Grund für die Zwangsversteigerungen waren Schulden des mit einem Tierhalteverbot belegten Landwirts. Der ehemalige Pferdebesitzer, der wegen eines Tierschutzfalls aus dem Jahr 2017 in Gerichtsverfahren verwickelt ist, weigerte sich jedoch, den Hof zu verlassen.
Neue Besitzer haben Recht zur Zwangsräumung
Am Mittwoch stand der Pferdezüchter aufgrund des damaligen Verfahrens vor dem Thurgauer Obergericht. Zeitgleich führte die Kantonspolizei die Zwangsräumung seiner Liegenschaft in Hefenhofen durch. Dies bestätigte ein Polizeisprecher gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Es handle sich um eine richterliche Ausweisung. Die Polizei sei zur Umsetzung beigezogen worden. Das Bezirksgericht Arbon habe die Polizei für die Exmission an der Liegenschaft für die Umsetzung des Entscheides beigezogen, sagte die Polizei zu SRF.
Eine Exmission bezeichnet den Vorgang, einen ehemaligen Mieter von einer Liegenschaft gerichtlich ausweisen zu lassen, sollte sich dieser weigern, nach Ablauf des Mietvertrags die Liegenschaft zu verlassen. Verweigert ein Mieter trotz erfolgreicher Exmission den Auszug zum gesetzten Termin, kann der Vermieter eine Zwangsräumung betreiben, die vom zuständigen Gericht und der Polizei durchgeführt wird. Das Bezirksgericht Arbon hielt fest, dass die neuen Besitzer das Recht haben, die Exmission polizeilich durchzusetzen. «Wir werden das Gelände und die Liegenschaften kontrollieren und danach den neuen Besitzern übergeben», sagte Matthias Graf, Mediensprecher der Kantonspolizei Thurgau, zur «Thurgauer Zeitung».
Die Polizei habe sich intensiv auf den Einsatz vorbereitet. «Wir wussten nicht, was uns hier erwartet. Aufgrund der Erfahrung aus der Vergangenheit haben wir uns auf alle Eventualitäten vorbereitet», erklärte Graf gegenüber der «Thurgauer Zeitung». Um 15 Uhr wurde der Einsatz beendet.
Keine Berufung eingereicht
Anfang September hat 2024 das Bezirksgericht Arbon hat die Hofräumung des Landwirts und ehemaligen Pferdezüchters aus Hefenhofen TG veranlasst. Der Landwirt wurde im Amtsblatt angewiesen, die von ihm bewohnte Liegenschaft bis 16. September zu räumen und zu verlassen. Der Entscheid war aber noch nicht rechtskräftig. Der Landwirt hatte zehn Tage Zeit, beim Thurgauer Obergericht dagegen Berufung einzulegen.
Diese Frist liess er verstreichen lassen, wie die «Thurgauer Zeitung» Ende September berichtete. Die neuen Besitzer, Karolina und Stefan Müssigang aus Österreich, haben das Recht, Ulrich K. vom Hof zu weisen. Wegen ungedeckter Ausstände versteigerte das Betreibungsamt des Bezirks Arbon im Dezember 2023 den Hof des Bauern samt Wohnhaus und Weideland für 1,83 Millionen Franken an die Familie Müssigang. Diese besitzt einen Gemüsebaubetrieb in der Nähe von Innsbruck.
Die neuen Besitzer wollen auf dem Landwirtschaftsland Gemüse anbauen. Zuerst muss aber der Hof geräumt werden.
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Räumungsklage eingereicht
Der ehemalige Pferdezüchter weigerte sich jedoch, den Hof zu verlassen. Deshalb haben die neuen Besitzer im August 2024 eine Räumungsklage eingereicht . Wie die «Thurgauer Zeitung» weiter berichtete, haben die Hausbesitzer das Recht haben, den Entscheid der Mieterausweisung nach Ablauf der Frist vom 16. September 2024 mit polizeilicher Vollstreckung durchzusetzen.
Kommt der Landwirt der Aufforderung nicht nach, erwartet ihn gemäss Urteil zudem eine Busse wegen Ungehorsams. Wann es zur Räumung kommt, ist noch unklar. Auf Anfrage der «Thurgauer Zeitung» wollte sich die Familie Müssigang Ende September zur neuen Ausgangslage nicht äussern.
Wollen Gemüse anbauen
Wie es auf der Website von genussregion.at heisst , hat sich die Familie Müssigang in Hall bei Innsbruck auf verschiedene Gemüsearten von Blattsalat, Karotten, Sellerie bis hin zu Karfiol und Radieschen spezialisiert. Beliefert wird der Detailhandel.
Weshalb hat sich die Familie für den Betrieb interessiert? ««Ausschlaggebend für uns war die Grösse des Landes», sagten Stefan und Karolina Müssigang im Dezember 2023 zum Onlineportal 20min. Die Bauernfamilie will auf dem Betrieb künftig Gemüse anbauen. Und sie sehen ihre Zukunft in der Schweiz. Sie hätten schon seit längerer Zeit nach einem Hof in der Schweiz umgeschaut. Zuerst wollen sie die Liegenschaft umbauen. Er habe sich «in die Schweizer Mentalität» verliebt, sagte er weiter zu «20 Minuten». Alle Formalitäten sind laut dem Österreicher mit dem Thurgauer Landwirtschaftsamt geklärt.