«Wir verlangen fairen Getreidepreis»

Bauern und Lohnunternehmer fordern höhere Preise für Brotgetreide. Sie argumentieren mit den stark gestiegenen Kosten für Dünger und Treibstoff. Nun hat sich auch der Berner Bauernverband (BEBV) gemeldet. Die Mehrkosten könnten nicht allein von den Bauern getragen werden.

Die Kosten für Dünger, Energie, Treibstoff und anderen Produktionsmittel sind in den vergangenen Wochen und Monaten dramatisch gestiegen.

Dünger massiv teurer

Der Dünger macht den grössten Anteil der Kostensteigerungen im Ackerbau aus. Ammonsalpeter 27% kostet aktuell um die 90 Franken pro 100 kg, Harnstoff 150 Franken. Das ist drei Mal mehr als noch vor einem Jahr. Ein Lohnunternehmer rechnet dem «Schweizer Bauer» vor, dass es mindestens 8 Franken mehr auf den ausbezahlten Brotweizenpreis braucht, damit pessimistisch gerechnet überhaupt die Kosten gedeckt sind.

Das sei aber das Minimum, schliesst er seine Rechnung ab. Heisst in absoluten Zahlen, dass der langjährige Richtpreis von 52 Franken pro 100 kg auf mindestens 60 Franken steigen muss, um diese Forderung zu erfüllen. Der Richtpreis wird am 28. Juni von der Kommission Markt-Qualität Getreide von Swiss Granum festgelegt und publiziert.

Mit Importen Versorgung sichergestellt

Schweizer Brotgetreide ist knapp. Um eine kontinuierliche Versorgung sicherzustellen, hatte die Branchenorganisation des Getreides, Swiss Granum, beim Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) beantragt, das Importkontingent für dieses Jahr um 40’000 Tonnen zu erhöhen. Diesem Antrag hat der Bundesrat Ende März stattgegeben. Konkret wird mit einer Änderung der Agrareinfuhrverordnung das Zollkontingent Brotgetreide erhöht: 2’0000 Tonnen werden Anfang Mai und je 10’000 Tonnen Anfang September und November freigegeben.

Aufgrund der knappen Versorgung mit einheimischem Brotgetreide fordert der Berner Bauernverband (BEBV) eine Erhöhung der Richtpreise. Zudem argumentiert der BEBV mit den gestiegenen Produktionskosten. SBV-Direktor Martin Rufer hat die Kosten für «Schweizer Bauer» errechnet: «Pro Hektare Brotweizen sind die Kosten um ca. 500 Franken gestiegen», erklärt Martin Rufer, Direktor des SBV. Bei einem Ertrag von 62,5 dt/ha Weizen Top entspricht dies einen Plus von 8 Fr. beim Richtpreis.

Der BEBV fordert die gesamte Wertschöpfungskette auf, Verantwortung zu übernehmen.
Stephan Wyder

BEBV will 8 Franken mehr

Der Berner Bauerverband verlangt konkret eine Erhöhung der Richtpreise von 8 Franken je 100 Kilo. «Wir verlangen, dass die ganze Wertschöpfungskette bis hin zu den Konsumentinnen und Konsumenten Verantwortung übernimmt und sich beteiligt. Eine Erhöhung der Produzentenpreise von 8 Franken würde eine Zusatzausgabe von lediglich 5 Franken pro Person und Jahr bedeuten», schreibt der BEBV.

Die Rechnung basiert auf einem durchschnittlichen Konsum von rund 50 kg Brot pro Jahr. «Wird kein fairer Getreidepreis bezahlt, ist es fraglich, wie viele Betriebe in Zukunft noch Getreide anbauen werden», warnt der BEBV.

Die Richtpreise bewegen sich seit mehreren Jahren seitwärts. Seit 2014 haben sie sich nicht mehr verändert. Das mit einer Ausnahme: 2021 wurde aufgrund der guten Nachfragesituation der Ernterichtpreis für Dinkel um 2.- auf 58 Franken pro 100 Kilo erhöht. 

Richtpreise (CHF/dt) für Brotgetreide der Ernte 2021:

  • Weizen Top 52.00
  • Weizen I 50.00
  • Weizen II 49.00
  • Weizen Biskuit 49.00
  • Roggen 40.00
  • Dinkel 58.00

Kommentare (3)

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  • Urs Wälchli | 02.06.2022
    Ja klar Swiss Granum will mehr importoeren statt den Schweizer Produzenten einen kostendeckenden Preis zu bezahlen! Der Getrideproduzentenverband hat mir geantwortet das wir mit 28 Franken Stundenlohn zufrieden sein sollen, wobei der vergleichbare Stundenlohn in der übrigen Wirtschaft bei über 38 Franken ist! Müller, Getreidehändler, Verkäufer, bereichern sich auf Kosten der Gezreideproduzenten!
  • Remo Konrad | 02.06.2022
    Möchte alle Produzenten auffordern sich Gedanken zu mache über allfällige Einlagerungen / Zurückbehalten des Getreides . Unser Getreideproduzentenverband soll sich jetzt beweisen wofür die 4.80 Fr, sind !
    • Konsument | 02.06.2022
      Leider wunschdenken....

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