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Richtpreis wird erhöht – Forderungen nicht erfüllt

Der Vorstand der Branchenorganisation Milch (BOM) erhöht zwar den Richtpreis ab Juli um 3 Rappen, aber auch den Abzug um 0,5 Rappen. Damit steigt der Richtpreis um 2,5 Rappen. Den Forderungen der Produzenten wurde nicht Folge geleistet.

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Die Richtpreiseverhandlung bei der Milch galten als erster Prüfstein. Dies deshalb, weil der Schweizer Bauernverband im Februar mit einer Petition gefordert hat, die Produzentenpreise um 5 bis 10 Prozent zu erhöhen.

Käser als Schuldige

Am Freitag haben sich in Bern die Vorstandsmitglieder der Branchenorganisation Milch (BOM) getroffen. Wichtigstes Traktandum: Die Festlegung des Richtpreises für das 2. Quartal. Im November hat die BOM entschieden, den A-Richtpreis für Industriemilch nicht bei 81 Rappen pro Kilo Milch zu belassen, sondern diesen um 2 Rappen zu senken.

Die Produzentenvertreter haben sich zusammen mit dem Detailhandel – Coop und Lidl – erfolglos für 81 Rappen eingesetzt. Gemäss Coop-Chef haben die Käser auf eine Senkung gedrängt. Weil mach sich nicht einigen konnte, kam der Automatismus zur Anwendung. Das System, basierend auf dem Molkereimilchpreisindex, hatte eine Senkung von 2 Rappen angezeigt. Mit der Richtpreissenkung werde die Preisschere nun wieder kleiner, sagte die BOM Ende November.

Basisorganisationen machten Druck

Bauernorganisationen kritisierten die Senkung in der Folge scharf. Der Berner Bauernverband zeigte sich sehr enttäuscht. Die einseitige Abwälzung der Mehrkosten auf die Milchproduzenten sei nicht tragbar. An Januar sind die Bauernproteste dann auch in die Schweiz übergeschwappt. Basisorganisationen wie «Révolte Agricole Suisse» forderten Taten statt Worte – sprich höhere Produzentenpreise. Immer mehr Landwirtinnen und Landwirte schlossen sich den Protesten an. An Anlässen formierten sie ihre Traktoren zu einem «SOS». Sie wollten mit diesem symbolischen Akt auf die schwierige Lage hinweisen.

In der Folge forderten auch kantonale Verbände höhere Milchpreise. Der Zürcher Bauernverband verlangte 4 Rappen mehr, der Berner Bauernverband forderte 5 Rappen . Der Dachverband der Schweizer Milchproduzenten (SMP) blieb im Vorfeld der Sitzung sehr lange unsichtbar. Erst rund 12 Stunden vor der BOM-Sitzung forderten sie publikumswirksam über die Tamedia-Zeitungen eine «substanzielle Erhöhung» des Richtpreises.

«Erhöhung per 1. April falsches Signal»

Immerhin können die Vertreter der SMP nun einen (Teil)-Erfolg vorweisen. Die BOM hat sich auf eine Erhöhung des A-Richtpreises für Industriemilch um 3 Rappen auf 82 Rappen pro Kilo geeinigt. Zwar nicht wie verlangt per 1. April, sondern per 1. Juli, also auf das 3. Quartal. Und die Erhöhung gilt auch für das 4. Quartal. Die Verarbeiter haben aber ihre Muskeln spielen lassen.

So schreibt die BOM am Freitagabend: «Eine Preiserhöhung bereits im Frühjahr mit hohem Milchaufkommen wäre ein falsches Marktsignal gewesen. Der Vorstand ist mit diesem Entscheid vom Molkereimilchpreis-Index abgewichen. Der Antrag der Produzentenvertreter auf eine sofortige Preiserhöhung um 4 Rappen fand im Vorstand keine Mehrheit.»

Mehr Abzüge für Bauern

Die Marktsituation sei angespannt, vor allem im Käsesektor. Die Schweiz habe 2023 erstmals mehr Käse importiert als exportiert. Zwar wird der Richtpreis um 3 Rappen erhöht, aber auch die Abzüge. Das hohe Aufkommen von Milchprotein stelle die Branche aktuell vor grosse Herausforderungen.

«Deshalb hat der Vorstand beschlossen, ab dem dritten Quartal das Inkasso zugunsten der Fonds von 4,5 Rp. auf 5 Rp. zu erhöhen», schreibt die BOM. Mit den zusätzlichen Mitteln will die sie einen Beitrag zur Stabilisierung des Milchmarkts leisten. Der Richtpreis für die Produzenten steigt damit also «lediglich» um 2,5 Rappen und ist bis Ende Jahr fixiert.

Richtpreis Branchenorganisation Milch (BOM)

Der Richtpreise der BOM bilden eine Entscheidungsgrundlage für Preisverhandlungen zwischen den Marktpartnern und gelten ausschliesslich für Molkereimilch. Sie entsprechen somit nicht den realisierten Milchpreisen, sondern verstehen sich als Preise franko Rampe des Verarbeiters. Richtpreise werden für alle drei Segmente A, B und C festgelegt. Der effektiv ausbezahlte Durchschnittsmilchpreis je Milchverarbeiter oder Handelsorganisation hängt stark vom Produkteportfolio bzw. den in den einzelnen Segmenten hergestellten Milchprodukten der Akteure ab.

