Das Schicksal des Schlachthofs neben dem Letzigrundstadion schien bereits besiegelt. Doch nun wird eine Weiterführung des Betriebs über das Jahr 2026 hinaus geprüft.
Neue Marktlage
In einem Schreiben an die Mitarbeitenden, das dem «Schweizer Bauer» vorliegt, spricht der Verwaltungsrat von neuen Perspektiven. Details würden derzeit geklärt. Was heisst das genau? «Die Marktlage und Gespräche mit den Hauptkunden haben ergeben, dass ein wirtschaftlich tragfähiger Betrieb voraussichtlich auch mit kleineren Schlachtmengen möglich sein wird», sagt Geschäftsführer Hans Rudolf Hofer zum «Schweizer Bauer». Beim Hauptkunden dürfte es sich um Bell handeln.
Wann genau fällt der Entscheid? Man werde die Lage laufend prüfen, man habe sich kein bestimmtes Datum gesetzt. «Präzisere Aussagen lassen sich machen, sobald Bell den neuen Schlachthof in Oensingen in Betrieb genommen hat», so Hofer weiter. Das wird in wenigen Wochen der Fall sein.
Andere Standorte zu klein
Noch im Frühling präsentierte sich die Situation ganz anders. Der Verwaltungsrat hatte Ende Februar entschieden, den Betrieb Ende Juni 2026 einzustellen. So wolle man den Konkurs abwenden, sagte Ronny Hornecker, Verwaltungsratspräsident der Schlachtbetrieb Zürich AG, zur «NZZ».
Grund für die vorzeitige Schliessung sei unter anderem der Entscheid der Stadt Zürich im November 2022, das Schlachthofareal künftig anderweitig zu nutzen, wodurch kaum mehr neue Kunden akquiriert werden könnten. Bei den von der Stadt Zürich vorgeschlagenen Alternativstandorten seien die Platzverhältnisse viel zu klein gewesen, um einen Bau zu realisieren, der auch nur ansatzweise mit dem jetzigen vergleichbar gewesen wäre. Der Entscheid der Stadt habe potenzielle Kunden abgeschreckt. Der Mietvertrag mit der Stadt Zürich läuft noch bis Ende 2029.
Bell metzget Rinder neu in Oensingen
Entscheidender für den Schlachthof Zürich ist der Neubau von Bell. Die Coop-Tochter eröffnet in wenigen Wochen einen neuen Rinderschlachthof in Oensingen SO. Im Vollbetrieb können täglich bis zu 1100 Rinder geschlachtet werden. Der Betrieb verliert dadurch 20 Prozent seines Schlachtvolumens.
Im Schlachthof Zürich werden jährlich rund 270’000 Tiere geschlachtet. Wie Hornecker gegenüber der «NZZ» sagte, sei der Betrieb schweizweit der grösste, der so ausgerüstet sei, dass Schweine, Rinder, Kälber und Schafe geschlachtet werden könnten. Sehr wichtig ist der Betrieb für die Schafbranche. Ein grosser Teil der Schweizer Schafe und Lämmer wird in der Wirtschaftsmetropole gemetzget. Bis zu 150 Schafe und Lämmer können pro Stunde geschlachtet werden. Jährlich sind es rund 70’000 Tiere.
Der Standort Zürich ist wichtig für die Schafbranche.
Christian Zufferey
Auch wenn der Schlachthof über das Jahr 2026 hinaus schlachtet, die Tage im Letzigrund sind gezählt. Ende 2029 läuft der Mietvertrag aus. «Der Stadtrat hat vor rund 4. Jahren entschieden, den Vertrag nicht zu verlängern», sagt Hofer zu «Schweizer Bauer».
Kommentare (1)