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Mit Freude und Unternehmergeist melken

Auch in diesem Jahr ging ein Meisterzüchtertitel in die Ostschweiz: In Mörschwil SG setzt die Familie Wirth mit ihrer leistungsbereiten Holsteinherde auf Arbeitseffizienz und rahmenstarke, produktive Kühe.

Seraina Pünter |

Nur wenige Minuten von der Stadt St.  Gallen entfernt bewirtschaftet die Familie Wirth ihren Landwirtschaftsbetrieb mit Blick auf den Bodensee. Der Hauptbetriebszweig ist dabei die Haltung von 170  Muttersauen. Dementsprechend wird bei der Milchproduktion in erster Linie auf Arbeitseffizienz und Wirtschaftlichkeit gesetzt. Gezüchtet wird dabei nur für die Eigenremontierung.

So war die Familie doch etwas überrascht über den Meisterzüchtertitel für die Leistungen ihrer Holsteinherde mit 58 Kühen. Umso grösser war aber die Freude, dass auch ein reiner Produktionsbetrieb einen solchen Erfolg feiern darf. Die Auszeichnung kommt jedoch nicht von ungefähr: Mit dem Bau des Laufstalles im Jahr 2010, wo bereits viel Wert auf Kuhkomfort gelegt wurde, konnten auch dank dem Melkroboter und entsprechendem Management bereits früh hohe Leistungen erzielt werden.

Granada setzte Messlatte hoch

Im vergangenen Jahr lenkte zudem auch die mittlerweile verstorbene Wirth’s Joyboy Granada mit dem Erreichen der Lebensleistung von über 200’000  kg Milch Aufmerksamkeit auf die Herde. Granada war dabei erst die zweite Kuh im Herdebuch von Holstein Switzerland, welche diesen Wert knackte. Sie erreichte diese Grenze in der 13. Laktation und verbrachte insgesamt 18 Jahre auf dem Betrieb.

«Wir sind überzeugt, dass unsere Kühe erst in der fünften bis siebten Laktation ihre volle Leistung bringen.»

Dominik Wirth

«Sie hat uns sicherlich die Augen geöffnet und ein Zuchtziel gegeben», so Dominik Wirth, welcher den Hof im Jahr 2023 von seinem Vater Martin übernommen hat. Besonders lobte er dabei Granadas Klauengesundheit und den Fakt, dass sie nur 1 bis 2  Samendosen pro Trächtigkeit brauchte. Genau diese Langlebigkeit passt bestens zur Strategie des Betriebes: «Wir sind überzeugt, dass unsere Kühe erst in der fünften bis siebten Laktation ihre volle Leistung bringen, mit älteren Kühen kann somit auch mehr Milch pro Stallplatz produziert werden», erläutert der Meisterlandwirt.

Stiere Mascalese und Goldwyn

Ungefähr ein Viertel der Herde wird mit gesextem Sperma belegt. Einen grossen Einfluss hatten dabei vor allem die Stiere Mascalese und Goldwyn. «Das sieht man auch am Bestand, wir haben eher grosse Kühe, da diese tendenziell mehr Milch geben», erklärt Dominik Wirth auf dem Rundgang durch den hellen, offenen Laufstall. Sein Zuchtziel definiert er mit einer gesunden, langlebigen Kuh, welche im Schnitt 12’000 kg Milch mit einer guten Persistenz produziert und einen Deckungsbeitrag von 5’000 Franken erzielt. Um sein Zuchtziel zu verfolgen, setzt er auf rahmenstarke Kühe mit viel Brustbreite und Körpertiefe.

Die Familie Wirth

In Mörschwil SG bewirtschaftet Dominik Wirth mit seiner Frau Nicole und der Unterstützung seines Vaters Martin sowie zwei Lehrlingen den Hof. Neben 170  Zuchtsauen werden 58 Holsteinkühe unter dem Herdennamen Wirth’s in einem Boxenlaufstall gehalten. Auch die zwei Freiberger Pferde von Nicole leben auf dem Hof. Die Laktationsleistung liegt bei rund 11’500 kg Milch.

Insgesamt verfügt der Betrieb über 37ha LN, wobei auf 4,5ha Mais angebaut wird. Die restlichen Flächen sind Kunst- und Naturwiesen. Martin Wirths Frau Daniela führt zudem das Restaurant «Buurebeiz», welches sich ebenfalls auf dem Hof befindet. Zusätzlich werden auch einige Lohnarbeiten ausgeführt. sep

Der Ostschweizer ist überzeugt, dass sich die Qualität einer starken Vorhand durch den ganzen Körper hindurchzieht und die Tiere so auch über ein entsprechend breites Becken und Euter verfügen, was ihnen wiederum bei der Milchproduktion zugutekommt. Bei der Stierenauswahl setzt Wirth auf ausgewertete Stiere und einen Zuchtwert von mindestens +1500kg Milch. Aktuell eingesetzte Stiere sind dabei Pellegrino, Right Stuff, Capone und für die Zucht von Produktionskühen auch der Vererber Fuel.

