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«Migros-Entscheid gefährdet Existenz der Bauern»

Drei Tierschutzorganisationen sind alarmiert über die Pläne der Migros, bei Importfleisch auf Schweizer Mindeststandards zu verzichten. In einem offenen Brief sprechen sie von einem Wettbewerbsnachteil für Schweizer Bauern und einem Vertrauensbruch gegenüber den Konsumenten.

Reto Blunier |

Die Migros befindet sich seit einigen Monaten in einem Transformationsprozess. Discounter graben dem Zürcher Detailhändler Marktanteile ab. Das wirkt sich auf die Sortimentsgestaltung bei der Migros aus. Der Preis wird wichtiger. Nachhaltigkeit verliert an Bedeutung.

Preis statt Nachhaltigkeit

Im Mai 2024 sagte Christopher Rohrer, Leiter der Direktion Nachhaltigkeit der Migros, zum «Sonntagsblick»: «Die Nachhaltigkeit wird im klassischen Marketing weniger Platz erhalten, stattdessen heben wir dort vermehrt unsere Preisvorteile hervor.» Die Migros hat in den vergangenen Jahren in Klima- und Nachhaltigkeitsfragen den Ton angegeben.

Sie wurde oft als «nachhaltigste Detailhändlerin der Welt» ausgezeichnet.  Diesem Titel misst das Unternehmen keine hohe Priorität mehr bei. «Der Verzicht auf gewisse Massnahmen kann zur Folge haben, dass wir in Zukunft auf dieses Label verzichten müssen», sagte Rohrer zum «Sonntagsblick».

Hunderte Millionen für Preissenkungen

Im Oktober 2024 präsentierte das Unternehmen seine neue Preisstrategie. Insgesamt will die Migros in den Jahren 2024 und 2025 die Preise von 1000 Produkten des täglichen Bedarfs auf «Discountniveau» senken, wie ihre Führungsriege erklärte. «Es gibt keinen Grund mehr, zum Discounter zu gehen», sagte der Chef der Supermarkt AG, Peter Diethelm . Selbst wenn Discounter die Preise senken würden, wie Aldi bei Fleischprodukten, werde die Migros nachziehen, versprach er. Für die Preissenkungen werden 500 Millionen eingesetzt. Den Bauern versprach die Migros, dass die Preissenkungen nicht zulasten der Produzenten, also der Landwirtinnen und Landwirte, gehen werden.

Die neue Preisstrategie hat auch Auswirkungen auf das Tierwohl beim Fleisch. Die Migros hatte sich zum Ziel gesetzt, für Importfleisch die gleichen Mindeststandards zu garantieren wie bei Schweizer Fleisch. Doch diesen Plan lässt die Detailhändlerin fallen, die Kosten sind ihr zu hoch. Im November 2024 sagte Migros-Chef Mario Irminger zu SRF : «Wir informieren die Kunden über Ökologie und Nachhaltigkeit im Sinne von Aufklärung. Wir wollen das Volk aber nicht erziehen. Wir verkaufen das, was nachgefragt wird.»

«Kein fairer Wettbewerb»

Tier im Recht (TIR), der Dachverband Berner Tierschutzorganisationen (DBT) und Pro Nutztier zeigen sich alarmiert über die Pläne der Migros. In einem offenen Brief fordern die drei Tierschutzorganisationen den Konzern auf, ihre Pläne zu überdenken. «Der Entscheid widerspricht diametral dem von Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler geprägten Grundsatz der gesellschaftlichen Verantwortung der Migros. Dieser Vertrauensbruch macht das beteuerte Nachhaltigkeits-Engagement der Migros unglaubwürdig», kritisieren die drei Organisationen.

Für sie hat die Abkehr von den Versprechen mehrere «gravierende» Konsequenzen. Betroffen seien die Schweizer Bauern. Ein fairer Wettbewerb sei so nicht möglich. «Schweizer Landwirte haben es schwer, konkurrenzfähig zu produzieren, wenn der Markt mit billigem Importfleisch überschwemmt wird, das unter tierquälerischen Bedingungen produziert wurde», halten die Organisationen fest. Der Migros-Entscheid gefährde die Existenz der Schweizer Landwirtschaftsbetriebe und die Arbeitsplätze in den nachgelagerten Stufen.

