Die Schweizer Landwirtschaftsbetriebe kämpfen mit höheren Kosten und strengeren Auflagen. Gemäss der Landwirtschaftskammer beträgt das gesamtlandwirtschaftliche Defizit 200 bis 300 Millionen Franken. Um die Lücke zu decken, fordert die Kammer eine Erhöhung der Produzentenpreise für pflanzliche Produkte um durchschnittlich 10 Prozent.
Vor fast einem Jahr hat der Krieg in der Ukraine begonnen. Seither sind die Preise für Energie massiv gestiegen. Dies hatte auch Auswirkungen auf andere Produktionsfaktoren. Produktionsmittel wie Diesel, Dünger, Futter aber auch Maschinen und Investitionsgüter wurden deutlich teurer, gemäss dem Schweizer Bauernverband (SBV) im vergangenen Jahr um rund 10 Prozent.
Teurere Produktionsmittel, sinkende Produzentenpreise
Das entspricht Mehrausgaben für die Betriebe von rund 1 Milliarde Franken. Dank gewisser Anpassungen der Produzentenpreise sei es gelungen, einen Teil der Mehrkosten abzufedern. So sind die Produzentenpreise für Getreide, Kartoffeln und Milch gestiegen. Doch es verbleibt gemäss Verband nach wie vor ein Defizit von rund 200 bis 300 Millionen Franken. «Dies trotz den in den letzten Wochen bei einzelnen Produktionsmitteln gesunkenen Preisen», heisst es in der Mitteilung.
Und bei den Produzentenpreise gibt es bereits Abwärtsbewegungen. So haben die Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) und die Mooh ihre Preise bereits gesenkt. Und für April haben die ZMP eine weitere Senkungsrunde angekündigt. Auch beim Getreide sehen die Aussichten nicht rosig aus. Verarbeiter wehren sich gegen höhere Preise. Sie verweisen auf den Importdruck. Die Getreideproduzenten kritisieren auch den Bund. Dieser setze durch fehlenden Grenzschutz die Schweizer Produzentenpreise unter Druck.
Neue Vorgaben, tiefere Erträge
Aber nicht nur steigende Kosten für Produktionsmittel setzen die Schweizer Bauer unter Druck, sondern strengere Auflagen durch den Bund. Ab 2023 kommt Umsetzung der parlamentarischen Initiative 19.475 «Absenkpfad» hinzu. «Diese umfasst ehrgeizige Zielvorgaben zur Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes und der Nährstoffverluste», heisst es in der Mitteilung. Diese müssen über verschärfte Vorgaben für alle Betriebe im ökologischen Leistungsnachweis (ÖLN) erreicht werden.
Dies führt gemäss Mitteilung einerseits zu tieferen Erträgen, zusätzlichem Arbeitsaufwand und höheren Produktionskosten und bringt andererseits auch grössere Risiken im Pflanzenbau mit sich. Und auch in Sachen Bundeshalt ziehen dunkle Wolken auf. Der Bundesrat will die schwach gebundenen Ausgaben, darunter fallen auch die Direktzahlungen an die Landwirtschaft, kürzen. Ab 2025 will die Landesregierung eine Kürzung um 2 Prozent durchsetzen. So brechen Dutzende Millionen Direktzahlungen weg. Der SBV hat die Sparpläne bereits als unangebracht kritisiert.
Wertschöpfungskette in der Pflicht
Die Forderung der Mitglieder der Landwirtschaftskammer, dem Parlament des Schweizer Bauernverbands, fällt deshalb eindeutig aus: Bauernfamilien brauchen für pflanzliche Produkte mindestens 10 Prozent höhere Erlöse, um Mehrkosten und Einbussen auszugleichen.
Die Landwirtschaftskammer nimmt auch die ganze Wertschöpfungskette in die Pflicht. Die Akteure – vom Erstabnehmer bis hin zum Detailhandel – sollen sie sich durch entsprechende Erhöhungen der Produzentenpreise als faire Partner erweisen. Vom Bund seien nicht höhere Direktzahlungen zu erwarten. Und zudem seien die höheren Preise im Laden noch nicht bei den Landwirtschaftsbetrieben angekommen. «Bessere Erlöse sind insofern mehr als gerechtfertigt, da im Verkauf diverse Lebensmittel bereits teurer geworden sind, ohne dass die einheimischen Bauernfamilien angemessen vom Mehrpreis profitieren konnten», stellt die Landwirtschaftskammer klar.
Bereits 2022 höhere Preise gefordert
Bereits im Februar 2022 forderte die Landwirtschaftskammer höhere Produzentenpreise. Die Preise für Produktionsmittel in der Landwirtschaft hätten sich in den Monaten zuvor um 6,2 Prozent erhöht. Dies entspreche Mehrausgaben in der Grössenordnung von 465 Millionen Franken pro Jahr. Die Landwirtschaftskammer verlangte eine sofortige Erhöhung der Produzentenpreise um mindestens fünf Prozent. Und für das Jahr 2023 brauche es zusätzliche Erlöse von mindestens fünf Prozent in der Tierproduktion und zehn Prozent im Pflanzenbau. Dies deshalb, um die höheren Kosten und Risiken der Umsetzung neuer Umweltauflagen abzufangen, hiess es damals.
Isenundegger und Co. haben hier doch die Möglichkeit, ihre Argumente sachlich vorzutragen und nicht auf tiefem Niveau rumzuleiern.