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Umfrage: Wie wird Trinkwasser-Initiative abschneiden?

blu |

 

Am 13. Juni wird über die beiden Agrarinitiativen abgestimmt. In unserer Umfrage wollen wir von Euch wissen, wie die Trinkwasser-Initiative abschneiden wird. Wird das Stimmvolk das Begehren versenken? Oder gibt es ein Ja? Abstimmen und mitdiskutieren

 

Der Abstimmungskampf ist im vollen Gange. Täglich wenden sich Befürworter und Gegner der Trinkwasser-Initiative an die Abstimmenden. Klar ist: Bei einem Ja müssten sich viele Bauern auf grosse Veränderungen gefasst machen.

 

Die Volksinitiative «Für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung – Keine Subventionen für den Pestizid- und den prophylaktischen Antibiotika-Einsatz» setzt bei der Landwirtschaft an. Direktzahlungen vom Bund sollen nur noch Betriebe erhalten, die ohne Pestizide und ohne vorbeugend verabreichte Antibiotika produzieren.

 

Umweltziele nicht erreicht

 

Ausserdem sollen Bauern nur so viele Tiere halten dürfen, wie sie mit auf dem Betrieb produzierten Futter ernähren können. Auch die landwirtschaftliche Forschung, Beratung und Ausbildung soll nur unter Auflagen Geld vom Bund erhalten. Die Umstellung müsste nach einem Ja innerhalb von acht Jahren erfolgen.

 

Die Befürworter argumentieren, dass die seit über zwanzig Jahren geltenden Umweltziele der Landwirtschaft endlich erreicht werden sollten. Die Umlenkung der Direktzahlungen wird es den Landwirtinnen laut Initianten ermöglichen, im Einklang mit den natürlichen Lebensgrundlagen wirtschaftlich erfolgreich zu produzieren. Zudem würde die Initiative die Auslandsabhängigkeit der Schweizer Lebensmittelproduktion wesentlich reduzieren.

 

Laut Herren bezahlt die Bevölkerung drei Mal für ihre Lebensmittel: mit Subventionen, für den Ladenpreis und für die Folgekosten.
zvg

 

Fehlanreize beseitigen

 

Es sei erschreckend, dass mit Steuergeldern im Umfang von 3,5 Milliarden Franken jährlich eine Lebensmittelproduktion mitfinanziert werde, «die unsere Umwelt zerstört und unser wichtigstes Lebensmittel verschmutzt», sagte Herren an der Pressekonferenz von Mitte März. Die Landwirtschaftspolitik setze seit Jahrzehnten willentlich Fehlanreize. «Fehlanreize, die eine Lebensmittelproduktion fördern, die von Pestiziden, Importfutter und Antibiotika abhängig ist.»

 

Laut Herren bezahlt die Bevölkerung drei Mal für ihre Lebensmittel: mit Subventionen, für den Ladenpreis und für die Folgekosten. Statt weitere Umwelt-, Klima- und Wasserschäden zu fördern, sollten die Steuergelder künftig eine zukunftsfähige pestizidfreie Landwirtschaft ermöglichen.

 

 

Hinter der Initiative steht der Verein «Sauberes Wasser für alle». Zu den Unterstützerinnen und Unterstützern gehören verschiedene parteiunabhängige Wissenschaftlerinnen, Biobauern sowie Umwelt- und Naturorganisationen wie der Schweizerische Fischerei-Verband, Greenpeace oder Pro Natura. Im Parlament stimmten SP, Grüne und GLP mehrheitlich für die Initiative.

 

Bio Suisse gegen Trinkwasserinitiative

 

Bio Suisse hat ein Nein zur Trinkwasserinitiative beschlossen. Diese wolle das Problem allein auf dem Buckel der Bauern lösen. Bio Suisse befürchtet auch, dass einem Ja viele Bauern auf Direktzahlungen verzichteten, was unter dem Strich zu weniger Ökologie führe. In der Folge wurde Bio Suisse von den Befürwortern mit harscher Kritik eingedeckt.

 

«Hat nichts mit Trinkwasser zu tun»

 

Aus Sicht der Gegnerschaft gäbe es mit einem Ja zu den beiden Initiativen künftig weniger einheimische Produktion, mehr Importe sowie höhere Lebensmittelpreise. Bereits das heutige System belohne besonders ökologisch produzierende Betriebe, schreibt der Bauernverband.

