1931 in Linden BE, als Ernst Lüthi eine Metzgerei gründete. Seine Urenkel arbeiten immer noch im Fleischgewerbe. Ein Jahr vor dem Konkurs hatten sie der Lüthi-Gruppe den Teil mit den Direktverkaufsläden in Obediessbach, Köniz, Biel und Obergerlafingen abgekauft und dafür mit Lüthi’s Direktverkauf GmbH eine eigenständige Firma gegründet. Ihr Zweck ist laut Handelsregistereintrag der «Handel mit qualitativ hochstehenden Fleischprodukten und -erzeugnissen mit Fokus auf Regionalität, Frische und Nachhaltigkeit».
Laut der Firmenwebsite wurde die Fleischverarbeitung in Linden 2024 wieder aufgebaut. Nun könnten die eigenen Verkaufsläden wieder mit selbst verarbeitetem Fleisch bedient werden, steht dort weiter. Paul Lüthi jun., der das Unternehmen bis zum Konkurs in dritter Generation führte, will sich zu seiner Rolle im Familienunternehmen nicht mehr öffentlich äussern.
-> Fleischverarbeiter Lüthi & Portmann erhält Konkursanzeige