Der Schweizer Landwirtschaft machen stak steigende Produktionskosten zu schaffen. Der Berner Bauernverband fordert von der Branche deshalb ein Anheben der Produzentenpreise beim Brotgetreide und der Milch. Weiter will sich der Verband dafür einsetzen, dass die Versorgungssicherheitsbeiträge weniger stark sinken.
Die Preise für Dünger, Futter, Energie und Treibstoffe sind in den vergangenen Wochen und Monaten teils deutlich gestiegen. Die Mehrkosten bei den Landwirtschaftsbetrieben werden auf 900 Millionen Franken geschätzt. Die Produzentenpreise sind zwar teilweise gestiegen, aber die Mehrkosten sind nicht vollumfänglich gedeckt, so wie beispielsweise beim Brotweizen.
Brotweizen soll 8 Franken steigen
Hier finden am Dienstag Nachverhandlungen statt. Die Kommission «Markt-Qualität Getreide» der Branchenorganisation Swiss Granum beschloss zwar Ende Juni eine Erhöhung. Aber die Forderungen der Bauern wurden nicht erfüllt. Die Preise stiegen zwischen 3 und 5 Franken. Der Richtpreis für die Kategorie Weizen top liegt bei 57 Fr./100 kg, jener von Weizen I bei 54 Fr./100 Der Entscheid sei als Kompromiss zwischen den Getreideproduzenten und den Verarbeitern zustande gekommen, teilte Swiss Granum mit. Der Mehrpreis decke einerseits einen Teil der gestiegenen Kosten der Getreideproduktion. Andererseits werde damit ermöglicht, dass die Müller mit ihren Produkten am Markt konkurrenzfähig bleiben.
Der Berner Bauernverband (BEBV) fordert die Branche nun auf, die Preise nachzubessern. Er verlangt eine Richtpreiserhöhung beim Brotgetreide von mindestens 8 Fr./100 kg im Vergleich zu 2021. Das würde beim Weizen Top einem Richtpreis von 60 Fr./100 kg entsprechen. «Weiter ist eine Anpassung von 5 Fr./100 kg für Futtergetreide zwingend», so der BEBV weiter. Die massiven Preiserhöhungen beim Brot und bei Mahlprodukte in den Läden seien nicht in Verbindung zu setzen mit den Produzentenpreisen, hebt der Verband hervor.
Milchpreis muss rauf
Eine Anhebung der Produzentenpreise erwartet der BEBV auch bei den Milchpreisen. Der ausbezahlte Milchpreise reiche nicht aus, um die stetig steigenden Produktionskosten auszugleichen. Die Margen des Handels bei den Milchprodukten seien unverhältnismässig hoch und müssten korrigiert werden. «Es kann nicht sein, dass alle Mehrkosten von den Bauernfamilien getragen werden müssen und die Weltlage ignoriert wird», schreibt der Verband in der Mitteilung von Montag.
Bei den hohen Margen bezieht sich der Verband auf einen Artikel von «Le Temps» und «Heidi.news» von Ende Juni. Die beiden Publikationen werteten dabei Preis-Daten der Milchgenossenschaft Laiteries Réunies Genve (LRG) aus. Der Datensatz wurde im April vom Server der Molkerei abgezogen und im Darknet verbreitet.
Insgesamt wurde der Ein- und Verkaufspreis von 77 Produkte analysiert. Das Ergebnis sorgte für Erstaunen: Die Bruttomarge beträgt bei Coop durchschnittlich 57%, bei Migros 46%, beim Grossmarkt Aligro 35% und bei Manor 34%. Die beiden Publikationen präsentierten Beispiele: Beim bekannten Tam Tam erzielt Migros eine Bruttomarge von 58%, Coop jene von 39%. Beim Tomme Vaudoise du cremier haben beide Grosshändler eine ähnliche Marge von 66 Prozent. Gemäss dem Artikel realisieren Coop und Migros die höchsten Margen in Europa. Eine Marge von rund 25 Prozent müsste für Milchprodukte reichen, so die beiden Publikationen.
Verbesserungen bei Direktzahlungen
Verbesserungen fordert der Verband auch bei den Direktzahlungen. Ab 2023 sinken die Versorgungssicherheitsbeiträge (VSB), dafür werden die Produktionssystembeiträge (PSB) erhöht. Der BEBV fordert das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) auf, die Kürzung bei Versorgungssicherheitsbeiträgen zu verringern. Es sei den meisten Bauernfamilien nicht möglich, an den verschiedenen Programmen teilzunehmen und ihr Einkommen zu sichern.
«Fakt ist, dass mit den PSB der administrative Aufwand noch mehr zunimmt, die Anforderungen in der Produktion weiter steigen und der Verdienst deutlich kleiner ausfällt», begründet Verband die Forderung.