Schweizer Standards aushebelt

Die Schweiz hat beim Tierwohl deutlich strengere Standards. Diese sind aus Sicht der Tierschutzorganisationen in Gefahr. «Mit billigem Importfleisch, das unter Bedingungen erzeugt wird, die hierzulande verboten sind, hebeln wir den in der Schweiz geforderten Tierschutz aus», warnen sie. Die tierquälerische Produktion werde so von der Migros gefördert.

Der Einwand des Migros-Chefs, man wolle die Kunden nicht erziehen, greift für die Organisationen deutlich zu kurz. «Menschen kaufen Produkte, die attraktiv und günstig sind – auch wenn sie sich damit selbst oder anderen schaden, wie die Beispiele von Zigaretten oder Zucker zeigen», heisst es im offenen Brief. Nicht die Nachfrage bestimme das Angebot, sondern umgekehrt.

«Der Handel prägt das Konsumverhalten durch die Produkte, die er anbietet und bewirbt», halten Tier im Recht (TIR), der Dachverband Berner Tierschutzorganisationen (DBT) und Pro Nutztier fest. Die Konsumenten würden davon ausgehen, dass sie die Produkte bei der Migros mit guten Gewissen einkaufen können. «Der Handel muss eine Vorbildfunktion einnehmen und dazu beitragen, dass Tierquälerei in keiner Form toleriert wird», stellen sie offenen Brief klar.

Kommentare (21)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • Ketzer | 03.02.2025
    Duttweiler rotiert im Grab!
  • von Siebenthal | 29.01.2025
    Haben wir das nicht alle kommen sehen? Es ist und bleibt eine Tasache, dass das Portmonai über den Einkauf entscheidet. Jeder einzelne Konsument entscheidet mir seinem Einkauf über seine Umgebung. Die Vorschriften, Gesetze und Verordnungen sind streng und werden auch durchgesetzt, da besteht wohl kaum irgendwo Zweifel. Nun muss aber jeder Einzelne entscheiden und er hat die Wahl, aber muss dann auch die Konsequenzen tragen. Jeder trägt hier Mitverantwortung. Es heisst gut überlegen und dann danach handeln.
    • Ackermann Heidi | 03.02.2025

      Alle halten den Standard ein in der Schweiz schreiben sie?


      Haben wohl noch nie ernsthaft darüber nachgedacht?


      Besteht kein Zweifel?


      Wie mit den guten Vermieter in der Schweiz.


      Niemand will sich bereichern.


      Nein natürlich nicht.


      Was mir aber bis heute auf den Sack geht ist das dumme Geschwätz von irgendwelchen Leute die ohne Beweis der Schweiz nur gutes Bescheinigungen.


      Frag doch mal das Veterinäramt?


      Ach stimmt die Schlägern lieber ein Pferd ein dass angeblich schwer krank war.


      Die Millionen Schweine die in engen Boxen leben müssen ohne Stroh oder sonstiges ist natürlich streng nach Tierschutz Gesetz.


      Da kann ich nicht mehr lachen.


      Und Leute wie dich, kaufen teure auto, aber mit Fleisch kriegt man schnapp Atmung wenn es nur 50 RP teuer ist.

  • Armin Bissegger 64 | 28.01.2025
    Billiges Fleisch hat seinen Preis - auf Kosten des Tierwohls. Einkaufstouristen holen diese Billigprodukte genauso ins Land wie die Disounter das Importfleisch. Dafür den heimischen Bauern mit immer neuen noch schärferen Vorschriften/Gesetzen/Initiativen das Leben zusehends verunmöglichen. Wenn Fleisch, dann hochwertiges schweizer Fleisch. Beim Importfleisch spart man einzig die inklusiven Medikamente wie z.B. Antibiotika.
  • Wale | 28.01.2025

    Der Stimmzettel der Konsumenten stimmt leider immer weniger mit dem Inhalt der Einkaufsliste überein.

