Gleich mehrere Zeitungen haben letztlich der SBB Nachlässigkeit unterstellt, was den Kampf gegen Neophyten anbelangt. Auch der Zürcher Bauernverband fand dazu unmissverständliche Worte: «ein Affront gegenüber der Landwirtschaft».
SBB muss sparen
Es geht um den Entscheid der SBB, aus Spargründen dieses Jahr den Grünunterhalt zu reduzieren. Davon betroffen ist auch der Kampf gegen Neophyten, die sich entlang der Bahngleise ausbreiten. Biobauer Köbi Peter ist deshalb verärgert, heisst es in einem Bericht vom «Tages-Anzeiger». «Ich finde das eine Sauerei», sagt er.
Die SBB weist die Vorwürfe aber entschieden zurück. In einer Medienmitteilung schreibt der Bundesbetrieb, dass er in der Grünpflege sehr wohl gezielt vorgehe. Die SBB verweisen aber zugleich auf ihre aktuell finanziell angespannte Lage. Diese würde sie dieses Jahr dazu drängen, den Fokus bei den Unterhaltsmassnahmen auf ihre «oberste Priorität» zu legen: die Sicherheit und Zuverlässigkeit des Bahnbetriebs. Sollte das hängige Gesuch der SBB um mehr Infrastrukturgelder bewilligt werden, werde sie die Bekämpfung der Neophyten wieder intensivieren.
Keine sicherheitsrelevante Zone
Dieses Jahr hat die SBB das Budget für die Grünpflege gekürzt. Für Biobauer Köbi Peter aus Wiesendangen ZH heisst das, dass er sich selbst um die Bekämpfung der Neophyten kümmern muss. Es geht dabei um einen vier Meter breiten und 300 Meter langen Grünstreifen entlang der Gleise, der an seine Felder grenzt. Nur ein Feldweg und eine Böschung trennen Peters Acker von den drohenden Gefahren, die als Ackerkratzdistel, Schachtelhalm, Hartriegel oder amerikanische Goldrute bekannt sind.
Solche Bilder werden in diesem Jahr weniger zu sehen sein. Ein SBB-Mitarbeiter kämpft gezielt gegen Neophyten.
SBB
Da dieser Grünstreifen aber nicht zu den «sicherheitsrelevanten Zonen» gehört, habe ihm die SBB für dieses Jahr eine Absage erteilt, heisst es im Bericht weiter. Also wird Peter selbst dafür sorgen müssen, dass sich auf diesem Grünstreifen die Neophyten nicht breit machen. Denn er wolle die Problematik im wahrsten Sinne des Wortes an den Wurzeln packen und also einem Befall der Neophyten auf seine Felder zuvorkommen.
Bauer zahlt Bekämpfung selbst
Für Peter sind die Sparmassnahmen der SBB ein grosses Ärgernis. Den Kampf gegen die Neophyten muss er dieses Jahr selbst berappen. So müsse er jetzt für rund 1'000 Franken eine spezielle Mähmaschine anmieten, heisst es. Aber ihm bleibe keine Alternative. Denn er weiss, dass wenn sich auf seinem Feld die Neophyten ausbreiten, ihm die Direktzahlungen gekürzt werden. Peter hätte sich bezüglich dieser Problematik an mehrere, auch kantonale Fachstellen gewendet. Doch keine dieser Stellen sehe sich in der Verantwortung etwas tun zu müssen.
Freisetzungsverordnung
Mit der angepassten Freisetzungsverordnung (gültig ab 1. September 2024) ergreift der Bund zusätzliche Massnahmen, die verhindern sollen, dass invasive Pflanzen in die Umwelt gelangen und sich ausbreiten. Dazu gehören:
Verbot invasiver Pflanzen : Ab dem 1. September 2024 dürfen bestimmte invasive gebietsfremde Pflanzen nicht mehr verkauft, verschenkt oder importiert werden
Erweiterung des Umgangsverbots : Verschiedene invasive Pflanzen dürfen nicht mehr in der Umwelt verwendet werden, z.B. nicht mehr angepflanzt oder vermehrt werden
Zollkontrollen : Neu sind Importkontrollen durch den Zoll möglich, um die Einfuhr invasiver Pflanzen zu verhindern.
Von Gesetzes wegen sind weder der Bund noch die SBB dazu verpflichtet, etwas gegen die Neophyten zu unternehmen. Der Bund erarbeitet zwar Strategien zur Bekämpfung von Neophyten. Es sind aber die kantonalen Fachstellen, welche die Bekämpfung koordinieren und die entsprechenden Empfehlungen umsetzen. So sieht beispielsweise der Massnahmenplan des Kantons Zürich vor, dass es in jeder Gemeinde eine Kontaktstelle geben müsse und dass sich die Gemeinden in ihren Bemühungen koordinieren sollen.
SBB weisen Vorwürfe zurück
«Die SBB gehen in der Grünpflege gezielt vor», schreiben die SBB in einer Medienmitteilung als Reaktion auf die Vorwürfe. Sie bekämpfe invasive Neophyten auf ihren Flächen und halte sich dabei an die gesetzlichen Vorgaben. Grundlage ihres Vorgehens sei dabei eine Fünf-Punkte-Strategie:
1. Ausbreitung von gesundheitsgefährdenden Arten verhindern
2. Ausbreitung von bahntechnisch problematischen Arten eindämmen
3. Bekämpfung von Neophyten in Naturschutzgebieten, auf Auflagefläche und Biodiversitätsflächen
4. Ausbreitung des schmalblättrigen Greiskrauts eindämmen
5. Teilnahme an kantonalen / kommunalen Bekämpfungskonzepten
Aufgrund der finanziell angespannten Lage müsse die SBB derzeit den Gehölzunterhalt, die Bekämpfung der Vegetation im Gleisbereich und der Neophyten reduzieren. Bei der Bekämpfung der Neophyten liege der Schwerpunkt auf den gesundheitsgefährdenden Arten und auf jenen, welche den Bahnbetrieb beeinträchtigen. Das heisst, dass sich die SBB zurzeit vor allem auf die ersten beiden Punkte dieser Strategie beziehen.
NR-Kommission berät 16,4-Milliarden-Geschäft
Bei der Budgetkürzung handle es sich um eine vorläufige Massnahme für das laufende Jahr, schreibt der «Tages-Anzeiger» abschliessend. Damit der Grünunterhalt wieder normal funktionieren könne, müsse der Antrag der SBB für mehr Infrastrukturgelder bewilligt werden.
Der Bundesrat habe Mitte Mai rund 16,4 Milliarden Franken für den Erhalt der Bahninfrastruktur gesprochen. Aktuell befindet die zuständige Kommission des Nationalrats über dieses Geschäft.
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Vor 5 Jahren dieselbe Stadt, in den Pflanztrögen bei der Uni, Berufskraut.
Offenbar wird in Bern nicht so streng mit Invasiven umgegangen.
Denke der Artikel sollte mehr Gewicht auf die Hauptprobleme geben, das ist das Jakobskreuzkraut. https://youtu.be/R825qhebBIU?si=JpqV2fPJ739_B13r
Bund und bundesnahe Betriebe sind Spitzenreiter!