Die Preise für Produktionsmittel der Landwirte sind in den vergangenen Monaten stark gestiegen. Rund 300 Millionen Mehrkosten sind aber ungedeckt. Deshalb verlangen mehrere Bauernverbände höhere Produzentenpreise für Getreide und Molkereimilch.
Energie, Treibstoff, Dünger, Futter und Maschinen – überall zogen in den vergangenen Monaten und Wochen die Preise an, teilweise massiv. Und die Kosten beispielsweise für Strom dürften in Bälde kräftig ansteigen.
Bauern tragen Mehrkosten selbst
Gemäss Berechnungen des Schweizer Bauernverbandes (SBV) haben Landwirtschaftsbetriebe aufgrund der gestiegenen Preise für Vorleistungen Mehrkosten in der Höhe von mindestens 900 Mio. Franken zu verkraften. «Davon sind trotz gewissen Anpassungen bei den Produzentenpreisen mindestens 300 Mio. Franken ungedeckt», heisst es in einem Communiqué des SBV von Mittwoch.
In anderen Branchen wurden die höheren Kosten an die Abnehmer und Konsumenten weitergereicht. «Das führt zu Aufschlägen bei den Konsumentenpreisen», so der SBV. In der Landwirtschaft würden die Betriebe die Mehrkosten aber nach wie vor zu einem grossen Teil selbst tagen.
BOM hat Richtpreis fixiert
Zwar haben einige Branchen der Landwirtschaft teilweise Erhöhungen durchsetzen können, diese sind aber zu tief ausgefallen. So stieg Mitte April der Richtpreis für Molkereimilch im A-Segment um 5 Rappen auf 78 Rappen. Begründet wurde die Erhöhung mit der sinkenden Inlandproduktion und den steigenden internationalen Preisen. Es handelte sich um die erste Erhöhung seit dem 1. Januar 2021.
Doch die Erhöhung hatte einen Haken. Die Verarbeiter und Händler bauten eine Klausel ein. So wurde vereinbart, dass der Richtpreis bis Ende 2022 fixiert bleibt. «Damit erhält die Milchbranche Planbarkeit und Stabilität», so die offizielle Sprachregelung der Branchenorganisation Milch (BOM). Anders gedeutet: Die laufend steigenden Kosten müssen die Milchproduzenten selbst tragen. Bei den Milchproduzenten sorgte die Klausel für grosses Unverständnis.
Reto Blunier
Mindestens 5 Rappen mehr
Eine weitere Erhöhung des Produzentenpreises wäre aber längst gerechtfertigt. Das sehen auch die Schweizer Milchproduzenten (SMP) so. Seit Ausbruch des Krieges seien die Kosten massiv gestiegen. «Im Mai 2022 waren die Vorleistungen im Schnitt fast 10 Prozent höher als im Vorjahr. Davon ist die Milchproduktion stark betroffen», schreiben die SMP am Mittwoch in einer Mitteilung.
Gemäss SMP ist die Milch international weiterhin sehr gefragt, die Preise haben weiter zugelegt. Damit die Milchproduzenten ihre Kosten decken können, fordern der Schweizer Bauernverband und die Schweizer Milchproduzenten eine Erhöhung des Nettoerlöses aus der Molkereimilch um mindestens 5 Rappen je Kilogramm.
Preise für A-, B- und C-Milch
Gemäss dem letzten vorhandenen Milchpreismonitoring der SMP vom Mai lag der Produzentenpreis für A-Milch im Schnitt bei 70,62 Rappen pro Kilo, jener für B-Milch bei 57,30 Rappen. A-Milch wird für gestützte und geschützte Produkte verwendet, die eine hohe Wertschöpfung haben. Darunter fällt auch der grösste Teil des Exportkäses.
B-Milch wird zu Produkten ohne Grenzschutz und mit höherem Konkurrenzdruck verarbeitet, etwa zu Quark oder Milchmischgetränken. C-Milch fällt wegen der geringeren Produktion derzeit nicht an. Sie ist direkt für den freien Export in Nicht-EU-Länder zum – entsprechend geringen – Weltmarktpreis vorgesehen, etwa in Form von Milchpulver.
Brotgetreide: Erhöhung bisher enttäuschend
Deutlich gestiegen sind auch die Kosten der Getreideproduzenten. Vor den Richtpreisverhandlungen von Ende Mai durch die Branchenorganisation Swiss Granum haben mehrere Landwirte einen Anstieg gefordert. Ein Lohnunternehmer rechnete dem «Schweizer Bauer» vor, dass es mindestens 8 Franken mehr auf den ausbezahlten Brotweizenpreis braucht, damit pessimistisch gerechnet überhaupt die Kosten gedeckt sind.
