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439 Milchbauern haben aufgegeben

Jedes Jahr werden es deutlich weniger: Auch 2023 haben 439 Milchproduzenten mit dem Melken aufgehört. In den vergangenen 20 Jahren haben insgesamt 16'000 Milchbauern aufgegeben.

Die Kuh: Sie ist gemäss dem «House of Switzerland» eine Botschafterin im Ausland und gilt als Heimatsymbol. Und gemäss einer Abstimmung des Vereins Nationaltier hat die Kuh bei einer Umfrage ganz klar die Nase vorn. 52 Prozent wählten sie 2021  als Nationaltier. Der Bär auf Rang 2 erhielt nur 21 Prozent.

Strukturwandel beschleunigt sich wieder

Doch das Melken ist immer weniger attraktiv. Jahr für Jahr nimmt die Anzahl Milchbauern ab. So auch im vergangenen Jahr. Der Strukturwandel hat sich im vergangenen Jahr gar noch verstärkt. 439 Milchviehbetriebe haben ihre Melkmaschinen für immer stillgelegt. Das entspricht einer Abnahme von 2,5 Prozent. Zum Vergleich: 2022 haben 322 oder 1,8 Prozent der Milchbauern aufgegeben. 2021 haben 471 oder 2,6 Prozent der Betriebe die Produktion eingestellt.

Ein Blick in den vergangenen zwei Jahrzehnte gibt ein nachdenkliches Bild ab. Es zeigt einen massiven Strukturwandel. 2003 gab es in der Schweiz noch über 30'000 Milchbauern. Sieben Jahre später, 2010, waren es noch 26'097 Betriebe (-6900). 2015 sank die Anzahl Milchbauern auf 21’765 Einheiten (-5’251). Weitere 5 Jahren waren es erneut 3279 Höfe.

Anzahl Betriebe in 20 Jahren halbiert

2020 wurden nur noch 18'396 Milcherzeuger gezählt , das war gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 3,4 Prozent.  Die «Milchhofsterben» verlangsamte sich 2021 (-2,6%), doch der Bestand sank mit 17'925 erstmals unter die 18’000-Marke. 2022 wurden noch 17'603 Betriebe (-1,8%) gezählt. 2023 gab es noch 17'164 Milchviehbetriebe (-439 gegenüber 2022). Damit haben im vergangenen Jahr jeden Tag 1,2 Milchproduzenten (2022: 0,88 Betriebe; 2021: 1,3 Betriebe) aufgegeben. Innerhalb 20 Jahren hat rund die Hälfte der Milchviehbetriebe aufgegeben.

Der Rückgang dürfte sich auch 2024 weiter fortsetzen, zumal die Milchpreise weiter sinken und bei den Kosten keine grössere Entlastung zu erwarten. Es wird interessant zu beobachten sein, ob die Branchenorganisation Milch diesen Fakt bei der Beurteilung des Richtpreises für das 2. Quartal miteinbeziehen wird.

Milchanlieferungen so tief wie seit 2009 nicht mehr

Nicht nur die Anzahl Betriebe, sondern auch die Milchproduktion war 2023 rückläufig. Dies ist der zweite Rückgang in Folge. 2023 wurden 3'236'950 Tonnen produziert, das sind 15445 Tonnen oder 0,5 Prozent (2022: -1,5%) weniger als im Vorjahr. 2023 wurde die tiefste Milcheinlieferung seit der Aufhebung der Milchkontingentierung im Jahr 2009 gemessen. Den Verarbeitern dürfte der Rückgang nicht gefallen. Sie sind aber im Lead, die Bedingungen zu verbessern.

Die Statistik der TSM liefert weitere informative Fakten. So blieb die durchschnittliche Betriebsgrösse mit 29 ha auf dem Wert des Vorjahres. Zum Vergleich: 2017 wies ein Milchviehbetrieb 25,9 ha auf, 2010 waren es noch 23 ha. Zugenommen hat hingegen die Ablieferung pro Hektare. Diese stieg 2023 auf 6'502 kg, das sind 131 kg mehr als 2022. Im vergangenen Jahr wurde hier der Rekordwert von 2021 egalisiert.

Grösstes Minus bei 100'000 bis 200'000 kg Jahresproduktion

Die TSM erstellt jeweils auch eine Statistik zu den Grössenklassen, es gibt insgesamt deren acht. Bei fünf Klassen gab es eine Abnahme. Der grösste Rückgang mit -241 Betrieben (2022: -217) gab es wie bereits im Vorjahr in der Klasse 100'000 bis 200'000 Kilo. Diese Klasse ist mit 5'838 Betrieben aber immer noch die grösste (34% aller Milchbetriebe). Insgesamt wurden hier 840'718 Tonnen Milch gemolken, das sind 26 Prozent der gesamten Milchmenge. Eine grosse Abnahme wurde auch bei den kleinen Betrieben mit weniger als 50'000 Kilo Jahresproduktion registriert. In dieser Klasse gibt es noch 1977 Produzenten, 107 weniger als im Vorjahr. Diese Höfe produzierten insgesamt 58'553 Tonnen Milch, das sind lediglich 1,8 Prozent der vermarkteten Menge.

Eine Abnahme wurde auch in der Klasse 200'000 bis 300'000 Kilo beobachtet. Noch 2'526 Höfe gehören dieser Klasse an, 71 weniger als im Vorjahr. Eher überraschend hingegen ist der Rückgang in der Kategorie 400'000 bis 500'000 Kilo. Sie schrumpfte um 17 Einheiten auf noch 693 Betriebe (4% aller Betriebe). Sie produzierten 309'067 Tonnen Milch, das ist 9,55 Prozent der Gesamtmenge.

