Bauern protestieren gegen das Keulen von Herden

In Frankreich mehreren sich Proteste gegen das Keulen ganzer Rinderherden, das die Ausbreitung der hoch ansteckenden Viruskrankheit Lumpy Skin Disease (LSD) verhindern soll. Mehr als 200 Abgeordnete und Bürgermeister demonstrierten am Montag in der südwestfranzösischen Stadt Foix und forderten eine Anpassung der geltenden Vorschriften.

aiz/blu |

Sie forderten «eine gezieltes Keulen infizierter Tiere», um die Verluste zu begrenzen. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums wurden bislang mindestens 3’000 Rinder getötet, um die Ansteckung mit der Knötchenkrankheit zu verhindern.

Landwirte blockieren Strassen

Laut MBI hatten am Freitag Sicherheitskräfte eingegriffen, um das Keulen einer Herde von gut 200 Kühen in der Gemeinde Les Bordes-sur-Arize abzusichern. Dort war es zu Zwischenfällen gekommen, als Landwirte versuchten, die Massnahme zu verhindern. In der Nähe von Toulouse blockieren aufgebrachte Rinderzüchter seit Freitag eine vielbefahrene Schnellstrasse. Auch an anderen Orten kam es zu Protestaktionen.

So erfolgt die Ansteckung

Die wichtigste Rolle für die Verbreitung spielt die indirekte Erregerverbreitung durch stechende Insekten (beispielsweise Bremsen, Fliegen, Gnitzen, Stechmücken), Milben und Zecken.

Die Übertragung ist auch durch direkten Tierkontakt, infiziertes Sperma, unbehandelte Tierhäute und Felle und deren Produkte (zum Beispiel Jagdtrophäen), Rohfleischprodukte, Rohmilchprodukte und durch daraus gewonnenes Tierfutter inklusive Kolostrum möglich.   ats

Landwirtschaftsministerin Annie Genevard will eine Impfkampagne auf den Weg bringen, um in der betroffenen Region im Südwesten Frankreichs etwa eine Million Rinder gegen Lumpy Skin Disease zu schützen. Sie schloss nicht aus, das Protokoll zur Bekämpfung der Krankheit anzupassen, wenn es dazu eine wissenschaftlich untermauerte Empfehlung gebe. Derzeit müssen Rinderzüchter, in deren Herde ein Fall nachgewiesen ist, den gesamten Bestand keulen lassen. Dagegen protestieren die Bauernverbände, aber auch linkspopulistische Politiker.

«Braucht Jahre, eine Herde aufzubauen»

«Alle sind sich einig, dass kranke Tiere gekeult werden müssen. Aber wir sind dagegen, ganze Herden zu töten. Es braucht Jahre, eine um eine Herde aufzubauen», erklärt etwa Christophe Guénon, Züchter in Léognan im Westen Frankreichs.

Lumpy-Skin-Disease (LSD)

Die Krankheit befällt Rinder, Büffel und Bisons und verursacht wirtschaftliche Verluste, die hauptsächlich durch Milchleistungsrückgang und Schäden an der Haut bedingt sind. Bei von Lumpy Skin Disease befallenen Rindern bilden sich in der Haut Knoten von 0,5 bis 5 cm Durchmesser. Die betroffenen Hautstellen sterben nach fünf bis sieben Wochen ab. Die Tiere zeigen ausserdem Symptome wie Fieber, Antriebslosigkeit, Appetitlosigkeit, Nasen- und Augenausfluss sowie vergrösserte Lymphknoten. Die Krankheit ist jedoch nur in sehr seltenen Fällen tödlich.

Die Lumpy-Skin-Krankheit ist eine hochansteckende und somit meldepflichtige Tierseuche. Wer Tiere hält oder betreut, muss Verdachtsfälle dem Bestandestierarzt oder der Bestandestierärztin melden. Für den Menschen ist die Krankheit nicht gefährlich.

