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Wenn es für einen Rappen 4800 Franken gibt 

Milchbauer Ueli Kuhn aus Illnau-Effretikon ZH ist einer von ihnen. Auch er geht für faire Produzentenpreise auf die Strasse. Doch gewalttätige oder störende Aktionen kommen für ihn nicht in Frage. Er will bestimmt, aber friedlich demonstrieren. Bezüglich der Preise nimmt er vor allem Detailhändler und Milchverarbeiter in die Pflicht.

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Landwirt Ueli Kuhn hofft, dass sich die angekündigte Richtpreiserhöhung im Juli in seiner Buchhaltung niederschlagen wird. Drei Rappen mehr wurden angekündigt (von 79 auf 82 Rappen), doch auch eine Erhöhung des Abzugs um 0,5 Rappen. Wenn man davon noch die per Anfang Jahr umgesetzte Preisreduktion von zwei Rappen (von 81 auf 79 Rappen) abzieht, wird der Richtpreis (und dies erst im Juli) im Vergleich zum letzten Jahr netto gerade mal um 0,5 Rappen erhöht. Der «Schweizer Bauer» hat darüber berichtet. 

Protest für faire Preise

Aber es handelt sich dabei nur um einen Richtpreis, also um einen «Orientierungspreis». Es ist gesetzlich geregelt, dass einzelne Unternehmen nicht zur Einhaltung der Richtpreise gezwungen werden dürfen. Der tatsächlich ausbezahlte Preis pro Kilo Milch liegt in der Regel deutlich tiefer.

So wurden Ueli Kuhn im Januar rund 62,5 Rappen pro Liter ausbezahlt, schreibt «Der Landbote». Für ihn ist das zu wenig. Auch er fordert deshalb faire Produzentenpreise. Und er ist bereit dafür auf die Strasse zu gehen, auf friedliche Weise. Kuhn sieht dabei auch die Detailhändler und Milchverarbeiter in der Verantwortung.

4’800 Franken pro Rappen

Ueli Kuhn wohnt in der Aussenwacht Bisikon, die zur Gemeinde Illnau-Effretikon ZH gehört. Mit seinen 60 Kühen produziert er monatlich rund 40'000 Kilo Milch. Einen Rappen mehr pro Kilo Milch macht für ihn also im Monat rund 400 Franken aus, beziehungsweise im Jahr 4'800 Franken. Einen kleinen Teil seiner Milchproduktion kann er zwar für 1,20 Franken pro Liter direkt ab Hof verkaufen, doch der Grossteil geht an eine Genossenschaft, schreibt der «Landbote». Rein rechnerisch sollte Kuhn also ab Juli – mit der Preiserhöhung um netto 2,5 Rappen – 1’000 Franken mehr pro Monat erhalten oder pro Jahr 12'000 Franken.

Ob es dann tatsächlich zu dieser «Milchgelderhöhung» kommen wird, bleibt aber ungewiss. Denn wie angedeutet, entspricht der Richtpreis nicht dem Geld, das Kuhn dann tatsächlich für seine Milch bekommt. Im Januar erhielt er rund 62,5 Rappen pro Kilo. Der ausbehalte Preis hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Abnehmer, der Milchqualität oder dem Transportweg. «Das System ist so kompliziert, ich glaube, niemand hat da den genauen Durchblick», gibt Kuhn dem «Landbote» zu verstehen. Und doch hofft er, dass sich die angekündigte Richtpreisänderung auch in seinem Portemonnaie bemerkbar machen wird.

Wegen zu hohem Risiko kein Kredit

Es geht Ueli Kuhn dabei nicht darum, seinen Gewinn zu optimieren, so wie es in der Privatwirtschaft allgemein der Fall ist. Aber auch landwirtschaftliche Betriebe müssen sich weiterentwickeln. Und dafür sind Investitionen nötig. Für Ueli Kuhn geht es zurzeit konkret um den Bau eines neuen Wohnhauses. Der jetzige Stall wurde vor 25 Jahren in 600 Meter Entfernung zum Wohnhaus gebaut. Dort befinde sich auch das Futterlager, der Hühnerstall und die Maschinen, wie ein Melkroboter.

Mit seiner Frau will er den Betrieb nun auf einen Standort reduzieren, den Stall erneuern und daneben ein Wohnhaus bauen. Schwierigkeiten hat er aber damit, einen Kredit für sein Bauvorhaben zu bekommen. Denn für die Banken, die nur Zahlen analysieren, sei das Risiko ihm einen Kredit zu gewähren zu gross.

«Leute wissen nicht wie Landwirtschaft funktioniert»

Klagen wolle er aber nicht, gibt er dem «Landbote» zu verstehen. Trotzdem gälte es, sich zu überlegen, wie Bäuerinnen und Bauern faire Preise für ihre Produkte erhielten. Denn auch in der Landwirtschaft steigen die Kosten. Und um auf diese Problematik aufmerksam zu machen hat auch Ueli Kuhn Anfang März am Mahnmarsch in Hinwil teilgenommen. Der «Schweizer Bauer» hat über die Proteste in Zürich berichtet.

Für ihn ist es dabei ein grosses Anliegen, friedlich auf die Anliegen der Landwirtschaft aufmerksam zu machen. So lehnt er gewalttätige und sachbeschädigende Aktionen ab. Auch die Traktorversammlungen sind für ihn der falsche Ansatz. Denn sogar der Mahnmarsch in Hinwil, an dem Kuhn teilgenommen hat, rief kritische Reaktionen in den sozialen Medien herbei. Aus diesen Reaktionen liest Kuhn heraus, dass die Bevölkerung nicht wirklich wisse, wie die Landwirtschaft in der Schweiz funktioniert.

 

Bessere Preise, statt hohe Gewinne

Gegenüber dem «Landbote» spricht Kuhn immer wieder davon, auf Augenhöhe mit der Bevölkerung zu gehen. Wie er sich das aber konkret vorstellt, lässt sich dem Bericht und also seinen Aussagen nicht entnehmen. Er sagt auch selbst, dass er kein Patentrezept habe. Er verweist einzig darauf, dass sich Konsumentinnen und Konsumenten besser über die Schweizer Landwirtschaft informieren müssten. Auch setzt er auf die Bauernverbände und hofft auf politische Unterstützung.

Allem voran peilt er aber die hohen Gewinne der Detailhändler und Milchverarbeiter an. Wenn es nach Ueli Kuhn ginge, sollten diese auf einen Teil ihrer Gewinne verzichten, um die Bäuerinnen und Bauern besser zu entschädigen, lässt sich aus seinen Aussagen im Bericht vom «Landbote» schliessen.

Kommentare (2)

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  • Bernhard | 15.03.2024
    Wenn man denn Aufwand wahrnimmt (aufzucht, fütterung, melken. e.c.t.)bis 1l milch entsteht,gegenüber , z.b. (RedBull) 1l.= 10.0 sfr.
    so finde ich auch das der milchpreis höher sein könnte. Kann mich noch zurück erinnern wo ich 1.00 fr bezahlt hab fur 1l milch, was ok war.
  • Optimierer | 14.03.2024
    Leute, wieso soll oder muss ein Milchbauer , kein Betriebliches optieren oder Gewinne erstellen, in Welcher welt leben wir denn? Wer die DZ optimiert darf sich nicht wundern!
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