 

«Die Trinkwasserinitiative hat nichts mit Trinkwasser zu tun. Sie will vielmehr die Direktzahlungen an zwei wenig zielführende Hauptforderungen knüpfen: Nur wer keinerlei Pflanzenschutzmittel einsetzt und alles Futter für seine Tiere selbst produziert, soll diese noch erhalten», sagte Markus Ritter, Präsident des Bauernverbandes.

 

Mehr Importe

 

Die Vorgaben der Trinkwasserinitiative könnten viele Betriebe nicht erfüllen. Sie hätten zwei Optionen: Aufgeben oder ohne Direktzahlungen arbeiten – und entsprechend auch ohne die Auflagen des ökologischen Leistungsnachweises.

 

Wenn die Volksinitiative angenommen würde, gäbe es aus Sicht des Nein-Komitees künftig weniger einheimische Produktion, mehr Importe, höhere Lebensmittelpreise, mehr Lebensmittelverschwendung sowie einen Verlust von Arbeitsplätzen und der Wertschöpfung.

 

Aus Sicht der Gegnerschaft gäbe es mit einem Ja zu den beiden Initiativen künftig weniger einheimische Produktion, mehr Importe sowie höhere Lebensmittelpreise.
zvg

 

Zustimmung nimmt ab

 

Gemäss der Umfrage vom Tamedia sank die Zustimmung zur Trinkwasserinitiative seit der ersten Welle von Ende April von 54 auf 48 Prozent Mitte Mai. 50 Prozent wollten die Initiative ablehnen. Das Anliegen verlor in allen Lagern an Unterstützung. Unverändert bleibt die Polarisierung. Links-Grüne und GLP-Anhänger sind dafür, SVP, FDP und die Mitte dagegen. Stadtbewohner sind mit 62 Prozent im Ja-Lager. Bei den Jungen indessen hat die Vorlage einen schweren Stand. Stärkstes Argument der Befürworter bleibt verseuchtes Trinkwasser. Die Gegnerschaft befürchtet eine geschwächte Lebensmittelproduktion.

 

Gegner verweisen auf Pestizid-Gesetz

 

Mit der eben von Parlament verabschiedeten Vorlage zur Reduktion des Pestizideinsatzes werde das Grundziel der Initianten erreicht, argumentieren die Gegner weiter. Vorgeschrieben wird neu etwa, dass die mit dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verbundenen Risiken für Flüsse und Seen, naturnahe Lebensräume und als Trinkwasser genutztes Grundwasser bis 2027 um die Hälfte reduziert werden sollen. Gestützt darauf schlägt der Bundesrat Anpassungen in Landwirtschaftsverordnungen vor, mit denen das Wasser sauber bleiben soll. Voraussichtlich 2023 sollen sie in Kraft treten.

 

Auch der Bundesrat ist gegen die Trinkwasserinitiative. «Das Schweizer Trinkwasser ist bereits heute gut geschützt – nur so können wir das Wasser sorglos trinken», sagte Parmelin im März vor den Medien. Eine Studie von Agroscope habe zudem gezeigt, dass bei einer Annahme der Trinkwasserinitiative 9 bis 20 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe von den Direktzahlungen ausgeschlossen würden. «Dies können wir nicht in Kauf nehmen», hielt er fest.

 

 

Streitpunkt Futter

 

Für viele Bauern mit Nutztieren, auch Biobauern und vor allem Bergbauern, ist der Futteraspekt der Initiative. Im Initiativtext steht, dass nur Betriebe Direktzahlungen erhalten dürfen, die einen Tierbestand haben, der mit betriebseigenem Futter ernährt werden kann.

 

Biobauer Markus Bucher, der vor Jahren auf pestizidfreie Produktion umgestellt hat, erwähnte die Vorteile eines Umbaus der Landwirtschaft: «Wenn wir die Nutztierbestandesgrössen an die Landflächen der Umgebungen anpassen, fallen Futtermittelimporte und regionale Überschüsse an Gülle und Mist weg.»

