Jahr für Jahr werden es weniger. 2022 gab es hierzulande noch 17'603 Milcherzeuger, 1,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Rückläufig war auch die Milchproduktion. Dies teilt die TSM Treuhand mit.
Die Kuh und insbesondere die Milchkuh gilt als inoffizielles Lieblingstier der Schweizerinnen und Schweizer. Doch der Kuhbestand und vor allem die Anzahl produzierende Betriebe nimmt von Jahr zu Jahr ab.
2003 noch 33'000 Milchwirtschaftsbetriebe
Der Strukturwandel hat auch im vergangenen Jahr nicht Halt gemacht. Zwar hat sich der Rückgang der Anzahl Betriebe leicht verlangst. So gaben im vergangenen Jahr 322 oder 1,8 Prozent der Milchproduzierenden auf. 2021 haben 471 oder 2,6 Prozent der Betriebe aufgegeben. Der Rückgang im vergangenen Jahr kommt nicht überraschend. Zwar sind die ausbezahlten Preise leicht gestiegen. Doch die höheren Kosten für Futter, Energie oder Produktionsmittel haben diese leichte Erhöhung zunichte gemacht.
Ein Blick führt den Strukturwandel deutlich zutage. So haben 2003 noch rund 33’000 Bauern Kühe gemolken. Sieben Jahre später, 2010, waren es noch 26'097 Betriebe (-6900). 2015 sank die Anzahl Milchbauern auf 21’765 Einheiten (-5’251). 2016 sind 778 Betriebe ausgestiegen. 2017 zogen sich 776 Bauern aus der Produktion zurück. Und 2018 haben 643 Betriebe mit Melken aufgehört. 2019 zogen 520 Milchbauern die Reissleine. Damals gab es noch etwas mehr 19’000 Betriebe.
der Schweiz
TSM
Rückgang verlangsamt sich
2020 schliesslich wurden nur noch 18'396 Milcherzeuger gezählt, das war ein Minus von 3,4 Prozent. Die «Milchhofsterben» verlangsamte sich 2021 weiter, doch der Bestand sank mit 17'925 erstmals unter die 18’000-Marke. 2022 wurden noch 17'603 Betriebe gezählt. Damit haben 2022 jeden Tag 0,88 Milchproduzenten (2021: 1,3 Betriebe) aufgegeben. Der Rückgang dürfte sich auch 2023 fortsetzen, zumal die Milchpreise teilweise bereits gesunken sind.
Im vergangenen Jahr wurden gemäss Mitteilung von TSM Treuhand insgesamt 3‘354‘466 Tonnen Milch produziert. Der Rückgang fällt mit 50‘841 Tonnen (-1.5 Prozent) deutlich aus. Auffallend: «Die Milchmenge liegt rund 90‘000 Tonnen unter der durchschnittlichen Produktion der vergangenen 10 Jahre», schreibt TSM. Das dürfte den Milchverarbeitern zu denken geben. Denn seit 2014 nimmt die Produktion zwar wenig, aber stetig ab. So verwundert es nicht, dass sich grosse Verarbeiter wie die Migros bei Organisationen wie der Aaremilch beteiligen.
Durchschnitt bei 184'764 Kilo
Der Strukturwandel spiegelt sich auf bei der Betriebsstruktur wider. Die Betriebe werden immer grösser. 2022 lag die durchschnittliche Ablieferung pro Betrieb bei 184'764 Kilo, gut 700 Kilo mehr als 2021. Zum Vergleich: 2010 lag der Wert bei 127'000 Kilo, 2015 bei 154'700 Kilo.
Die durchschnittliche Betriebsgrösse erhöhte sich 2022 gegenüber 2021 um 0,7 ha auf 29 ha. 2010 betrug die Grösse noch 23 ha. Die durchschnittliche Ablieferung pro Hektare lag bei 6'371 kg, deutlich weniger als im Rekordjahr 2021 mit 6'502 kg.