    • Jakob | 29.01.2025
      Man sollte im auf der Einkaufsliste nachschauen wer noch einen Stimmzettel bekommt.
  • Gruber | 28.01.2025
    Kaufe das Fleisch direkt vom Bauer oder beim Metzger. Migros wird zunehmend eine Filiale von McKinsey.
  • Ursula Gmünder | 28.01.2025
    Die Migros ist verlogen und geht mit dem sogenannten Zeitgeist: Möglichst viel für möglichst wenig bekommen. "Was gehen mich die Bauern an?"
    Dieser Schuss wird einmal nach hinten losgehen. Ich lasse mich nicht weiter für dumm verkaufen. Die Migros verlottert innerlich und äusserlich. Seit sie eine AG ist. Wen wunderts? Wo es nur um Geld geht, wird das Gewissen und der Geist entsorgt...
  • Geser Judith | 28.01.2025
    Das Verhalten der Kundschaft ist das große Problem !!!
    'Gruen" philosophieren, die Bauernschaft "plagen" und "billig fressen". Und dazu abstruse Initiativen
    organisieren.
    Die sollten alle einmal jäten gehen und Früchte
    zusammenlesen.

    Judith Geser, Sierre
    • Patti, Neuhaus | 28.01.2025
      Du hast so Recht. Dieses Zeitalter ist von Heuchlerei geprägt! Alles Heuchler!
  • Dänu | 28.01.2025
    So sauber sind unsere Bauern auch nicht was das Tierwohl angeht
    • Andrea | 28.01.2025
      Du häsch kei Ahnig. Chum mal verbii wenn e Kontrolle isch!!
      S Tierwohl liit a jedem Puur am Herze, Tier sind oises Vermöge...
    • Fritz Marti | 28.01.2025
      AL
    • Roli | 29.01.2025
      Kei Ahnig weisst du was die Landwirtschaft für Auflagen hat.
      So ein blöder Kommentar schreiben.
      Schau mal bei Dir zuerst
    • Christine Meyer | 03.02.2025
      Vielleicht sind nicht alle Bauern vorbildlich, doch die Meisten hier achten sehr gut aif ihre Tiere.
      Man sollte mal das Vet Amt ausmisten, denn Jene Die ihre Tiere wirklichbvernachlässigen, sind dort längst bekannt und werden von diesen Bürokraten allzu oft geschützt, Wesswegen dann wieder alle hart arbeitenden Bauern mir in Verruf kommen, wenn mal Was Negatives über einen Einzelnen publiziert wird.
  • Priska | 28.01.2025
    Der Kunde ist gut informiert wenn er will. Leider sind teure Auslandreisen und Luxusautos immer noch wichtiger als die Qualität die auf dem Teller landet.
    Wer nachhaltig einkaufen will schaut genau hin oder geht direkt zum Bauern.
  • Wyder Christian | 28.01.2025
    80 % von den Konsumenten sind verlogen.
  • Wali | 27.01.2025
    Dann weiss man im Restaurant nicht mehr was wir da auf dem Teller vorgesetzt bekommen.Gar nicht gut so etwas.
  • Werner Locher | 27.01.2025
    Wer glaubt diesen Migrosbossen noch? In einer grossangelegten Kampagne (Generation M) verspricht die Migros am 2. August 2013: "Wir versprechen Jay, bis 2020 die hohen Schweizer Tierwohl-Standards auch
    bei all unseren Produkten aus dem Ausland einzuführen.“
  • Zini | 27.01.2025
    Sehr schade .
    Dir Migros ist nicht mehr die Migros die sie einmal wahr.
    Es tut weh ,mit anzuschauen als „Migros Kind „
    Wie es schlechter wird.
    Es fehlt an Herz und Verstand .
    Hoffentlich kriegt das Dutti nicht mit !
    • Urs Wälchli | 27.01.2025
      Erfüllen dann alle Fleischeinfuhren der Einkaufstouristen Schweizer Tierschutzvorschriften? Der Konsument ist das Problem, indem er am Sonntag an der Urne etwas fordert was er am Montag im Laden nicht bereit ist zu dem vom ihm an der Urne verursachten Preis zu kaufen!!
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