Dienstag, 30. Mai 2023
13.01.2023 06:00
Milchmarkt

Er soll angeschlagene Cremo retten

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Von: blu/sda

Der ehemalige Freiburger Staatsrat Georges Godel soll Verwaltungsratspräsident des in Schwierigkeiten geratenen Freiburger Milchkonzerns Cremo werden. Godel soll anlässlich der ausserordentlichen Generalversammlung am 3. Februar gewählt werden.

Die Informationen des Fernsehsenders «La Télé» wurden am Donnerstag gegenüber Keystone-SDA von Alexandre Cotting, dem scheidenden Präsidenten, bestätigt: «Es ist eine Entscheidung des Verbands der Freiburger Molkereiunternehmen, des Hauptaktionärs», erklärte Cotting.

Verfahren wegen Amtsgeheimnisverletzung

Cotting war erst seit 2020 im Amt. «Man hat mir keine Zeit gelassen, die Arbeit zu beenden. Wir haben viel Grundlagenarbeit geleistet, um das Unternehmen wieder auf Vordermann zu bringen», machte er keinen Hehl aus seiner Enttäuschung. Er akzeptiere aber die Spielregeln.

Georges Godel wird die Aufgabe haben, das Schiff wieder flott zu machen. Vor rund einem Jahr sorgte Godel mit einem Buch für Wirbel, in dem er auf seine Amtszeit als Staatsrat zurückblickte. Im April 2022 eröffnete die Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen Amtsgeheimnisverletzung.

In den roten Zahlen

Cremo macht schwierige Zeiten durch und befindet sich zumindest in einer finanziell heiklen Situation. Der Konzern mit Sitz in Villars-sur-Glâne (FR) verzeichnete mit seinen 790 Angestellten am Ende des Geschäftsjahres 2021 einen Verlust von 2,9 Millionen Franken. Die angespannte Situation auf dem Milchmarkt, gepaart mit steigenden Energie- und Materialpreisen habe zu höheren Beschaffungskosten geführt. Das vergangene Jahr wird ebenfalls defizitär sein.

Cremo wies im Geschäftsbericht für das Jahr 2021 auf die angespannte Lage am Milchmarkt hin. «Die Situation auf dem Beschaffungsmarkt für Industriemilch war 2021 aufgrund der rückläufigen Gesamtmenge äusserst angespannt und von einem harten Wettbewerb geprägt», heisst es. Dies habe zu nationalen, durch die Milchhändler ausgelösten Verschiebungen geführt.

Cremo verarbeitet immer weniger Milch.
Samuel Krähenbühl

Immer weniger Milch

Cremo hat einen markant tieferen Milcheingang um 14% gegenüber dem Vorjahr in Kauf nehmen müssen. «Dieser deutliche Rückgang der Industriemilchmenge stand im scharfen Kontrast zur positiven Entwicklung des Cremo-Milchpreises. So stieg der von Cremo ausbezahlte durchschnittliche Milchpreis während des Berichtsjahres (2021) um ganze 7,25 Rappen/kg Milch», heisst es im Bericht weiter. Eine Trendwende auf dem Milch- und Buttermarkt sei zumindest kurz- und mittelfristig nicht in Sicht. «Umso wichtiger ist es, dass Cremo weiterhin einen fairen und kompetitiven Milchpreis bezahlt », sagte der Cremo-Chef Frédéric Métrailler im Juni 2022.

2021 hat Cremo 312 Millionen Kilo Milch verarbeitet. Im Jahr zuvor konnten die Freiburger noch 363 Millionen Kilo verarbeiten, 2019 betrug die Menge noch 393 Millionen Kilo. 2018 verarbeitete Cremo 407 Millionen Kilo Milch, fast 100 Millionen Kilo mehr als 2021.

Lucens wird Ende 2023 geschlossen

Deshalb hat Cremo entschieden, den Standort Lucens VD bis Ende 2023 runterzufahren. Der Entscheid wurde Anfang Oktober 2022 kommuniziert. Zuerst wird die Käseproduktion, später die Käsereifung und zuletzt die Pulvertrocknung aus Nebenprodukten schrittweise nach Villars-sur-Glâne verlagert. Die dafür notwendigen Investitionen seien bereits aufgegleist, teilt der Milchverarbeiter mit.

Der Abbau in Lucens sei wegen der geringeren Industriemilchmengen und der zuletzt empfindlichen Volumenkürzungen bei der Käseproduktion notwendig, begründete Cremo den Entscheid. Hinzu kämen die deutlich höheren Energiekosten. Die Milchproduzenten sind von der Schliessung nicht betroffen. Die Milchabnahme bleibe zu unveränderten Kaufbedingungen gewährleistet. «Die Restrukturierung verbessert die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens und trägt damit zu dessen Existenzsicherung bei», so Cremo weiter.

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2 Responses

  1. Regelmässig rote Zahlen, der letzte Direktor nahm nach kurzer Zeit den Hut, der Verwaltungsrat macht gerade mal 2 Jahre und jetzt soll es ein 70 jähriger Politiker richten? Viel Glück!

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