TSM
Rückgang in Kategorie 300'000 bis 400'000 Kilo
Veränderungen gab es daher auch bei den Grössenklassen. Die Anzahl Betriebe, die 400’000 Kilo oder mehr produzierten, stieg 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 101 auf insgesamt 1617. Damit haben sie einen Anteil von 9,18 Prozent aller Milchviehbetriebe. Sie erzeugten 962'163 Tonnen oder 29.59 Prozent der gesamten Milchmenge.
Die Betriebe mit einer Menge bis 400'000 Kilo produzierten 2022 insgesamt 2'290'232 Tonnen oder 70,41 Prozent. Die Anzahl Produzenten sank in diesem Bereich um 423 auf noch 15'986.
Die grösste Abnahme gab es erneut in der Klasse 100’000 bis 200’000 Kilo. Hier haben 217 Produzenten (2021: 225) mit Melken aufgehört. Die 6079 Betriebe haben aber mit 26,8 Prozent oder 872'298 Tonnen den höchsten Anteil an der produzierten Milchmenge sämtlicher Kategorien. Auffallend ist die höhere Anzahl Produzenten in der kleinsten Kategorie bis 50’000 Kilo. Hier wurden 2022 insgesamt 2084 Betriebe gezählt, 14 mehr als im Vorjahr. Sie produzierten 61'676 Tonnen Milch, das sind 1,9 Prozent der gesamten Milchmenge. Erstmals sank die Kategorie der Betriebe mit einer Milchmenge zwischen 300'000 und 400'000 Tonnen (-30 auf 1220).
95 Betriebe mit mehr als einer Million Kilo
Die grösste Zunahme gab es in der Klasse 400’000 bis 500’000 Kilo. Hier wurden 710 (+57) Produzenten gezählt, das sind 4,03 Prozent aller Betriebe. Sie lieferten 315’769 Kilo Milch oder 9,71 Prozent der gesamten Milchmenge ab. In der Kategorie 500'000 bis 1 Millionen gab es eine Zunahme von 30 auf insgesamt 812 Betriebe. Sie produzierten 521'523 Tonnen Milch, das sind 16.04 Prozent der gesamten Milchmenge
Auch die Anzahl Landwirte, die mehr als 1 Million Kilo Milch erzeugen, hat weiter zugenommen. Insgesamt haben 95 Betriebe diese Marke überschritten, 14 mehr als 2021. Die 0,54 Prozent Milchviehbetriebe produzierten 124’871 Tonnen Milch, das sind 3,84 Prozent der vermarkteten Milch.
Käseproduktion rückläufig
Die Käseproduktion hat im Jahr 2022 erstmals seit 6 Jahren abgenommen. Mit einer Produktion von 201‘937 Tonnen liegt die Käsemenge jedoch weiterhin über der Marke von 200‘000 Tonnen. «Der Rückgang der Käseproduktion hat auch einen Zusammenhang mit der Abnahme beim Käseexport, der im Vergleich zum Vorjahr um rund 5‘500 Tonnen zurückgegangen ist», schreibt die TSM.
Die rückläufige Produktion ist bei fast allen Kategorien festzustellen. Nur bei der Kategorie Frischkäse ist die Produktion gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen. Der meistproduzierte Käse ist nach wie vor Le Gruyère AOP mit einer Produktion von 31‘937 Tonnen, gefolgt von Mozzarella mit 24‘366 Tonnen und Schweizer Raclettekäse mit 16‘738 Tonnen.
Bauernopfer wie beim Schachspiel. Das dumme daran ist nur: irgendwann ist auch der König namens Wohlstand fällig. Vielleicht merkt es vorher noch jemand in Bern. Es wäre es wert. Schade für all die vielen Bauern, die aufgegeben haben. Aber Bauernbashing ist momentan unglaublich in Mode leider
Fole: Viele Milchproduzenten verwerfen den Pickel!