96 Betriebe mit mehr als 1 Million Kilo

In drei Klassen gab es eine Zunahme. Am meisten zugelegt hat die Klasse 500'000 bis 1 Million Kilo Milch. Insgesamt wurden hier 863 Betriebe gezählt, 51 (2022: +30) mehr als im Vorjahr. In dieser Klasse befinden sich 5,03 Prozent aller Betriebe. Insgesamt wurden hier 555'817 Tonnen produziert, das sind 17,2 Prozent der vermarkteten Milchmenge. Zugenommen hat auch die Klasse 300'000 bis 400'000 Kilo, nämlich um 29 auf insgesamt 1249 Betriebe (7,28% aller Milchviehbetriebe). Diese Höfe produzierten 431'037 Tonnen Milch, das sind 13,3 Prozent der Milchmenge.

In der Schweiz gab es im vergangenen Jahr 96 Betriebe, die mehr als 1 Million Kilo Milch produzierten. Das ist lediglich ein Produzent mehr als im Vorjahr. Die 0,56 Prozent der Milchviehbetriebe erzeugten 130'948 Tonnen Milch, das sind 4.05 Prozent der vermarkteten Milch.

Weniger Käse, mehr Butter

In der Schweiz nimmt die Käseproduktion bei der Verwertung deutlich die Spitzenposition ein. Rund 44 Prozent der Milchmenge wurde 2023 zu Käse. Die Produktion ist mit 197'258 Tonnen erstmals seit 2020 unter die Marke von 200'000 Tonnen gefallen. Deutlich zugenommen hat hingegen die Butterproduktion. 15,2 Prozent der Milchmenge gelangten in diesem Kanal. Die Produktion erhöhte sich im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 4'383 auf 42'093 Tonnen.

Kommentare (9)

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  • Andrina | 13.06.2024
    Dieser Kommentar wurde von der Redaktion entfernt.
  • Hinterfragenden | 24.02.2024

    Kann mir jemand erklären, weshalb wir Milchproduzenten Rohstoffverbilligungen zu tragen mithelfen? Damit Nestle und Co... in den Genuss kommen vergünstigte Rohstoffe( Milch) zu verarbeiten, damit sie wettbewerbsfähig bleiben, und dies bei Miliarden Gewinn!? Die Regierung könnte uns auch die Direktzahlungen in der Höhe der Rohstoffverbilligung kürzen und auch Nestle mit Direktzahlungen begünstigen, so könnte man die Verarbeitungsindustrie auch beformunden, und im Gegenzug den Milchproduzenten die Verpflichtung der auferlegte Rohstoffverbilligung streichen., sowie neben bei die Vorschriften auch abbauen... Wär das was?

  • Jungbauer | 20.02.2024
    Möchte gerne Melken aber habe keinen Hof eventuell kann mir jemand helfen
  • Zufriedener Milchbauer | 20.02.2024
    Aus meiner Sicht sind das logische Entwicklungen. In den vergangenen 20 Jahren hat sich Technik und Automatisation in der Landwirtschaft generell und insbesondere der Milchwirtschaft sehr stark entwickelt (z.B. Melkroboter), entsprechend kann eine Arbeitskraft heute mehr Tiere betreuen. Diese Investitionsschritte verlangen eine Entwicklung der Strukturen (Ersatz von Arbeitskraft durch Kapital). Diese marktwirtschaftlichen Grundsätze spielen sich nicht nur in der Milchwirtschaft ab, sie gelten genauso für Gewerbe- und Industriebetriebe in allen Branchen.
    Bezüglich Milchpreis: Bessere Preise wären immer schön - aber gemäss Produzentenrpreisindex des Bundesamtes für Statistik waren die Milchpreise seit 2008 nie mehr auf dem Niveau der Jahre 2022/2023. Es gab schon schlechtere Zeiten...
    • Heumax | 20.02.2024
      Marktwirtschaft? Gibt es in der Landwirtschaft leider nicht. Hier ist alles Planwirtschaft und ohne Steuergelder geht gar nichts, gell...
  • Bergpur | 20.02.2024
    Nur weiter so langsam hats den ganze Regionen wo keine Milch Produziert wird Grade in Berggebiet, es werden auch viele Alpen eingehen. Nur die Werbung von idyllischer Landwirtschaft wird bleiben
  • walter Küng | 20.02.2024
    Da stimmt wohl etwas überhaupt nicht! Milchproduzenten nehmen ab und damit auch die Milchmenge. Und der Preis wird auch gesenkt. Pfui Teufel eine solche Politik soll man noch verstehen. Lieber die Milchprodukte aus dem Ausland importieren. Wenn möglich sogar aus Kuwait oder den arabischen Emiraten, wo es kein Rauhfutter gibt. Das ist ökologisch, und nachhaltig??!!
  • Holsteinkuh | 20.02.2024
    Der Strukturwandel ist absolut kein Problem , solange dass für jedes noch so stozige Port gegen 1000 Fr Pachtzins bezahlt wird mache ich mir keine Sorgen
  • Ketzer | 19.02.2024
    Strukturwandel?
    Ich würde eher von absichtlicher Zerstörung der Milchwirtschaft sprechen!
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