Anlässlich der proaktiven Wolfsregulierung hat der Kanton Wallis angekündigt, ganze Wolfsrudel eliminieren zu wollen. Obwohl 27 Wölfe im Wallis geschossen wurden, ist es laut Beobachtungen nicht gelungen Rudel vollständig zu beseitigen, berichtete die «Sonntagszeitung».
Laut der Präsenzkarte des Kanton Wallis wurden in den vergangenen Wochen an verschiedenen Orten im Einzugsgebiet des Augstborder-Rudels und des Hérens-Rudel Wölfe gesichtet. Beobachtungen, DNA-Proben und Bilder von Fotofallen bestätigen die Wolfspräsenz.
-> Hier gehts zur Karte mit der Wolfspräsenz
Die Wolfspräsenz ist hoch.
Screenshot Kanton Wallis
Plan gescheitert
«Die Beobachtungen der vergangenen Wochen deuten darauf hin, dass im Wallis kein einziges Rudel vollständig entnommen werden konnte», sagt David Gerke von der Gruppe Wolf Schweiz gegenüber der «Sonntagszeitung». Der Plan der Walliser, ganze Wolfsrudel zu entnehmen, sei somit gescheitert.
Unter den überlebenden Tieren sind laut der «Sonntagszeitung» auch erwachsene Leitwölfe, so ist im Val d’Hérens das weibliche Leittier den Jägern und den Wildhütern wohl entkommen. Es könne sein, dass es im Frühling bereits wieder Wolfsnachwuchs geben könnte. Nun zeigt sich, wie anpassungsfähig der Wolf ist. «Lücken in den Territorien werden sofort durch neue Wölfe geschlossen», sagte Gerke zur «Sonntagszeitung».
Monitoring ist lückenhaft
Dass nach Entnahme von elf Tieren noch immer erwachsene Wölfe durchs Augstbordgebiet streifen, zeige laut Gerke das lückenhafte Monitoring des Kanton Wallis auf. «Fast alle dort geschossenen Wölfe waren zuvor unbekannt und genetisch nicht identisch mit den Wölfen, die dort vor der Jagd nachgewiesen wurde», führte Gerke aus.
Gemäss den Plänen des Departements von Bundesrat Albert Rösti soll ab September die proaktive Wolfsjagd wieder losgehen, berichtet die «Sonntagszeitung». «Davon auszugehen, dass man mit einer proaktiven Regulation Druck von den Nutztierhaltern nehmen kann, ist illusorisch», ist sich Gerke sicher.
Wölfe während fünf Monaten präventiv regulieren
Am Mittwoch hat der Bundesrat die revidierte Jagdverordnung vorgestellt. Während fünf Monaten sollen in der Schweiz Wölfe abgeschossen werden können, bevor sie Schaden anrichten. Zudem sieht der Bundesrat in der neuen Jagdverordnung Eingriffe bei anderen geschützten Arten wie Steinbock oder Biber vor. Die Vernehmlassung dauert bis am 5. Juli 2024.
Der Bundesrat hat das Ziel, die angepasste Jagdverordnung am 1. Februar 2025 in Kraft treten zu lassen. «Mit der Vorlage setzt der Bundesrat sowohl Anliegen der Nutztierhaltung als auch zum Schutz der Lebensräume wildlebender Säugetiere und Vögel um», heisst es in der Mitteilung. Einen ausführlichen Artikel findet Ihr hier
30 Rudel und rund 250 Wölfe
Während der ersten präventiven Regulierung des Wolfsbestands haben die Kantone insgesamt 38 Wölfe geschossen. Zu Beginn der präventiven Regulierung gab es in der Schweiz über 30 Wolfsrudel und mehr als 300 Wölfe. Heute sind es immer noch rund 30 Rudel und rund 250 Wölfe.
Die Anzahl der insgesamt abgeschossenen Wölfe entspricht knapp der Hälfte der Anzahl, zu welcher das Bundesamt für Umwelt (Bafu) die Zustimmung gegeben hatte. Insgesamt hatte das Bafu die Zustimmung gegeben zum Abschuss von 12 ganzen Rudeln sowie dem Abschuss von bis zu zwei Dritteln der Jungwölfe in 6 weiteren Rudeln.
Im Kanton Wallis wurden insgesamt 27 Wölfe erlegt , davon waren 16 Welpen und elf adulte Tiere. Vier der Wölfe erlegten private Jäger mit Spezialbewilligungen, die übrigen die Wildhut. Im Kanton Graubünden wurden 20 Tiere geschossen. Nur 6 dieser Abschüsse erfolgten gemäss der ab 1. Dezember gelockerten Jagdverordnung. 14 der Abschüsse erfolgten reaktiv nach altem Recht, nachdem Wölfe grössere Zahlen an Schafen und Ziegen gerissen hatten. Im Tessin wurde zwischen Dezember und Januar 2 Jungwölfe erlegt.
Aufgrund von Beschwerden von Umweltschutzorganisationen mussten die Kantone Graubünden und Wallis im Dezember die Abschüsse teilweise sistieren.