Begründet wurde dies unter anderem mit höheren Preisen beim Dünger. «Ammonsalpeter 27%» kostet um die 90 Franken pro 100 kg, Harnstoff um die 150 Franken, drei Mal mehr als noch vor einem Jahr. In absoluten Zahlen hätte das bedeutet, dass der Richtpreis beim Brotweizen von 52 Franken pro 100 kg auf mindestens 60 Franken hätte steigen müssen. Doch es kam nicht dazu. Die Kommission «Markt-Qualität Getreide» von Swiss Granum beschloss eine Erhöhung zwischen 3 und 5 Franken. Die Branche versprach Nachverhandlungen im Herbst.
Die Bauernverbände reagierten enttäuscht. «Anstatt mit einer fairen Preiserhöhung den Brotgetreideanbau in der Schweiz zu fördern, passiere genau das Gegenteil», kritisierte der Berner Bauernverband den Entscheid. Der Schweizerische Getreideproduzentenverband stimmte dem Deal zu. Er begründete dies wie folgt: «Bei jeder Verhandlung muss eine Risikoanalyse durchgeführt werden. Die Analyse der Produzenten hat ergeben, dass ein Fehlen von Richtpreisen besonders gefährlich ist, insbesondere weil die internationalen Preise am Fallen sind und die Bedingungen für die Vermarktung der kommenden Ernte ungewiss gewesen wären.» Der SGPV will sich aber bei den Nachverhandlungen im Herbst für bessere Preise einsetzen.
Brotgetreide: Mindestens 8 Franken
Die Bauernverbände erhöhen den Druck auf die nachgelagerte Branche. Und sie zeigen anhand von Berechnungen auf, dass die Ladenpreise nur geringfügig steigen würden. Eine faire Abgeltung der Produktionskosten würde es den Landwirtinnen und Landwirte ermöglichen, ihre Kosten zu decken.
Beim Anbau einer Hektare Brotgetreide sind die Produktionskosten 2022 aufgrund der hohen Energie, Dünger- und Maschinenkosten um rund 500 Franken gestiegen. «Um die Mehrkosten zu decken, wäre eine Erhöhung der Brotweizenpreise um mindestens 8 Franken pro 100 Kilogramm nötig», schreibt der SBV. Gemäss seinen Berechnungen würde der Preise im Laden lediglich um 8 Rappen je Kilo steigen. Schweizweit liegt der durchschnittliche Brotpreis (Detailhandel und Bäckereien, ohne Bio) bei rund 7.60 Franken.
4,20 Franken mehr pro Haushalt
«Mit einer verhältnismässig geringen Preiserhöhung in den Läden von knapp 2 Prozent könnte den Bäuerinnen und Bauern somit ab sofort ein fairer Getreidepreis bezahlt werden», heisst es in der Mitteilung. Ein durchschnittlicher Haushalt (2,2 Personen) kauft rund 53 Kilo Brot pro Jahr. Ein fairer Produzentenpreise sich für die Konsumenten mit Mehrkosten von 4,20 Franken im Jahr niederschlagen.
Der Bauernverband erwartet deshalb von den Getreidebranche und den nachgelagerten Detailhändlern eine Nachbesserung der Produzentenpreise. Bäuerinnen und Bauern seien auf eine angemessene Entschädigung angewiesen und müssten ihre Mehrkosten auch weitergeben dürfen. Die Erhöhung der Brotpreise von anfangs Jahr wegen der vermeintlich höheren Getreidepreise würde das bei weitem ermöglichen, schreibt der SBV.
Heute bekommt jeder Bauer im Durchschnitt 100 000 Fr. Direktzahlungen auf das
Bankkonto überwiesen und hat erst noch gute Produzentenpreise.....
stützen indem beim Milchgeld, Brotgetreide... Namhafte Beträge zwar ausgewiesen werden als Einnahmen des Produzenten, aber direkt in Abzuggebracht werden und der jeweiligen Branche ausgeschütet wird.
Der Produzent hat keine Wahl. Wäre es nicht besser denen Direktzahlungen in dieser Höhe auszuzahlen, So könnte man auch ein Kontrollsystem aufbauen und sofort sanktionieren mit Auflagen nach Lust und Laune?