In der Schweiz kämpfen die Landwirtinnen und Landwirte für bessere Produzentenpreise. Der Schweizer Bauernverband fordert in einer Petition eine Erhöhung von fünf bis zehn Prozent. Die Forderungen wurden den Detailhändlern Coop, Migros, Lidl und Aldi Mitte Februar überreicht.
Erster Prüfstein
Am Freitag wird sich nun weisen, ob Verarbeiter und Handel darauf eingehen werden. Es folgt ein erster Prüfstein. Der Vorstand der Branchenorganisation Milch (BOM) wird über den A-Richtpreis für Industriemilch ab dem 2. Quartal entscheiden. Per 1. Januar hat die BOM den Preis um 2 Rappen auf 79 Rappen je Kilo gesenkt. Die Bauernverbände und Bauernorganisationen warnten davor. Eine solche Senkung sei für die Produzenten nicht tragbar.
Nun fordern sie eine Erhöhung von mehreren Rappen. Der Zürcher Bauernverband will 4 Rappen mehr , der Berner Bauernverband 5 Rappen . Vom Dachverband der Schweizer Milchproduzenten (SMP) hört man hingegen nicht viel im Vorfeld der Sitzung.
SOS auf Feld
Die Landwirtinnen und Landwirte wollen am Donnerstag schweizweit mit einer Aktion auf die missliche Lage hinweisen. Die Bewegung «Révolte Agricole Suisse» organisiert in Echallens VD einen Anlass. Auf ein fünf Hektaren grosses Feld werden 400 Bauern aus der ganzen Waadt zusammenkommen. Sie wollen dort mit ihren Traktoren ein riesiges SOS bilden. Mit der Aktion will der 23-jährige Landwirt Arnaud Rochat Druck aufbauen, wie er gegenüber den «Tamedia-Zeitungen» sagte.
Rochat ist der Kopf der Gruppe. Er hofft, dass sich in der ganzen Schweiz zahlreiche Bauern der Aktion anschliessen. Rochat, der auf einem Milchwirtschaftsbetrieb mit 60 Kühen im Waadtländer Jura arbeitet, forderte Ende Januar, dass die Detailhändler 0,738% ihres Umsatzes vom tertiären Sektor zum primären Sektor übertragen. Das wären 500 Millionen Schweizer Franken.
«Bessere Welt schaffen»
Gemäss «Révolte agricole Suisse» würden die finanziellen Mittel wieder in den Wirtschaftskreislauf fliessen. «Da die Landwirtschaft unternehmerisch und nicht kapitalistisch ist, würden diese finanziellen Mittel sofort in die lokale Wirtschaft investiert, was Beschäftigung, Innovation, Instandhaltung und Anpassung der landwirtschaftlichen Infrastrukturen fördert», teilte die Gruppe Ende Januar mit .
Rochat ist auf einem Kleinbauernhof mit einigen Pferden und Kühen aufgewachsen. Der Vater geht einem Nebenerwerb nach, die Mutter schaut hauptsächlich zu den Tieren. Er möchte eines Tages seinen eigenen Bauernhof besitzen und von seiner Arbeit leben können, sagte er den «Tamedia-Zeitungen». Um dieses Ziel zu erreichen, brauche es den Bauernprotest, um eine «bessere Welt zu schaffen.» Der Protest soll aber friedlich ablaufen.