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Augen nach vorn

 

Dominic Spahr (30) ist Landwirt und stellt sich der Herausforderung eines Agronomiestudiums. Alle zwei Wochen berichtet er, was er an der Hafl erlebt und was sonst so in seinem Leben passiert. In diesem Blog-Teil denkt er über seinen Bezug zur Vergangenheit nach.

 

Als ich noch ein kleiner Junge war, war ich stets saumässig fasziniert von Dingen, die von früher stammten. Als ich eines Tages meiner Mutter half die dreckige Wäsche in die Waschküche zu tragen und in selbigem Raum eine mir unbekannte Gerätschaft vorfand, die sich als eine prähistorische Waschmaschine entpuppte, die die Leute laut Mutter früher benutzt hatten, empfand ich eine tiefe Begeisterung für dieses Früher.

 

Magie verloren

 

Da hat es doch tatsächlich Leute gegeben, die einfach so vor sich hinlebten, ihren Aktivitäten nachgingen und Sachen jenseits meiner Vorstellungskraft erledigten. Eine Welt, frei von jeglichen Schwierigkeiten unserer Zeit, die sich meinen Kenntnissen vollkommen entzieht und nur vage in meiner Vorstellung existiert.

 

Heute hat dieses Früher eine ganze Menge an Magie eingebüsst. Wenn ich an die Zeit zurückdenke, in der ich bereits auf der Erde wandele, ist daran nichts Rätselhaftes, nichts Mystisches und Unvorstellbares zu finden. Ich habe ja alles miterlebt und kann mich stets mehr oder weniger gut daran erinnern, was um mich herum passiert ist.

 

«Rauchen tötet»

 

Selbst vieles, was vor meiner Zeit geschehen ist, wurde bereits aufgedeckt. Es wurde besungen, analysiert, darüber berichtet, niedergeschrieben und in allen nur denkbaren Formen festgehalten, sodass sich auch künftige Generationen an den Geschehnissen und den Schicksalen der Menschen vergangener Tage laben können. Grundsätzlich eine gute Sache, die Geschichte zu kennen und auch Kenntnisse daraus zu gewinnen, die uns als Gesellschaft für die nahe und ferne Zukunft helfen können, das Leben besser zu meistern.

 

Es heisst ja: « Lerne aus der Geschichte, oder wiederhole sie» oder irgend sowas. Allerdings heisst es ja auch «Rauchen tötet» und trotzdem zünde ich mir quasi zeitgleich mit diesem Gedanken eine Zigarette an und entlasse eine kalte Rauchwolke in den Raum. Die Magie der Vergangenheit ist weg, um nie wieder zu kommen. Eine Tatsache, die mich merkwürdig melancholisch stimmt.

 

Schreibwettbewerb

 

Diesen Text habe ich vor einigen Jahren für einen Schreibwettbewerb einer lokalen Zeitung geschrieben. Ich habe ihn aber nie eingereicht, weil er – obwohl noch einige Zeilen folgen würden – zu kurz war. Ich habe ihn vor einiger Zeit auf meiner Festplatte entdeckt und gedacht, den könnte ich ja hier bringen und habe ihn kurzerhand, fachmännisch hineinkopiert. Nicht unbedingt aus dem Grund, damit der Text mal gelesen wird, sondern eher, weil sonst gerade nicht wirklich viel passiert, was es wert wäre zu Papier zu bringen. Vielleicht habt ihr gemerkt, dass ich deswegen auch das letzte Mal keinen Beitrag geschrieben habe.

 

Ich sitze aber nicht nur zu Hause rum und drehe Däumchen, denn ich habe im Moment gerade viel zu tun. Wie ich es schon einmal angekündigt habe, neigt sich das Semester dem Ende zu, die zahlreichen Aufträge, die für die Schule zu erledigen sind, werden langsam dringend und die Prüfungen sind fast in Sichtweite. Ich werde aber dieses Mal nicht darüber jammern, lernen zu müssen. Das hebe ich mir für nächstes Mal auf.

 

Nicht zuletzt, weil er neben dem Studium bei der Anliker Landtechnik AG arbeitet, hat Dominic Spahr immer viel zu tun. 
zvg

 

«Früher war alles besser»

 

Den Textausschnitt habe ich aber auch aus einem anderen Grund übernommen. Denn in Zeiten einer Pandemie, des Klimawandels und einem Krieg im Vorgarten scheint es verlockend an vergangenen Tagen und vergessenen Zeiten herumzufantasieren. Auch wenn ich dabei vermutlich vieles romantisiere und mich fast zum Gedanken «früher war eh alles besser» verführen lasse. Früher war überhaupt nichts besser. Höchstens vielleicht, dass man damals noch nicht gewusst hat, dass einem Zigaretten ganz fürchterlich krank machen.

 

Wenn nun also in der Vergangenheit nichts besser war, heisst das folglich, das in der Zukunft alles besser werden wird, als es heute ist. Lückenlose Logik eines künftigen Ingenieurs. Deshalb: Augen nach vorn, macht es gut und häbet Sorg.

 

Teil 10: «Du bekommst ganz sicher den ‹Verleider›» - Schweizer Bauer
Teil 9: «Nur das Leben auf eigenen Hof ist besser» – Schweizer Bauer
Teil 8: «Nur Müll fressen und alles verdrecken» – Schweizer Bauer
Teil 7: Neue Frisur und ein ungeheurer Schatten – Schweizer Bauer
Teil 6: «Ich gehe fürs Klima in die Schule, statt sie zu schwänzen» – Schweizer Bauer
Teil 5:  Vom Prüfungspult auf die Piste
Teil 4: Prüfungsstress und Zeitmanagement
Teil 3: «Jahr beginnt für mich mit Corona»
Teil 2: Vom Traktor in den Hörsaal
Teil 1: Neuanfang an der Hochschule

 

 

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