Technologie als Hilfsmittel

In den ersten sechs Wochen nach der Geburt bekommen die Kälber so viel Milch, wie sie wollen. Dafür wurde kürzlich auch ein Tränkautomat angeschafft. Daneben wird für die Pansenentwicklung älteres Emd sowie ein selbst gemischtes Kälbermash angeboten. Mit ungefähr vier Monaten geht die Nachzucht dann in den Aufzuchtsvertrag. Auf das Mash wird vor allem aus arbeitsorganisatorischen Gründen gesetzt, da auch zwei Lehrlinge auf dem Betrieb mitarbeiten und die Fütterung so möglichst einfach gestaltet werden kann.

«Wir haben sehr viele, sehr gute Lehrlinge», lobt Wirth. Die Auszubildenden haben dabei alternierend die Verantwortung für den Kuhstall, wobei die Arbeit pro Stallgang ohne Fütterung aufgrund der Automatisierung in rund eineinhalb Stunden erledigt werden kann. Neben dem Melkroboter verfügt der Stall auch über einen automatischen Futteranschieber und eine Einstreuanlage für Strohpellets. Der DeLaval-Melkroboter verfügt zusätzlich über eine Progesteron-, Aktivitäts- und Zellzahlmessung

Futterkosten im Blick

Die Fütterung ist abgestimmt auf die Milchleistung der Kühe. Das Ergänzungsfutter wird sowohl über die Mischration als auch den Melkroboter und eine zusätzliche Kraftfutterstation verabreicht. «Durch die Sauenhaltung dürfen wir von ganz anderen Einkaufskonditionen beim Kraftfutter profitieren», erklärt der Betriebsleiter. So konnte bereits sein Vater das Kraftfutter gewinnbringend einsetzen. Teure, hochenergetische Futtermittel wie Fett sucht man vergeblich in der Mischung.

Die Ration besteht aus Grassilage, Mais, Luzerne, Stroh, Soja-Maiskleber sowie Dextrose, Mineralstoffen und Leistungsfutter. Beim Futterbau hat Wirth den Grundsatz «jung silieren oder spät trocknen»: «Wenn das Futter nicht ideal ist, kommt es auf den Heustock, wobei die Qualität der Naturwiesen in den letzten Jahren stetig verbessert werden konnte. Dementsprechend kann ich mehr und besseres Futter produzieren», freut sich Wirth.

Mit Positivität zum Ziel

Als Ziel für die Zukunft möchte Wirth die Fruchtbarkeit und die Persistenz im Bestand weiter optimieren. Insgesamt ist er aber sehr glücklich, wie es momentan läuft, und wünscht sich, das Milchleistungsniveau auf diesem Level möglichst erhalten zu können.

Das Wichtigste ist für ihn aber, dass man auch die positiven Sachen im Stall sieht und sich an diesen erfreut. «Es geht nicht darum, dass jeder immer möglichst schnell und viel wachsen muss, sondern dass man das Bestmögliche aus der Situation rausholt und auch einmal zufrieden sein kann mit dem, was man hat», so der frischgebackene Meisterzüchter.

-> Hier gehts zum Artikel der Meisterzüchter-Familie Ducommun «Ihre Herde ist komplett selbst gezüchtet»

->  Hier gehts zum Artikel der Meisterzüchter-Familie «Fleurys mögen fleissige und funktionelle Kühe  »

->   Hier gehts zum Artikel der Meisterzüchter-Familie Gobet und Vallélian mit dem Präfix Londaly

Meisterzüchter

Der Titel Meisterzüchter hat das Ziel, eine ganze Züchterkarriere zu krönen. Die Auszeichnung hat sich in der Schweizer Holsteinzucht etabliert. Der Ehrung wurde 2010 das erste Mal durchgeführt. Um den Titel zu erlangen, müssen die Betriebe aussergewöhnliche Resultate während langer Dauer aufweisen. Die Züchter wurden aufgrund des Herdennamens selektioniert.

«Sie mussten während einer 16-jährigen Periode – vom 1. Januar 2006 bis zum 31. Dezember 2021 für die Preisträger 2025 – mindestens 80 weibliche Tiere und jährlich mindestens drei weibliche Kälber im Herdebuch registrieren», schreibt Holstein Switzerland. Punkte gibt es nur für Tiere, die den Herdennamen tragen, über die besten Leistungen für Produktion und Exterieur verfügen sowie eine sehr gute Nutzungsdauer aufweisen.

Die Holstein-Meisterzüchter 2025

- Yannick und Jean-Michel Ducommun aus Corjolens (FR); Herdenname Ducofarm

- Familie Jean-Marie Fleury aus Courcelon (JU); Herdenname Fleury

- Betriebsgemeinschaft Gobet & Vallélian aus La Tour-de-Trême (FR); Herdenname Londaly

- Betriebszweiggemeinschaft Alain Urben & Kurt Bühler aus Apples (VD) mit dem Herdenname Predelachaux

- Dominik und Martin Wirth aus Mörschwil (SG); Herdename Wirth’s

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