 

Der Direktor des Schweizer Bauernverbandes, Martin Rufer, warnt hingegen vor diesem Passus mit dem Futter. «Viele Bergbetriebe kaufen Futter zu. Diese würden in der Produktion eingeschränkt werden. Wir gehen von 20 Prozent Einkommensverlust aus», sagte Rufer im April zur «Rundschau».

 

Initianten sprechen nun von «Schweizer Futter»

 

Die Initiantin der Trinkwasserinitiative, Franziska Herren, kann die Warnrufe des Bauernverbandes nicht nachvollziehen. Sie sieht das Begehren gar als Chance für das Berggebiet. Der Verband instrumentalisiere die Bergbauern. So hätte dieser aus Sicht von Herren sagen müssen, dass in den Bergen zu viele Tiere gehalten werden. Diese könnten nur mit Importfutter ernährt werden und würden das System überdüngen. Zudem sei die Vorgabe der Initiative zum betriebseigenen Futter nicht absolut – es gebe Spielraum.

 

Und hier machen die Initianten nun plötzlich einen Schwenker. Plötzlich sprechen diese von in der Schweiz produziertem Futter und nicht mehr von betriebseigenem Futter. Für Martin Rufer ist klar: «Die Initianten rudern zurück, weil sie wissen, dass ihre Bestimmung grosse Auswirkungen hätte. Mit der neuen Formulierung wollen die Chancen für ein Ja erhöhen», macht der SBV-Direktor deutlich.

 

 

 

Kommentare (8)

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  • Michael | 02.06.2021
    Die Probleme, die wir mit der Gewinnung von sauberem Trinkwasserhaben sind enorm. Grundwasserfassungen, welche seit über 80 Jahre bestes Wasser geliefert haben mussten abgestellt werden. Chlorotanonil und andere Stoffe massiv zu hoch! Nun wird auch in Trinkwasser, welches aus den Seen aufbereitet wird, Metaboliten von Pflanzenschutzmittel nachgewiesen. Die Kosten für die Herstellung von einwandfreiem Trinkwasser werden explodieren! Geht es künftig nach dem Verursacherprinzip... darum 2x-JA!!!
    • Beat Furrer | 04.06.2021
      5 x NEIN am 13. Juni ist die einzige vernünftige Wahl.
      Michael:
      - "enorme Probleme": Nein. Das BAFU machte eine "enorme" Grenzwertverschärfung um das 100-fache und hat damit das Trinkwasserproblem auch um das 100-fache verschärft, nicht in der Realität, sondern auf dem Papier (und als Druckinstrument für die Initianten).
      - Kosten für die Trinkwasseraufbereitung werden wegen einem "Papiertiger" nicht explodieren.
      - Kosten können mit jeder planwirtschaftlichen Massnahme (TWI, PI) explodieren
  • Landwirtin | 28.05.2021
    2x NEIN, da wir uns sehr stark Abhängig vom Ausland machen. Was nicht in der Schweiz produziert wird, holen wir im Ausland, aber bestimmt nicht nach unseren Standards. Der Ansatz der Initiative ist gut, aber dann muss nicht nur der Landwirt an den Pranger gestellt werden, sondern ALLE! Industrie, Gewerbe, Private alle müssen umdenken und ihren Teil beitragen!!!
  • Amaus | 27.05.2021
    Es wird nur über die Trinkwasserinitiative gesprochen!
    Wo bleibt die Stop-Pestizidinitiative?
    Diese wird von vielen Bauern als sinnvoll angesehen wegen dem Importstop von Lebensmitteln, die mit synthetischen Pestiziden behandelt wurden!
    • Biobäuerin | 27.05.2021
      Nein nicht sinnvoll, aber konsequent. Mit den heutigen Anforderungen bezüglich Hygiene, Optik, Lager- und Transportfähikeit , nicht zu vergessen die grosse Anzahl Konsumenten und ihr Einkaufsverhalten, ist diese Initiative so nicht durch zu setzen. Gut gemeint aber nicht realistisch.
  • ketzer | 26.05.2021
    Ich kann mir nicht helfen aber wenn ich Frau Herren sehen, läuft es mir kalt den Rücken runter.
    Mit dieser Frau stimmt etwas nicht.
    • Leuch | 27.05.2021
      ????????????
    • Beat Furrer | 04.06.2021
      Sehe ich auch so, Ketzer.

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