Der Richtpreis für A-Milch wird mithilfe des Molkereimilchpreisindex (BLW) und der prospektiven Markteinschätzung des Vorstandes der BOM quartalsweise festgelegt. Der Richtpreis im B-Segment entspricht dem Rohstoffwert eines Kilogramms Milch bei der Verwertung zu Magermilchpulver für den Weltmarkt und Butter für den Inlandmarkt. Der Richtpreis im C-Segment entspricht dem Rohstoffwert eines Kilogramms Milch bei der Verwertung zu Magermilchpulver und Butter für den Weltmarkt.

Der Vorstand der Branchenorganisation Milch (BOM) 

Interessengruppe «Produktion»:   Ordentliche Vorstandsmitglieder: Rudolf Bigler Aaremilch AG; Christian Banga MIBA; Boris Beuret, SMP; Sepp Dörig PO Ostschweiz; Jürg Dummermuth, Mittelland Milch; Hanspeter Egli, SMP; Pirmin Furrer, ZMP; Stephan Hagenbuch SMP; Mireille Hirt, APLC (Cremo); René Schwager, Mooh Genossenschaft; Stellvertretende Vorstandsmitglieder: Marc Benoit, Prolait; Vincent Maudonnet, APLN (Nestlé); Fritz Stettler, PMO Züger-Forster; Gabriel Yerly, FSFL (Freiburger Milchverband).  

Interessengruppe «Verarbeiter/Handel»:   Manuel Hauser, Emmi; Hans Aschwanden, Zentralschweizer Milchkäuferverband (ZMKV); Jacques Gygax, Fromarte; Andreas Hinterberger, Berg-Käserei Gais; Lorenz Hirt, Vereinigung der Schweizer Milchindustrie (VMI); Marc Muntwyler, Coop; Andreas Wegmüller, Cremo; Christof Züger, Züger Frischkäse AG. Stellvertretende Vorstandsmitglieder: Daniel Imhof, Nestlé Suisse SA; Benoît Kolly Käserei Le Mouret; Christian Krumm, Aldi Suisse AG; Martin Meier, Swiss Premium AG. 

Kommentare (8)

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  • Bartli | 02.03.2024
    denkt daran die junge Generation macht das Trauerspiel das momentan da abgeht nicht mehr mit der Strukturwandel wird beschleunigt und die Berggebiete entvölkert aber das interessiert in der wohlhabenden Schweiz momentan niemanden,dieser Bumerang wird aber einmal zurückschlagen.warum hat ein Landwirt kein Anrecht auf einen anständigen Lohn??
    • Industrie | 03.03.2024
      Wenn die Bauern nicht in der Lage sind den Markt zu bedienen, dann werden wir das überleben! Aber mit anderen Strukturen!
  • Aaremilch | 02.03.2024
    Und in einem Monat fordert die BOM 1000 t Butter zum Import und der Bund sagt schön ja ist das Fernes???
    • Streit HP | 02.03.2024
      Die Importe werden bewilligt auch wenn die Richtpreise nicht eingehalten werden und zu viel Milch auf dem Markt ist Detailhandel verdienen Millionen
  • Aargauer Bauer | 02.03.2024
    Immer das gleiche Trauerspiel; möglichst lange eine Erhöhung hinauszögern (das gibt einen tollen Quartals Abschluss bei den Verarbeitern), im Sommer hat niemand viel Milch, also kostet es weniger; dann den Abzug auf der ganzen Milchmenge und A-Milch ist nur zwei Drittel. Das heisst ausbezahlt nicht einmal 2 Rappen! Bei den Kosten steigt aber der Strom um 30%, der Diesel stieg letztes Jahr schon, wie auch sämtliche Hilfsstoffe. Unter dem Strich bleibt ein Minus. Das geht jetzt noch ein paar Jahre so weiter bis der Krug bricht. Jeder der aufhört ist einer zuviel. Ich bin mir sicher, dass diese Milch einmal bitter fehlen wird. Es braucht ein verbindliches Obligatorium, dass der Milchpreisindex umgesetzt wird. Die Politik ist gefordert.
  • Ex- Milchproduzent | 02.03.2024
    Eine kleine Rechnung:
    2.5 Rp.-2 Rp.= 0.5 Rp.
    0.5 Rp. ab Juli gibt 0.25 Rp aufs Jahr.
    Somit habt ihr 0.25 Rp mehr als letztes Jahr...,damit kann man nich mal das bezahlen, was der Strom mehr kostet.
    Zudem ist es eine Frechheit was dem Produzent ausbezahlt wird, weit weg vom BOM- Milchpreis!
  • Schilter | 01.03.2024
    Bin ich froh habe ich die Produktion aufgegeben möchte nicht schuld sein wenn die armen Käser und verarbeiter weniger verdienen.
    • etter martin | 02.03.2024
      ja ja immer die gleiche leier die armen verarbeiter es ist nur noch zum kotzen schämen soltten sie alle miteinander .Emmi macht millionen gewinne auf unsere kosten und dann noch jammern ich bin empört nur noch traurig.
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