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Mit ihr ist nicht gut Kirschen essen: Bäuerin gibt Produktion auf

Die Kirschensaison ist kurz und mit vielen Herausforderungen verbunden. Das weiss auch eine Bäuerin aus Rorschacherberg SG. Die Kirschessigfliege ist für sie nun zu einem Problem zu viel geworden. Eine weitere Bauernfamilie wird die Kirschenproduktion aufgeben.

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Noch vor 30 Jahren wuchsen auf jeden Hof am Rorschacherberg ökologisch wertvolle Hochstamm-Kirschbäume, stellt das «St. Galler Tagblatt» in einem Bericht fest. Auch für Bäuerin Bernadette Buob gehört das Kirschenpflücken im Sommer zur Tradition. 100 Kirschbäume werden von ihr gepflegt und gegen alle Widrigkeiten verteidigt.

Neben den immer schwieriger werdenden klimatischen Bedingungen, die die Kirschen bei ihrer Entfaltung beeinträchtigen, gibt es auch viele Tiere, die an die süssen Früchte heranwollen. Ein kleines Tier mit dem wissenschaftlichen Namen Drosophila suzukii hat Buob jetzt aber die Lust am Kirschenpflücken verdorben. Die Bauernfamilie Buob hat entschieden, die Kirschenproduktion in ein paar Jahren einzustellen.

Invasiver Neozon

Bei der Drosophila suzukii handelt es sich um die Kirschessigfliege. Der Name «suzukii» deutet an, dass es sich nicht um eine einheimische Fliege handelt. Die Kirschessigfliege stammt ursprünglich aus Ostasien und wurde 2011 erstmals in der Schweiz nachgewiesen. Es handelt sich bei ihr also um eine so genannt invasive Tierart. Bei eingewanderten Pflanzen spricht man von Neophyten. Eingewanderte Tiere heissen Neozonen.

Die Kirschessigfliege

Die Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) ist eine Art aus der Familie der Taufliegen. Sie stammt ursprünglich aus Südostasien. Im Gegensatz zu anderen Taufliegen, die in erster Linie von faulenden oder gärenden Früchten angezogen werden, legt die Kirschessigfliege ihre Eier in frische, reife Früchte. Die Larven schlüpfen und entwickeln sich in der Frucht.

Die Kirschessigfliege ist ein bedeutender Schädling in Obstkulturen, da sie Früchte mit weicher Schale, wie Beerenfrüchte, Trauben, Kirschen, Pflaumen, Pfirsiche und Aprikosen befällt. Bei starkem Befall kann es zu erheblichen Ernteverlusten kommen. Die Weibchen haben einen langen, scharfen, gezähnten Eiablageapparat. Mit diesem ritzt es die Früchte auf und legt die Eier hinein.

Es gibt Neobiota (also eingewanderte Pflanzen, Tiere oder Mikroorganismen), die sich harmonisch in die heimische Ökologie einbinden (auch die Tomate ist ein Neophyt). Andere hingegen werden als invasiv bezeichnet, das heisst sie breiten sich invasionsartig aus und verursachen Probleme. Die Kirschessigfliege ist ein solcher invasiver Neozon. Für die 64-jährige Bernadette Buob lohnt sich der aufwändige Kampf gegen diese tierischen Kirschenesser nicht mehr. Ihr Sohn, der den Familienbetrieb übernommen hat, wird die Kirschenproduktion nicht weiterführen.

«Sie raubt mir die Energie»

 Die 100 Kirschbäume, die Buob zurzeit noch pflegt, sind mit einem Netz überspannt, so dass sie damit zumindest schon die Vögel von den süssen Früchten fernhalten kann. Buob pflegt und schützt die Kirschen aber auch mit Regendächern, Bewässerungssystemen, Düngen und Spritzen.

Die Bauernfamilie Boub sei bekannt für ihre schönen Kirschen, heisst es im Bericht weiter. Und es sei ein gutes Jahr. Sie rechnet mit rund 500 Kilo. Sie verkauft die Kirschen ab Hof für 9 Franken das Kilo. Und sie seien sehr gefragt Ihre Kundschaft käme von weit her und sie hätte auch schon 12 Kilo auf einmal an eine Kundin verkaufen können.

Doch an dieser Freude am Kirschenlesen und Verkaufen nagt nun eine kleine Fliege. «Sie raubt mir die Energie. Die Kirschessigfliege hat mir die Lust verdorben», wird Buob vom «St. Galler Tagblatt» zitiert. Denn ist die Fliege einmal über die Kirschen hergefallen, riecht alles nach Essig und sie werden unverkäuflich. Vor zwei Jahren hätte sie, der Kirschessigfliege wegen, 600 Kilo Kirschen an den Bäumen hängen lassen müssen.

Netze nur für Niederbaumstämme

Es gebe zwar ein biologisches Insektizid gegen die Kirschessigfliege. Doch dieses müsse regelmässig angewendet werden und wirke nur wenn der Befall nicht allzu gross sei, heisst es im Bericht. Buob müsste also ihre Bäume mit einem feinmaschigeren Netz umspannen, um diese invasiven Neozonen von den Kirschen fernzuhalten. Doch das lohne sich für sie aber nicht mehr.

Denn im Gegensatz zu den langlebigen Hochbaumstämmen gehe der Ertrag bei Niederbaumstämme nach zwei Jahrzehnten zurück, so dass sie meist gefällt werden. Und dieses Alter haben die Kirschbäume von Bernadette Buob bereits erreicht. Sie werde sich ihnen noch einige Jahre widmen. Doch dann sei Schluss. Schweren Herzens werde sie ihre Kirschbäume aufgeben. Ihr Sohn Gebhard werde sich auf die 50 Mutterkühe konzentrieren und die Kirschenproduktion nicht weiterführen.

50'000 Franken Schutzkosten pro Hektar

So wie es der Bauernfamilie Buob geht, gehe es vielen Bäuerinnen und Bauern, die wegen der Kirschessigfliege die Produktion aufgeben, heisst es im Bericht. Vielen gehe «der Schnauf aus», wenn sie die Kirschen mit viel Engagement pflegen und kurz vor der Ernte die Kirschessigfliege die Kirschen ungeniessbar machen, erkenne Stefan Freund, Betriebsleiter Obstbau am Landwirtschaftlichen Zentrum in Flawil.

Die Hochstammproduktion sei bereits zum Erliegen gekommen, weil es praktisch unmöglich sei, hohe Bäume mit einem Netz zu schützen. Wenn man eine Kultur mit einem wirkungsvollen Netz überdecken wolle, koste dies 50’000 Franken pro Hektare, erklärt Freund dem «St. Galler Tagblatt». Damit dies rentiere, müsse die Produktion entsprechend gross sein. Schweizweit betrachtet werde aber eine sehr gute Kirschenernte erwartet, kündigte der Schweizer Obstverband Anfang Saison an.   

Lesen Sie zum Thema «Kirschessigfliege» auch folgende Artikel: 

- > Bundesrat soll Kirschenanbau retten

- > Freilandversuch: Schlupfwespen bekämpfen Kirschessigfliege

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