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In der zweiten Jahreshälfte sind in Frankreich mehr als 100 Fälle gemeldet worden, zunächst im Osten des Landes. Dort stiess das Keulen der Herden auf weniger Widerstand. «Wir haben gekeult, um den Bestand der anderen zu retten», sagt der Rinderzüchter François Pernet-Coudrier Val-de-Chaise, der 53 Milchkühe verloren hat. «Man muss gemeinsam handeln», fügte er hinzu. Nach Angaben des Ministeriums werden die betroffenen Bauern für die gekeulten Tiere entschädigt.

Wie sich die Seuche ausbreitete

Am 21. Juni 2025 wurde auf der Insel Sardinen (I) in einem Rinderbetrieb Lumpy Skin Disease (131 Rinder, 7 Tiere erkrankt) festgestellt. Zwei weitere Fälle wurden am 25. und 26. Juni gemeldet. Es wird davon ausgegangen, dass infizierte Vektoren aus Nord-Afrika, wo die Seuche präsent ist, über Windvertragung nach Sardinien gelangt sind.

Am 25. Juni wurden zudem in Italien weitere Ausbrüche gemeldet.  Betroffen war ein Rinderbetrieb mit 291 Rindern, der aus dem ersten Seuchenbetrieb in Sardinien Tiere in den eigenen Betrieb verbracht hat. Ein Tier war erkrankt und verendete. Der zweite Ausbruchsort liegt im Norden Italiens in Mantua südlich von Verona. Der Ort ist nur 160 km von der schweizerischen Grenze entfernt.  Am 29. Juni 2025 wurde schliesslich im Departement Savoyen, das nur 40 Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt ist , erstmals ein Fall von Lumpy-Skin-Krankheit (LSD) in einem Rindviehbetrieb bestätigt.

Die Behörden richteten um den betroffenen Betrieb eine Schutzzone mit einem Radius von 20 km sowie eine Überwachungszone mit einem Radius von 50 km ein, die auch den Kanton Genf und angrenzende Gebiete des Kantons Waadt einschliesst. In der Folge breitete sich die Krankheit in Frankreich weiter aus.  Über 1000 Tiere wurden bisher gekeult.  Aufgrund eines neuen Ausbruchs in Beaufort bei Albertville (F) wurde die Überwachungszone in der Schweiz um Teile des Kantons Wallis mit den Regionen Champéry, Finhaut und Ferret erweitert.  In den Schweizer Schutzzonen haben die Behörden eine Impflicht verordnet      .

Anfang September wurde in Frankreich im Département Ain ein weiterer Ausbruch auf einem Betrieb nachgewiesen.  Weil der Hof weniger als 50 Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt liegt, wurde die Überwachungszone auf den Bezirk Nyon ausgeweitet.     In elf Gemeinden im Bezirk Nyon VD wurden alle Rinder, Büffel und Bisons gegen die Lumpy-Skin-Krankheit (LSD) geimpft werden, um die Bestände zu schützen und eine Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. Insgesamt wurden 1700 Tiere immunisiert. Mitte Oktober wurde im an die Schweiz angrenzenden französischen Departement Ain ein dritter LSD-Fall bestätigt. Betroffen war ein Bestand mit 180 Kälbern. Im französischen Jura wurden am 13. und 14. Oktober zudem zwei weitere Ausbrüche in der Gemeinde Écleux festgestellt, wo bereits am 11. Oktober ein erster Fall bestätigt worden war. Seither breitet sich die Seuche in Richtung Südwesten Frankreichs aus.

Wichtig: In der Schweiz wurde bisher kein Fall von LSD nachgewiesen. 

In der Schweiz ist zurzeit keine Impfung gegen die Lumpy-Skin-Krankheit zugelassen. Um eine umgehende Impfung sicherzustellen, hat der Bund vom 11. Juli 2025 bis zum 15. Dezember 2025, in Absprache mit der Arzneimittel-Zulassungsbehörde Swissmedic, eine Allgemeinverfügung erlassen. Auf deren Basis durften Impfstoffe gegen LSD, die sich bereits bei früheren Ausbrüchen in Europa bewährt haben, importiert und angewendet werden.   blu

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